Germanologie (Begriffserklärung)

From Germanologie

Der Begriff „Germanologie“ hatte ursprünglich im 19. Jahrhundert eine weit umfassendere Bedeutung als heute. In der Frühzeit der Disziplin war die Germanologie als Sammelbezeichnung für alle wissenschaftlichen Beschäftigungen mit den „germanischen Völkern“ gedacht — und dazu zählte nicht nur die Sprach- und Literaturwissenschaft der alt-, mittel- und neuhochdeutschen Sprache, sondern ausdrücklich auch die Geschichte, Archäologie, Rechtsgeschichte, Mythologie und Religionsgeschichte der Germanen von der Vorzeit bis zum Frühmittelalter.

Insbesondere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, im Gefolge der Romantik und der Nationalbewegungen, begründeten Gelehrte wie Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Karl Lachmann, Johann Andreas Schmeller, Konrad Maurer und andere eine umfassende germanistische Altertumswissenschaft, die auch Sprach-, Rechts- und Sagenkunde, sowie die Frühgeschichte der Germanen bis in die fränkische Zeit einschloss. Die Grimmsche Deutsche Mythologie (1835) ist ein Beispiel für diesen interdisziplinären Zugriff. In dieser Zeit war Germanologie also ein Überbegriff für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Sprache, Literatur, Geschichte, Recht und Mythologie der germanischen Völker.

Im Verlauf des späten 19. Jahrhunderts begann sich die Disziplin jedoch zu spezialisieren und zu institutionalisieren. Die Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Archäologie und Volkskunde trennten sich zunehmend voneinander. Die ursprünglich unter dem Dach der „Germanologie“ vereinten Forschungsbereiche gliederten sich in eigene Disziplinen aus. Der Begriff Germanistik setzte sich in den Universitäten für die philologische und literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit der deutschen Sprache und Literatur durch, während die Beschäftigung mit der Geschichte der alten Germanen fortan in der Althistorie, der Mediävistik, der Frühgeschichtlichen Archäologie und der Volkskunde beheimatet war.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff Germanologie im deutschen Sprachraum fast nur noch synonym zu Germanistik verwendet, vor allem im Ausland (z. B. in Frankreich, Russland oder Japan) blieb der Begriff Germanologie für die deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft gebräuchlich. In Deutschland selbst bezeichnete man die Disziplin seither nahezu ausschließlich als Germanistik, wobei der Begriff Germanologie als veraltet oder historisch angesehen wurde. Die Beschäftigung mit der Geschichte der Germanen fiel fortan der Vor- und Frühgeschichte, der Althistorie, der Archäologie des Mittelalters, der Rechtsgeschichte und der Volkskunde zu.

Der seit fast 200 Jahren ausgestorbene Fachbegriff wurde von dem deutschen Germanologen Andreas Alexander Ulrich am Anfang des 21. Jahrhunderts wiederbelebt und seither als eigenständige, nichtakademische Wissenschaft etabliert. Ulrich legt dabei besonderen Wert auf eine strikte Trennung zwischen Germanologie und Germanistik.

©1997—2025 Andreas Alexander Ulrich (Urheber) [Foto]


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