Praiotische Eingottlehre (Collectanea haereticorum)

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Die Praiotische Eingottlehre: Entstehungsfolge der Götter aus Praios' Wirken

Die Praiotische Eingottlehre des Cendor aus Belhanka (ca. 160 bis 225 BF), entstanden um 220 BF, propagiert den Herrn Praios und das Prinzip des Lichts als Urgrund derischen Seins. - Die Lehre gilt als häretisch.

Demnach habe das Licht (Praios) das Leben (Tsa) gespendet und hieraus nähere Ausdrucksformen entwickelt: Pflanzenleben (Peraine), Tierleben und viehisches Sozialleben (Travia) sowie das geistige und somit menschliche Leben (Hesinde). Auf der Gegenseite seien durch den schöpfenden Akt des Lichts folgerichtig die Repräsentanzen des Schattens (Phex) und der jeweils opponierenden Prinzipien entstanden: Durch die Schöpfung des Lebens (Tsa) sei zwangsläufig der Tod (Boron) hinzugetreten, und auch die positiven Ausdrucksformen hätten ihr Gegenteil gefunden: Die Kälte (Firun) opponiere der Entstehung des Pflanzenlebens (Peraine), die Anarchie der Triebe (Rahja) opponiere dem Sozialverband (Travia), und die zerstörerische Geistlosigkeit (Rondra) widerstreite dem geistigen Leben (Hesinde). - Ingerimm und Efferd integrierte Cendor in sein System, indem er sie als Bestandteile der Sumu aufnahm, also als die bloße Matrix derischen Seins nach der Überwindung durch Los.

Der Namenlose tritt in Cendors System nicht als Gottheit im engeren Sinne auf. Er wird hingegen als sphärenfremder Störer der Harmonie des schöpfenden Praios begriffen. Demnach ist er gleichsam ein Kollektivbegriff insbesondere für dämonische Eingriffe auf Dere.

Folglich schuf Cendor aus Belhanka eine Lehre, die den Gott Praios nach Los in die Rolle des Schöpfers rückte und die anderen Götter als Folge oder Ergebnis seines Wirkens auffasste. Somit machte er die verbleibenden elf Geschwister zu nachgeordneten Entitäten. - Allerdings lässt sich dieses System bereits durch einen immanenten Perspektivenwechsel anfechten: So könnte behauptet werden, der Schatten, also das Prinzip des Phex, existierte bereits unabhängig von Praios, also vor dessen Wirken. Der Schatten existierte also ohne die Voraussetzung des Lichtes und wäre der erste Zustand des derischen Seins. Demnach geht Phex dem Praios voran, indem jener sodann erst hinzutreten möge.

Die Lehre ist insofern interessant, als dass sie zwar einerseits die zwölfgöttliche Gemeinschaft, wie sie im Zwölfgötteredikt des Silem-Horas beschrieben wird, aufgreift, gleichzeitig aber in der praiotischen Tradition der Heraushebung des Götterfürsten steht. Elemente daraus können bei der Entwicklung der Glaubensdoktrinen der Priesterkaiser gut ein Jahrhundert später eine Rolle gespielt haben. Andere dagegen stehen im krassen Gegensatz zur damaligen Weltsicht der Geweihtenschaft, etwa die Einordnung der Echsengötter Tsa und Hesinde auf der Seite des Lichts. Im Gegenteil waren diese Kulte zur Priesterkaiserzeit ebenso der Verfolgung ausgesetzt, wie der Kult des Phex und der Rondra.


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