Alte Ogergrube (Tolkram)

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Die Alte Ogergrube bei Tolkram ist eine teils natürliche, teils künstliche alte Höhle, die zu priesterkaiserlicher Zeit als Hinrichtungsstätte diente. Sie liegt auf einigen Abstand zu der Ortschaft unter einem Abhang der Belcramer Hügel. Ihr Zugang ist heutzutage verschüttet und unterirdisch zudem vermauert. In der Landschaft sieht demgemäß nur das wissende Auge, wo sich die alte Ogergrube befindet.

Geschichte

In der Ogergrube wurden zu priesterkaiserlicher Zeit ein oder mehrere Oger gehalten. Wer wegen eines äußerst schweren Verbrechens verurteilt war, wurde auf Befehl oder kraft Autorisierung durch den Toricumer Praioslegaten zu den Ogern herabgeworfen, wo er erschlagen und von den unheiligen Geschöpfen verzehrt wurde. Durch diese Strafart sollte der Ausschluss aus der Gemeinschaft der rechtschaffenden Menschen auch im Tode zum Ausdruck gebracht werden, indem eine ehrenhafte Bestattung aberkannt wurde. Einen verlorenen Menschen von den unheiligen Geschöpfen fressen zu lassen, verstand sich dabei auch als eine so genannte "spiegelnde Strafe".


Beluae deficiunt ad lumen Praioticum spiciendum. Quam ob rem et consequenter opus est earum quasi Praioticum, quod illic gentem non sanctam et non illuminatam divorant. Isti morituri enim dissimiles sunt generi humano, quantum et beluarum humanivoracium impetus non est humanus, vel bestialis. In aspectu autem corporis habent quandam similitudinem. -Continua salus, 414 BF.


Diese Bestien haben den Mangel, den Lichtschein des Praios nicht erblicken zu können. Daher und folglich ist es ihre sozusagen praiotische Aufgabe, dass sie dort das unheilige und nicht erleuchtete Volk auffressen. Jene Todgeweihten nämlich sind dem Menschengeschlecht in der Weise unähnlich, wie auch der Trieb jener menschenfressenden Bestien nicht menschlich ist, sondern tierhaft. Im Anblick des Leibes hinwieder haben sie eine gewisse Ähnlichkeit.


Intratus cum esset sacerdos comitibus armiferis circumdatus verba fecit: "Damnatus es in aeternum!" Cecidit ...


Nachdem der Priester eingetreten war, umgeben von seien waffentragenden Begleitern, sprach er: "Verdammt bist du in alle Ewigkeit!" Der nun fiel ...


Die Höhle teilt sich im Wesentlichen in zwei Bereiche: So besteht der ehemalige Lebensraum der Oger aus mehreren natürlichen unterirdischen Hohlräumen, die durch eine zwergische Fehlgrabung - lange Zeit vor den Priesterkaisern - um einige wenige Gänge und Verbindungen erweitert wurden. Zur Überführung der Verurteilten hinwieder diente der zu einem zwölfstrahligen Rund ausgebaute ehemalige Wetterschacht, über den die Todgeweihten zu den Ogern herabgelassen wurden. Dieses zwölfstrahlige Rund blieb jedoch schon zu priesterkaiserlicher Zeit unvollendet.


Quam male puniti erant aliqui malefactores: Nunc fugiverant beluas, quia in viculis quibusdam eos persequi possible non erat, nunc fame moriebantur. (zeitgenössischer Bericht)


Wie übel bestraft nun waren einige Missetäter: Bald hatten sie vor den Bestien fliehen können, weil es ja nicht möglich war, sie in den gewissen kleinen Gängen zu verfolgen. Aber dann starben sie Hungers.


Das Ende der Einrichtung kam mit dem Eigenwillen des Toricumer Praiosgeweihten, die Hinrichtung von verlorenen Menschen durch den Ogerfraß disponiere ihre Seelen mutmaßlich für die Gottheit des Namenlosen und könne daher nach den Übeltaten im Derischen in zwiefacher Weise von Schaden sein. Aufgrund dieser Bedenken ordnete er die Schließung der Ogergrube an.


Per aliquos dies beluas audivimus, ut clamabant fame et solitudine afflictae. Cives et servitores Illuminati Legati enim se lapides afferentibus portam seu omnes exitus claudebant. Et Hesinde frigidissima non obstabat eorum laboribus. (zeitgenössische Chronik)


Für einige Tage hörten wir die Bestien, wie sie, von Hunger und Einsamkeit bedrängt, schrien. Die Bürger und die Diener des Erlauchten Legaten nämlich schlossen, indem sie Steine herantrugen, das Tor und überhaupt jeden Ausgang. Sogar der bitterkalte Hesindemond hinderte sie nicht an solchen Mühen.


Gegenwart

Der ehemalige Eingangsbereich der alten Ogergrube ist in der Landschaft nur dem wissenden Auge erkennbar und ansonsten auch dem gemeinen Anwohner der Lage nach nicht mehr bekannt. Wer dennoch Kenntnis genommen hat, der mag Interesse haben an verschiedenen Gegenständen, die von den Verurteilten am Leibe getragen worden sein mögen: Auch zu damaliger Zeit wurde die Ogergrube niemals von Lebenden abgesucht, so dass sich in der Periode der Priesterkaiserzeit einige Dinge angesammelt haben könnten. Wissen tut es gleichwohl niemand.

Auch Teil der Überlieferung des gemeinen Mannes ist die so genannte Ogergrube. Gerade winters, wenn am Feuer und in der Stube die Menschen vereint sitzen und Geschichten aus alter Zeit sich erzählen, hat auch die alte Hinrichtungsstätte ihren Platz als ein heiliger und doch unheiliger Ort. So heißt es etwa:

Wann im Winter die Hügel kahl standen und über dem Lande kein Blatt an den Bäumen hing noch Schnee lag, konnte man ferne die Schreie der Verurteilten hören. Auch heute noch, wenn man sich in tiefer Firunsnacht von den Häusern entfernt und gegen die Hügel einige Schritte macht, macht sich manches Mal das Brüllen der Bestien hörbar, die, von der Dunkelheit ohne Augenlicht und von Hunger blindwütig, wie von Sinnen nach Fleisch verlangen. Das ist ein Grund, weshalb Kinder nicht allein in die Belcramer Hügel hinauflaufen dürfen.

Oder auch:

Überschreite nicht den Lauf des Flusses noch den Bezirk der Mauern noch die Schwelle Deines Hofes. Sind nämlich die Tage dessen, der da ohne Name, erwachen unter den Hügeln wieder die Bestien. Die nährten einst von dem Blut der Ungerechten sich, dass sie also in den Tagen des Ungerechten, die Augen glohweiß und hohl, mit dem Blut der Gerechten sich zu versöhnen suchen.

Gleichwohl ist die Lage der Hinrichtungsstätte in der Landschaft den Lebenden nicht mehr bekannt, - sofern von ungefähren Angaben abzusehen ist. Ob die Oger oder deren Opfer zu bestimmten Zeitpunkten unter dem Hügel zu Untoten erwachen, ob Gegenstände von besonderem Alter, besonderer Wirksamkeit o.ä. dort verblieben sind, - das alles sind Fragen, denen nicht vorgegriffen noch widersprochen sein soll, wie auch dem gemeinen Mann seine finsteren Herd- und Winternachtgeschichten nicht ausgeredet sein sollen.

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