Egalitäre Götterkinderschaft (Collectanea haereticorum)

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Die Lehre von der Egalitären Götterkinderschaft leugnet sie die von der Geweihtenschaft beanspruchte Mittlerrolle zwischen Menschen und Göttern. In Konsequenz stellt sie alle Menschen in eine zunächst gleichberechtigte Beziehung. Die Gabe der zwölfgöttlichen Moralität, also der Vernunft in einem vor allem ethischen Sinne, erfolge sodann allein auf dem Wege des übernatürlichen Lichts (Karmaenergie) bzw. der göttlichen Gnade (gratia divina). Dass die aus der Zwölfgöttlichkeit abgeleitete Ordnung der Stände gleichfalls eine Menschensatzung sei, werde eindeutig erkennbar an der Herrschaft des Hauses Firdayon: Allein innerweltliche Gewaltanwendung habe jenem zum Königtum verholfen, nicht etwa zwölfgöttliches Wirken.

Im Umfeld des Wanderpredigers Pereijan von Leyden und der so genannten "Jünger der Götter" wurde zur Zeit des Horasischen Thronfolgekrieges wurde die Lehre der Götterkinderschaft in einem besonders radikalen Sinne verfochten, indem die aus der Zwölfgöttlichkeit abgeleiteten Menschensatzungen - und zwar vor allem Standesvorurteile - gleichfalls geleugnet wurden. Ihre Klientel wurde vornehmlich von Bauern und Besitzlosen, aber auch von aufstrebenden Bürgern gebildet, welche in der Lehre von der egalitären Götterkinderschaft ein Instrument erblickten, die überkommene politische Struktur aufbrechen zu können.

Praiotische Gegenposition

Praiologische Gegenpositionen mit Blick auf die Rolle der Geweihtenschaften seien außen vor gelassen. Eine politische Gegenposition konstatiert die Ständeordnung schlicht als gottgewollt und keineswegs als innerweltlich, weil die Einsetzung der ersten comites von Horas selbst ausgegangen sei und sich wegen dessen Gottessohn- bzw. -enkelschaft mittelbar auch der übrige Adelsstand von Praios herschreibe. Dass eine Herrschaft durch Gewalt aufgerichtet werde, sei zwar zuweilen auch zutreffend, bringe jedoch nur zum Ausdruck, dass der Herr Praios in seinem undurchdringlichen Willen das Reich einem auserkorenen Volk zuerteile und beispielsweise eine Herrscherin wie Hela-Horas bestrafe. Sobald das Reich aber begründet sei und der Herrscher von Praios eingesetzt - und zwar im Zweifelsfall durch einen Spruch der Praios-Kirche und eine Translatio imperii -, sei Ungehorsam die schlimmste Sünde gegen die Götter. Die Position, die Verleihung der Herrschaft sei durch Horas hindurchgeflossen, wird in neuerer Zeit besonders durch die Authentizität der Comto-Ogman-Urkunde abgesichert: Die Abkunft des Hauses Firdayon von den Horaskaisern stellt es in eine unmittelbare und nicht nur gnadenhalber zuerteilte Stellvertreterschaft des Herrn Praios.

Innerweltliche Gegenposition

Auch andere Kritiker erkennen durchaus an, dass die Schaffung der gesellschaftlichen Ordnung auch als innerweltlich gedeutet werden kann, also als Menschensatzung. Dass es Unterschiede gebe, sei jedoch unstrittig und daher nicht als naturwidrig einzustufen. Diesen ursprünglichen und zugleich praiosgewollten Mangel, die Ungleichheit, leugnen zu wollen, hieße daher, die Glückseligkeit des Menschen auf Deren selbst verwirklichen zu wollen. Die Folge dieser unmöglichen Forderung hinwieder würde eine Instabilität jedweder Ordnung und also ein permanenter Bürgerkrieg gewesen sein. Diese Blickrichtung entspricht einem Standpunkt des Utilismus des Salquirio della Pena, der die praiotische Auffassung und deren Monarchietheorie auch ohne eine auf Transzendenz abhebende Herleitung zu vertreten weiß.


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