Denklinien seines Lebens

From Anthologia

Sein Ausgangspunkt: die Selbsterfahrung einer Fremdheit zur Welt und zu sich selber, einer inneren Zerrissenheit, abgründiger Angst und Verzweiflung - hierin spiegele sich die Grundsituation des Menschen.

Seine Entdeckung: in der Angst erfahre der Mensch die Möglichkeit der Freiheit, denn die Angst löse die Wirklichkeit in ein Geflecht von bedrängenden Möglichkeiten auf, denen gegenüber der Mensch sich zu entscheiden habe: nichts sei ein für allemal festgelegt. Das Sein des Menschen sei ein Sein-Können ob etwas Wahrheit für den Menschen werden könne, hänge davon ab, ob er es mit voller Leidenschaft als seine persönliche Wahrheit begreifen könne, die die eigene Existenz berühre und verwandele.

"Die Subjektivität ist die Wahrheit." "Es gilt, eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich sein kann, die Idee zu finden, für die ich leben und sterben will." "Während das objektive Denken gegen das Subjekt und dessen Existenz gleichgültig ist, ist der subjektive Denker als existierender an seinem Denken interessiert, er existiert ja darin." "Nur das Erkennen, das sich wesentlich zur Existenz verhält, ist wesentliches Erkennen." der Mensch sei ein Wesen "in Existenz" - nicht ein abstrakter Denker wie bei Hegel; dieser sei nichts als ein Phantom.

"Der Mensch ist eine Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, von Zeitlichem und Ewigem, von Freiheit und Notwendigkeit, kurz, eine Synthese. Eine Synthese ist ein Verhältnis zwischen zweien." "Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält, oder ist das am Verhältnis, daß das Verhältnis sich zu sich selbst verhält." d.h. der Mensch erwerbe sein Selbst erst dadurch, daß er sich bewußt zu der Synthese seines Seins verhalte.

Selbst-Sein sei Aufgabe, die der Mensch frei sei, anzunehmen oder abzulehnen. Selbstsein könne also auch verfehlt werden, der Mensch könne sich zu seiner Synthese in einem Mißverhältnis befinden/in ein Mißverhältnis bringen Ein solches Mißverhältnis äußere sich in existentieller Verzweiflung, sie wirke als eine Krankkeit zum Tode.

Und: es sei insofern Sünde, als es vor und gegen Gott gelebt werde, in dem die Synthese Mensch, die da verfehlt werde, ihren Ursprung habe - man wolle im Falle des Mißverhältnisses vor Gott nicht man selbst sein. Auf dem Weg zu seinem Selbst-Sein durchschreite der Mensch 3 Stadien seiner Existenz:

1. Das ästhetische Stadium Hier lebe der Mensch in der Unmittelbarkeit, im und vom Äußerlichen und Sinnlichen, von dem er sich gerade angesichts der Genüsse, die hier winkten, als letztlich verzweifelt abhängig erlebe - er habe sich noch nicht als Selbst gewählt.

2. Das ethische Stadium Es bestehe in der Selbstwahl, motiviert durch die vorgängige Verzweiflung - diese verschaffe die ersehnte und erforderliche Unabhängigkeit vom Äußeren ... - noch nicht aber die Unabhängigkeit von der inneren Unvollkommenheit/der Sündigkeit "...nur indem ich mich selbst absolut gewählt habe, habe ich eine absolute Differenz gesetzt, die nämlich zwischen Gut und Böse." der Mensch werde zum Subjekt von Entscheidungen, das Leben erhalte Ernst und Kontinuität.

3. Das religiöse Stadium Es bestehe in der Annahme des Umstandes, daß der Mensch der Wahrheit/der Synthese, die seine Existenz ausmache, nur im Wege göttlicher Vermittlung teilhaftig werde "Es kommt darauf an, daß einer es wagt, ganz er selbst, ein einzelner Mensch, dieser bestimmte einzelne Mensch zu sein; allein vor Gott, allein in dieser ungeheuren Anstrengung und mit dieser ungeheuren Verantwortung." "Glauben bedeutet, den Verstand zu verlieren, um Gott zu gewinnen." "An die Kategorie ´der Einzelne´ ist meine etwaige Bedeutung geknüpft. Ich erkannte es als meine Aufgabe, darauf aufmerksam zu machen." "Ich habe auszuspionieren, wie sich mit dem Erkennen das Existieren und mit dem Christentum die ´Christenheit´ reime." "Wer gelernt hat, daß es nichts Entsetzlicheres gibt, denn als der Einzelne zu existieren, der wird sich nicht scheuen, zu sagen, daß dies das Größte ist." "Überall Verstand: statt einer unbedingten Verliebung – Vernunftehe; statt eines unbedingten Gehorsams – Gehorsam aufgrund von Räsonnement: statt Wagnis - Wahrscheinlichkeit, kluge Berechnung;; statt Handlung – Begebenheit." "Keiner entscheidet mehr selber; man begnügt sich damit Komitees und Komitees aufzustellen; zuletzt endet es damit, daß das ganze Zeitalter zum Komitee wird." "Aber die Menge ist die Unwahrheit."

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