Dichtung (Ars Horatice vivendi)

From Freigonfalonierat

Ein Dichter unter Bäumen

Die Dichtkunst des Lieblichen Feldes ist, gemessen an den gesamtaventurischen Verhältnissen, auf dem gesamten Kontinent am besten entwickelt. Jedenfalls im Kreise der güldenländischen Kultur unübertroffen, kann sich bestenfalls die Dichtkunst aus dem Land der Ersten Sonne an ihr messen.

Drama

Das Drama hat seine Vorläuferin in den sacre rappresentazioni der zwölfgöttlichen Kulte, also in öffentlichen Mysterienspielen. Ihre Ritualisierung hat in einem ersten Schritt zu einer Verschriftung der festen Abläufe geführt. Die Stoffe sind von unterschiedlichem Traditionsreichtum und reichen von der Reichsgründung des Horas über die heiligmäßigen Handlungen der Heroen aus den Goblineskenkriegen bis hin zu einer Fülle von Spielen zu Regional- und Lokalheiligen. Bei diesen Spielen ist die religiöse Konnotation noch übermächtig.
Der angesprochene Ablöseprozess endlich hat zur Form des Dramas mit rein innerweltlichen Personen geführt. Hierbei zu unterscheiden ist grundlegend die Tragödie von der Komödie. Erstere hat hehre Taten und großes Leiden zum Gegenstand, letztere die Lächerlichkeit von Lebenssachverhalten. Sakrilegischen Charakter hat dabei die Darstellung von Personen aus der Obrigkeit in der Komödie, - die an sich bereits als minderwertige Gattung gilt. Pikant kann auch die Typenkomödie sein, die Darstellung von überindividuellen Personen aus der Gesellschaft oder auch aus bestimmten Regionen.


"Im 4. Aufzug hieß es, der Protagonist werde von 'der Hoffnung goldenem Strahle erfasst'. Was mag er mit dem 'goldenen Strahle' nur gemeint haben?" - Frage nach dem Besuch eines Schauspiels.


Prosa

Illustration aus einer Novellensammlung

Eine Novelle ist eine kurze Geschichte, die ein herausragendes Ereignis behandelt. Die berühmteste im Lieblichen Feld geläufige Novellensammlung sind die Geschichten von 1001 Rausch, wie auch die Novelle als Gattung und in ihren Inhalten überhaupt stark an Vorbildern aus dem Land der Ersten Sonne inspiriert ist.
Eine Novelle unterteilt sich in eine narratio der Begebenheit und in eine moralisatio oder eine scharfe Pointe, einen allgemeinen Verweis auf eine Tugend oder Lebensweisheit. Eine historische Belegbarkeit des behandelten Ereignisses ist hierbei in aller Regel nicht gegeben bzw. das Rahmenereignis schimmert nur noch in Figuren und Örtlichkeiten durch. - Beispiel: "Kaum dass die Adeligen bei Baliiri geeidet, da traf der hehre Khadan einen Hirten mit der Herde. Und der König sprach: 'Guter Mann, wie schön es ist, dass die Herde ihm folgt ...'" usw. Bei minder gebildeten Novellendichtern wird dabei oftmals ersichtlich, dass sie über kein skaliertes Zeitverständnis verfügen. So werden Ereignisse, Rahmengegebenheiten und historische Persönlichkeitenen nicht selten in einem gemeinsamen Zusammenhang vermischt.


"..., daher man sieht, dass der Großen Ratschluss wie das Sinnen des Schäfers über der Herde ist."'


Gedichte und Gesänge

Das Heldenepos behandelt in Versdichtung einen herausragenden Helden und ein herausragendes Ereignis. Typische Themen sind das Wirken von Gründerheroen wie Horas oder Khadan Firdayon, aber auch die Goblinesken- und Tulamidenkriege.

Ein kurzes Beispiel
«Canto le armi, le donne e gli eroi,
(...)»
D.i.
«Ich besinge die Waffen, die Frauen und die Helden,
(...)»


Das Sonett oder auch Klanggedicht besteht idealerweise aus 14 Strophen, die sich in zwei Quartette und zwei Terzette unterteilen lassen. Jeder Vers sollte elf Silben haben, wobei insbesondere aufeinanderfolgende Vokale als eine Silbe zu werten sind, also sozusagen in einem Übergang ausgesprochen werden.

Ein Beispiel (1)
«Tanto gentile e tanto onesta pare
la donna mia quand'ella altrui saluta,
ch'ogne lingua deven tremando muta,
e li occhi non l'ardiscan di guardare.
Ella si va, sentendosi laudare,
benignamente d'umiltà vestuta;
e par che sia una cosa venuta
da cielo in terra a miracol mostrare.
Mostrasi sì piacente a chi la mira,
che dà per li occhi una dolcezza al core,
che 'ntender no la può chi non la prova:
e par che de la sua labbia si mova
uno spirito soave pien d'amore,
che va dicendo a l'anima: Sospira.»
D.i.:
«So edel und so ehrbar scheint
Meine Herrin, wenn andere sie grüßt,
Dass jede Zunge zitternd muss verstummen,
Und die Augen sie zu schauen sich nicht erkühnen.
Sie geht vorüber und sie hört, wie sie gelobt,
Und kleidet gütig doch in Demut sich;
Und scheint es, etwas sei gekommen
Vom Himmel auf die Erde, ein Wunder zu schauen.
So entzückend ist sie dem, der sie bestaunt,
Dass durch die Augen eine Süße dringt ins Herze,
Die nicht verstehen kann, wer nicht gekostet:
Und es scheint, von ihren Lippen rührte
Ein milder Hauch erfüllt von Liebe sich,
Der noch und noch zur Seele spricht: Seufze.»


Die Minnetenzone bzw. das Minnestreitgespräch ist ein Gedicht, das die Werbung eines Mannes um eine Frau beschreibt. Sie kann ernsten Inhaltes sein oder burlesk - oder auf ironisierende Weise beides.

Ein Beispiel (2):
«Rosa fresca aulentissima ch'apari inver' la state,
le donne ti disiano, pulzell' e maritate:
tràgemi d'este focora, se t'este a bolontate;
per te non ajo abento notte e dia,
penzando pur di voi, madonna mia».
«Se di meve trabàgliti, ...»
D.i.
«O frische Rose, die Du, wohlduftendste, gegen den Sommer erscheinst,
Dich beneiden die Frauen, in Travia und auch Maiden:
Ziehe aus diesen Feuern mich, wenn es Dir zu Willen;
Deinethalber habe ich Rast nicht des Nachts noch am Tage,
Weil ich nur an Euch denke, o meine Herrin».
«Wenn Du für mich Dich plagst, ...»


(1) Anmerkung: «Tanto gentile e tanto onesta pare» von Dante Alighieri, «Vita Nuova» (Florenz, 1290er Jahre)
(2) Anmerkung: «Rosa fresca aulentissima» von Cielo d'Alcamo (Sizilien, Mitte 13. Jhd.)

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