Erster Tag: Monarchie (Rerum Belhancanarum dialogus)

From Freigonfalonierat

Am fiktiven ersten Tag des Dialogs in der Schrift "Rerum Belhancanarum dialogus" wird die reine Monarchietheorie vorgestellt. Der fiktive Hauptsprecher bzw. die halbliterarische Hauptfigur dieses Dialogteils ist Praiophilo Torrem, ein Praiosgeweihter.


Zusammenfassung

Praiophilo Torrem - fiktiver Hauptsprecher am ersten Tag des Dialogs

Eingangs wird die Feststellung getroffen, dass der Mensch ein geselliges Wesen (Travia) ist. Da das menschliche Zusammenleben zugleich Ordnung zwischen den Individuen und Gruppen benötigt, ist für die Geselligkeit jedoch ein einigendes Band des Friedens notwendig (Praios). Auf diese Notwendigkeit gründet sich das Amt des Königs in einer Herrschaft unter Freien.

Der König steht in der Beziehung zum Volk wie der lenkende Verstand in Beziehung zum Körper und wie die Götter zur Lenkung des Derengeschehens. Dabei strebt er das Gemeinwohl an. Gleichwohl kann das Königtum entarten – und zwar zu einer Tyrannis. Sie unterscheidet sich vom Königtum darin, dass der Tyrann nicht mehr das Gemeinwohl als Endziel seiner Herrschaft begreift, sondern lediglich tierhaft seinen eigenen Nutzen verfolgt. Dabei ist jedoch ein Tyrann noch weit eher hinzunehmen als die Entartungsformen anderer Staatsformen. Schließlich pflegt die Aristokratie zu einer Oligarchie zu entarten und die Politie – also die Herrschaft einer Mehrheit im Volke – zur Demokratie, also zur Pöbelherrschaft. Bei diesen Entartungsformen ist das einigende Band des Friedens wegen der aufflammenden Parteikämpfe gänzlich zerrissen, wohingegen der Tyrann lediglich eine allgemeine Bedrücktheit hervorruft und seine Regierung den Tugenden im Volke abträglich ist, nicht aber dem grundsätzlichen Zusammenhalt. Daher ist eine Tyrannis – solange sie nicht gänzlich unerträglich ist – in der Wahl zwischen diesen drei Übeln im Zweifel vorzuziehen. Außerdem sei beachtet, dass mit einem Tyrannen von den Göttern die Sünden des Volkes bestraft werden.

Damit aus einem König kein Tyrann wird, muss er gut ausgewählt sein. Außerdem muss die Verfassung des Landes so eingerichtet sein, dass sie den Übergang vom Königtum zu einer Gewaltherrschaft unwahrscheinlich macht. Entsprechend muss auch die königliche Macht eingeschränkt sein. Sofern eine Tyrannis gestürzt wird, hat dieser Akt von der Gesamtheit des Volkes auszugehen, nicht nur vom Streben einiger weniger. Wenn ein Tyrann gestürzt wird, ist dies jedoch kein Akt der Untreue, denn er selbst hat, gegen das Gemeinwohl agierend, vorher selbst die Treue gebrochen. Sonst wäre er kein Tyrann gewesen.

Der König in seinem Amt benötigt gleichwohl einen Lohn. Dabei wäre es jedoch fatal, ihm den Erwerb derischer Ehre und derischen Ruhms zum Prinzip der Regierung zu machen. Dann hätte er nämlich den Beifall der Menschen zu beachten, als würde die Vernunft sich von den Regungen des Leibes gebieten lassen. Und ob dies zwar unter anderen Übeln nicht das schlimmste wäre, ist es weniger erstrebenswert als das eigentliche Endziel der Regierung: Der König nämlich, über sein Reich gebietend wie die Götter über Dere, hat vor allem das Amt, das Volk durch Anleitung zur Tugend auf das Leben in den zwölfgöttlichen Paradiesen vorzubereiten und es für jene Welt nach dem Derenleben würdig zu machen. Demgemäß ist das Ziel seiner Regierung die Gerechtigkeit. Wenn er ihr mit Eifer dient, ist ihm nach seinem Tode auch ein besonderer Platz als Hausgenosse des Praios gesichert.


Die Erhabenheit der Herrschertugend ist ein Gleichnis des Herrn Praios. Der König tut in einem Königreiche, was Praios auf der ganzen Welt tut. So auch gebietet der Kopf den Gliedern, nicht die Glieder dem Kopf. Der Herrscher ist also ein Imitator Praiou. Ebenso ist er der Stellvertreter des göttlichen Horas, der einst auch kam, um den Menschen Frieden und Ordnung zu bringen.


In der Ausübung des Königsamtes erforderlich sind entsprechend die Hinbereitung des Volkes auf die Seligkeit, die Bestrafung der Übertretungen und die Belohnung des Verdienstes. Damit sich der Bereich des Derischen nicht mit dem des Alveraneidischen mische, ist gleichwohl eine Trennung des Herrscheramtes vorgenommen worden, nämlich die zwischen den derischen Königen und der Priesterschaft.


Personal tools