Geschichtsschreibung (Ars Horatice vivendi)

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Ein Geschichtsschreiber ersinnt, wie es recht eigentlich gewesen

Die Geschichtsschreibung des Lieblichen Feldes ist - wie auch andernorts - keine nach Objektivität oder zwingend nach einer gesicherten Faktenlage strebende Gelehrtendisziplin. Vermutlich werden erst die Historiker ferner Jahrhunderte etwa die Annalen der Klöster und Städte sowie die Hauschroniken im quellenkritischen Vergleich erfassen und sich um eine treue Rekonstruktion der Geschichte bemühen. Vorerst aber zeichnet sie sich aus durch:

1) adressatenbezogenes Schreiben im Sinne einer Auftragsarbeit
2) apologetische Züge, nämlich einen verherrlichenden Bezug auf den Adressaten.

Der Historiker ist nicht auf eine durchgehende Chronologie und auch nicht auf eine quellenbezogene Recherche verpflichtet. Im Allgemeinen ist er ein Auftragsarbeiter, der beispielsweise die Großtaten einer bedeutenderen Herrscherfamilie lobpreisen soll. Die übliche Einteilung eines Geschichtswerks erfolgt nach Büchern, denen in einem Vorwort ein besonderes Thema vorangestellt wird. Moralisiert wird gemeinhin in der Darstellung von Taten, die als exemplum - also als Beispiel - einen allgemeinen Aussagewert haben sollen. Der Rückgriff auf ältere Epochen kann dabei einen Vergleich bieten.


Und also, wie einstens Hela-Horas erbebt vor der Götter Zorn, weil praioswidrige Hybris sie erfasst, so auch schritt Hal zum letzten Gebete. Sein Reich fiel ledig. Daran man sieht, dass praiosfürchtige Bescheidenheit, wie sie durch Amenen wirkt und stets an ihr sichtbar, eine Lehre war. - profirdayonitischer Geschichtsschreiber, um 1020 BF.


In der Geschichtsauffassung kann ferner als Rahmen festgehalten werden, ob der Historiker ein zyklisches oder ein teleologisches Modell verwendet. Ersterenfalls hat die Geschichte kein Ziel, sondern vollzieht sich als Auf- und Abstieg der Zustände mit Momenten der Läuterung, der Dekadenz der Völker o.ä. Das teleologische Modell hinwieder sieht ein Ziel der Geschichte vor. Innerweltlich kann es etwa den Aufstieg eines Herrscherhauses oder den Weg zu Reichsgründungen beschreiben. Vor allem aber ist es religiös motiviert und fasst etwa bestimmte übergeordnete Zeitalter oder gar das Weltende ins Auge.


Was mit Rauls Griff nach dem Imperium begonnen, wirkte 1000 Jahre. Wie die Götter es bestimmt hatten, folgte auf dies Millenium jedoch eine Erneuerung und Wiedergeburt von Horatens Wesensschau, welche wir unsere Gegenwart heißen. Und daher endet dies Geschichtswerk hier.


So ging nach Helens Schande unserer Himmelsstrich einer finsteren Zeit entgegen. Weil aber in dem Niedergange noch stets auch der Keim der Erneuerung ruht, sannen die Horasier auf Läuterung. So härteten sich die Sitten in blutigem Leide ab, weil die Rondra Garethica (= garethische Raserei) es abzwang und auch die Affenartigen bald unsere Weiber und Kinder unter sich zu nehmen trachteten. Ehe aber auf Khadanen der Blick zu heften ist, muss noch vieles erzählt werden, was den Weg zu neuem Aufstiege bereitet haben würde. -


Zu den Stilmitteln der Geschichtsschreibung gehört an erster Stelle die oratio ficta, also eine erfundene Rede. So könnten beispielsweise die Positionen des Thronfolgekrieges in mehrere Reden oder in einen Dialog zwischen Gesandten gefasst werden, ohne dass es einen solchen Austausch wahrgemäß gegeben haben müsste. Zugleich bietet die oratio ficta trotz ihrer Untreue eine Abstraktionsmöglichkeit für komplexe Vorgänge.
Ebenso legt ein Topos eine Untreue nahe. Der Topos ist ein inhaltliches Element, das zum Zwecke der Charakterisierung und Wertung bestimmter Begebenheiten zu einer Konvention geworden ist. Beispielsweise die Grausamkeit und Lüsternheit von tyrannischen Herrschern ist ein Topos, - was in der Geschichtsschreibung regelmäßig zu lesen ist und gleichwohl nicht auf den Einzelfall zugetroffen haben muss.

Bedeutende Geschichtsschreiber und -werke

- Gandeweiß Gattafiera (profirdayonitisch - Mitte 8. Jhd. BF) - Rerum Firdayoniticarum Historiae Libri XII (= Zwölf Geschichtsbücher über die Begebenheiten des Hauses Firdayon)
- Pandolf Trequerce - (profidayonitisch - Ende 8. Jhd. BF - Memorabilia Khadani regis (= Denkwürdigkeiten des Königs Khadan)
- Praiodin Phexfreund (proberolingisch) - Historia vitae et gestorum Eccellentissimi Ducis Eolani Tertii (= Geschichte des Lebens und der Taten des hohen Herzog Eolan III.)
- Salvinko von Trequerce (proturrianisch - 1032 BF) - Historia Efferdicorum a Bello Successionis Horaticae (= Geschichte der Efferdier seit dem Horasischen Thronfolgekrieg),
- Memorabilia et notabilia Bosparaniae destructae - "Denkwürdigkeiten und Wissenswertes über den Untergang Bosparans"
- Gesta Rauli imperatoris - "Die Taten des Kaisers Raul"
- De bello Garethico - "Über den Garethischen Krieg" (= Unabhängigkeitskrieg)
- De coronatione Khadani regis - "Über die Krönung des Königs Khadan"
- Vita Khadani regis - "Das Leben des Königs Khadan"
- Diplomata Khadani regis - "Urkunden des Königs Khadan"
- De coniuratione Cuslicana - "Über die Verschwörung von Kuslik"
- Gesta Amoenae Magnae - "Die Taten Amenes der Großen"



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