Die Eroberung von Lechfeld
From Oeripedia
Es war wieder einer dieser langweiligen Donnerstagmorgende, der wie jede Woche durch eine Doppelstunde Geschichte bei Herrn Valderoni eingeleitet wurde. Stellvertretend für den Kurs 11C werde ich jetzt einmal schildern, was in Lechfeld (irgendeine Pseudo-Statt gegen die jedes noch so kleine Kaff wie Manhattan wirkt) geschah.
Zuerst stelle ich mich mal kurz vor: Ich heiße Filena, aber meine Freunde nennen mich meistens Fina, wie die Tankstelle. Ich sitze in Raum xxx meistens in der letzten Reihe, zweiter Platz von der herunter gekommenen Wand aus gesehen. Mehr braucht ihr auch erst mal nicht zu wissen, da ich hier nur als Erzählerin fungiere. Das bedeutet, ihr müsst euch die ganze Geschichte aus meiner Sicht antun oder selber eine schreiben. Zurück zum Geschehen.
Auch in dieser Woche gammelte ich wieder zwischen Hedwig und Rosa ab, als unser Lehrer verkündete, dass er ein Preisausschreiben von der Bundeswehr dabei habe. Jede von uns bekam eine Karte und ein Prospekt und weil mal wieder keiner aufgepasst hatte, musste wieder 4976 mal erklärt werden, was zu tun war. Dem Prospekt sollten verschiedene Begriffe der Luftwaffe entnommen und in eine Postkarte eingetragen werden. Wenn ihr mich fragt (was ihr wahrscheinlich nicht tut), war dieses Quiz auf Kindergartenniveau und keiner rechnete ernsthaft damit, etwas zu gewinnen.
Quiz und Luftwaffe gerieten in Vergessenheit und der schnöde Alltag an der Schule nahm Tag für Tag seinen Lauf. Ehrlich gesagt hatte ich noch nicht einmal eine Ahnung, wie das Thema des sogenannten Geschichtsunterrichtes lautete und ich war mit meiner 3 als Quartalsnote recht zufrieden.
Eines Donnerstagmorgens (meine Reihe war wie gewöhnlich im Wachschlaf versunken und versuchte die Stunden Schlaf nachzuholen, die in der Nacht für saufen und feiern draufgegangen waren) kam Herr Valderoni, den wir auch liebevoll den Baron der Finsternis nannten, mit dem üblichen, süffisanten Grinsen herein und der Tag begann in alter Gewohnheit. Er packte seine jedenfalls von ihm so genannten Geschichtsunterlagen heraus und fing an, mit der schnarrenden und belegten Stimme irgendeinen Kram zu erzählen.
Doch auf einmal rissen mich Geschrei und Beifall aus meinen Südsee-Urlaub-Träumen und ich fragte verdutzt: ,,Wer ist tot?! Aber Hedwig meinte: ,,Keiner. Wir haben 'ne Reise zur Bundeswehr gewonnen! Nachdem man mir das fünf mal erklärt hatte, hatte auch ich es kapiert und war vollends wach. Zwar nicht Südsee, aber besser als nix...
Das Reisedatum fiel genau in unsere erste Praktikumswoche und vor der Schulleitung konnte unsere kleine Exkursion als Praktikumsstelle gerade so über den unaufgeräumten Schreibtisch geschleust werden.
Happy Praktikum.
Im Antwortschreiben der Kaserne hieß es, das Kulturprogramm würde auch nicht zu kurz kommen und so standen die Erdinger-Weißbierbrauerei, München und eine urige Hütte mit Matratzenlager auf dem Tegelberg auf dem Programm.
Die Nächte verweilen sollten wir in der Unteroffiziersunterkunft und speisen sollten wir mit den Soldaten in der Truppenküche. Für die abendliche Unterhaltung sollte unser Hauptfeldwebel Frank sorgen, den wir später liebevoll Franky-Boy nannten. Wie diese Unterhaltung aussehen würde, konnten wir uns zu diesem Zeitpunkt nur allzu gut vorstellen, denn uns war von vorn herein klar, dass wir bei der Auswertung der Verlosung den Mädchenschule-Bonus hatten, wenn ihr wisst, was ich meine...
Von da an machten wir im Geschi- und Philounterricht Pläne und Listen, was alles mitgenommen und unternommen werden musste. (Was der Philounterricht damit zutun hatte?... Öhhh... ... also... na ja... *g*). Marie drehte sich zu mir um, als es um die Brauerei ging und rief diskret: ,,Da gehen wir wohl zusammen einen heben! Auf jeden Fall!
Wir beschlossen, keinen Alk von zu Hause mitzubringen, sondern in München mal ordentlich einkaufen zu gehen.
Lechfeld war ca. 600km von Oche entfernt und das bedeutete für uns eine ca. achtstündige Fahrt im offiziellen Bundeswehrbus, doch diese Strapazen nahmen wir gerne auf uns, da wir auf einer Spaßskala von 1-10 eine 12 erwarteten.
Aber bis zu unserer Reise fürchteten wir weiterhin im Unterricht unter der Fuchtel des Barons der Finsternis die ersten Opfer des schrecklichen Langeweiletodes zu sein.
Am 20.06.2005 war es endlich so weit. Der Bus sollte um 08:30 Uhr anreisen und Marie und ich düsten gegen viertel nach noch schnell zum Delhaize um Wasser zu kaufen und verpassten so beinahe den Bus. Gerade noch mal gut gegangen... Die unzähligen Taschen und Koffer waren bald von unserem zierlichen Busfahrer Rainer, der aussah wie Markus Maria Profitlich verstaut und wir hatten unseren 39-jährigen und für dieses Alter doch noch extrem gut aussehenden Hauptfeldwebel Frank kennen gelernt. Maries Kommentar dazu: ,,Ey Franky-Boy! Warst bestimmt mal 'n Schnittchen! *lol*.
Im Bus wurden dann schnell frohen Mutes einige Lieder angestimmt und so tönte es bereits am Ponttor zu meiner Linken: ,,An der Nordseeküste, am norddeutschen Strand, sind die Fische im Wasser und selten an Land!. Okay, sehr treffend, wirklich Leute ... Als die immer dürftiger werdenden Stimmen endgültig verstummten, ging die Fahrt weiter, wie Busfahrten meistens verlaufen: MP3-Player oder Discman wurden aktiviert, belanglose Dinge wurden erzählt, Tonnen Süßigkeiten wurden gefressen- äh... ich meine verköstigt, Zeitschriften wurden ausgepackt und ich las wie auf jeder Klassenfahrt die Tageszeitung meines Vertrauens mit vier Buchstaben *zwinker*. Zwischendurch wurde um Pinkelpausen gefleht, in denen man wie von Herrn Valderoni erschreckt aus dem Bus brauste und auf mehr als unhygienischen Aborten nach einer großzügigen Desinfektion durch ein Papiertaschentuch (Kilopreis 56Cent) sein Geschäft verrichtete.
Im riesigen Kasernengelände erwarteten uns schon bei unserer Ankunft im Durchmesser mehr als 3m geöffnete Fressen der Soldaten, insbesondere der Wehrpflichtigen. Doch auch Janie waren diese Herren nicht entgangen und der Kommentar: ,,Hey, Frischfleisch! kam beim Baron der Finsternis und unserer weiblichen Begleitperson wohl nicht so gut an.
Zunächst wurden wir nach unserer Ankunft ins Unteroffiziersheim (kurz Ufz-Heim) beordert, wo wir ein anscheinend nicht mit Betäubungsmittel bestücktes Getränk und unsere Stuben-Schlüssel erhielten. Als unser Tisch mit den Gläsern auf einen netten Aufenthalt anstieß, gab es direkt wieder eine Intrige sponsored by Baron der Finsternis: Der Typ schlich sich diskret von hinten an uns heran und meinte: ,,Wenn man eingeladen wird, wartet man, bis alle ein Getränk haben. Hey Alter, bleib mal geschmeidig und blamier uns hier nicht, wir wollen uns heute Abend noch zu 'nem Gläschen einladen lassen. Der vermasselt einem echt andauernd die Tour! Das Beste aber ist, dass er selber beim Abendessen des gleichen Abends noch nicht einmal gewartet hatte, bis die Hälfte unseres Kurses einen Teller vor dem entzückenden Näschen stehen hatte. Gabel geschwungen, Messer gehoben, Kiefer wie eine Schlange ausgehangen und alles reingeschoben. Schlange... Hö, hö, guter Vergleich... Aber mal ehrlich, wer hier unverschämt ist, braucht nicht mehr aus den Sternen gelesen zu werden! Na ja, wenigstens war das Essen, das wir dann endlich im Morgengrauen erhielten, schmackhaft. Oder wie meine beste Freundin Waltraud jetzt sagen würde: ,,Der Hunger treibt es rein, der Ekel würgt es runter. Nein, mal auf dem Teppich geblieben, das Essen war echt okay...
Tja, nach dem Essen war es an der Zeit, die Unterkünfte zu beziehen. Die waren geräumig, aber recht dunkel. Zu zweit teilte man sich eine mittig liegende Nasszelle, die sogar mit zwei Alibertspiegeln und zwei Waschbecken ausgestattet war. Anstatt die Betten zu beziehen und die Schränke einzuräumen schnappte sich Marie (mit der ich mir das Bad teilte) erst einmal ihr Handy, rief ihre beste Freundin an und ich testete den Fluchtweg aus dem Fenster. Ne, ohne Scheiß! Aus dem Fenster springen klappte gut und war eine Abkürzung zum Beachvolleyballfeld, das wir nach dem Abendessen besuchten und wo wir die ersten hemdlosen Soldaten abchekten. Unsere durchaus abstinente Sylvia präsentierte uns dann in einem direkt ihre Boxershorts, während Janie Marie die Haare zu einem Bauernzopf band und ich mit Jaqueline, Francesca, Poleczka und Lincey das halbnackte und bewegte Geschehen betrachtete. Das war also unsere erste Begegnung mit den Leuten, die uns im V-Fall verteidigen müssten. Sähe ehrlich gesagt schlecht aus, denn meiner Meinung nach hatten diese Jungs nicht mehr als posen drauf. Klar, die erhofften sich noch was für den Abend...
Als wir uns dann wieder mit unserem sexy Franky-Boy trafen, fuhren wir dann alle gemeinsam zum Ilsensee. Für unsere Bayern internen Fahrten hatten wir noch einen Busfahrer bekommen, der sich als waschechter Bayer herausstellte und zärtlich Kalle genannt wurde. Einige Mutige wagten es im nur noch spärlichen Licht der Sonne eine Runde im See zu schwimmen, während die Warmduscher unter uns private Kontakte zu unseren männlichen Begleitpersonen knüpften. Herr Valderoni machte sich zu einem Spaziergang mit unserer ahnungslosen, weiblichen Begleitperson auf, die ich jetzt mal Miss X taufe. Der See war wenig spektakulär, aber zum chillen doch ganz gut geeignet und wir fragten uns eigentlich die ganze Zeit, was unsere Lehrkräfte da im Unterholz veranstalteten...
Zurück in der Kaserne hatten wir ab ca. 21:00 Uhr Freizeit und nach einigem Gammeln auf der Stube entschloss ich mich mit Marie und Lincey an der Theke im Ufz-Heim zu verweilen. Da lernten wir dann die Wehrpflichtigen Rolf, Sebastian alias Rosy und den Koch kennen, dessen Name uns bis heute unbekannt ist. Da in unserer Stufe so viele Gerüchte um die Soldaten und unsere Fahrt kursieren, möchte ich jetzt einmal damit aufräumen und die (teilweise grausame) Wahrheit ans Licht bringen. Also schnallen Sie sich an, nehmen Sie mal langsam ihr Tiefkühldinner aus der Mikrowelle, bringen Sie Ihren Sitz in die gewünschte Position und lassen Sie den Hund alleine gassi gehen, der ist langsam alt genug!
Nachdem wir uns also feierlich an der Theke vorgestellt hatten, bekamen wir den ersten Schnaps spendiert- Sambuca mit Baileys. Okay, meinen Milchkaffe, den der Koch wohl aus der letzten Ecke gezaubert hatte, ließ ich dann auch stehen, als gleichzeitig ein neuer Schnaps und das Lehrpersonal erschienen. Flo (Nr.1), der hinter der Theke stand, ließ die Gläschen dann wieder elegant verschwinden und ich täuschte enorm großes Interesse an meinem inzwischen arschkalten Milchkaffe vor. Doch eben genannte, personifizierte Störfaktoren wünschten nur verschleimt- ironisch eine Gute Nacht und gaben das Schlachtfeld frei. Ein paar Kurze mussten noch dran glauben, bis Rolf fragte, ob wir schon was von der Kaserne gesehen hätten. Da wir dies verneinten zogen Rosy und Rolf mit uns in die OHG (Offiziersheimgemeinschaft) und meinten wohl die coolen Checker spielen zu müssen, indem sie uns verklickern wollten, wir kämen nur in Begleitung der beiden da rein. Man sollte vielleicht an dieser Stelle erwähnen, dass Frank uns am nächsten Tag sagte, dass WIR schon da rein durften, da wir Gäste der Bundeswehr waren, doch das schlichten Wehrpflichtigen der Zutritt untersagt war. Männer... Na ja, auf jeden Fall saßen wir fünf dann da an der Theke und lernten Fuchs kennen, der da den Pseudo- Barkeeper machte. Als erstes bekamen wir da einen B52 serviert, doch da wir vorher im Ufz-Heim noch einiges gekippt hatten, verkohlte uns aus mangelnder Koordination der Trinkhalm und Fuchs kippte den Kram in den Ausguss, nach dem Motto: ,,Die sind noch zu doof zum Saufen!. Lincey und Marie gingen mit Rosy zu Fuchs hinter die Theke, während ich mit Rolf ein Kippchen rauchte und über Musikgeschmack debattierte, da mir das Gegröle aus der Basemachine auf die Eierstöcke ging. Auf einmal hörte ich Lincey zu Fuchs sagen: ,,Wir probieren jetzt einfach mal alle Schnäpse aus, die wir nicht kennen.. Ja, ihr lest richtig und ich hatte das auch richtig verstanden. Gut. Über Becherovka und irgendwelche braunen Flüssigkeiten soffen wir echt alles durch; den Dracula, der aus einem Reagensglas getrunken werden muss, haben wir nicht mehr geschafft. Irgendwann zur frühen Morgenstunde wurde uns dann noch gezeigt, wo Rolf und Rosy arbeiteten und dann gings zurück ins Ufz-Heim, wo Poleczka mit einem Soldaten tanzte. Der Soldat stellte sich als Obergefreiter Alexander Tag aus Kasachstan heraus. Ganz ehrlich gesagt, von den Selbstgefälligen war er der unangefochtene Champ und so beschlossen Poleczka und ich unseren coolen Checker mal bis an die Grenzen zu führen. Es war ein ganz klarer Vorteil für uns, dass die Jungs seit Monaten keine Frauen mehr gesehen hatten und so tischten wir ihm eine schöne Geschichte auf bei der ihm, glaube ich, etwas anders wurde, wenn ihr versteht... Lincey hielt sich derzeit an Flo (Nr.2) und fuhr sich auf Wodka- Orange ein, während Marie und ich weiter wild durcheinander soffen. Schön gesagt, Filena! Leider kann ich euch nicht mehr alle Details berichten, da ich das meiste (ehrlich gesagt) nicht mehr weiß. Auf jeden Fall saß ich irgendwann mit Poleczka und den Jungs alleine da (also der Alk leistete uns natürlich fortwährende Präsenz) und wir erfuhren, dass die Soldaten genauso früh wie wir aufstehen und arbeiten mussten. Poleczka hielt es irgendwann wohl so langsam für den richtigen Zeitpunkt in die Heia zu gehen, wir versprachen, uns am nächsten bzw. am selben Tag nur später zu treffen und torkelten so (uns gegenseitig stützend) auf unsere Stuben. Als Poleczka ihre Tür aufschloss und ich weiter ging, rief sie mir noch nach: ,,Stell einen Fuß aus dem Bett, dann dreht es sich nicht!. Okay... Irgendwann hatte ich beide Beine auf dem Boden, es drehte sich immer noch und ich nuschelte mir selber zu: ,,Filena, der Letzte war zu viel.
Am nächsten morgen ging um 05:30Uhr der Wecker los und ich erwachte mit beiden Beinen aus dem Bett. Marie hatte mich am Vortag gebeten, sie schon mal zu wecken, bevor ich duschen gehe. Also schlurfte ich durch unser Bad in ihr Zimmer und sagte: ,,Aufstehen. Halb sechs. Wir müssen uns beeilen. Bor, is mir schlecht!. ,,Mir auch..., kam es da hinter einem Kissen zurückgenuschelt und ich verzog mich unter die eiskalte Dusche. Zur Dusche gibt es allerdings noch einiges zu sagen: Erstens mal, ging das Wasser nach ca. fünf Sekunden wieder aus und man konnte andauernd den Knopf betätigen, frei nach dem Motto: My finger is on the button, it's time to push the button Zweitens war das Wasser morgens arschkalt und musste Ewigkeiten vorgepumpt werden, um keine Eierstockverkühlung zu bekommen. So, erschwerend hinzu kam natürlich die Beinrasur. Eine Hand permanent auf dem Button, in der anderen Hand eine gefährliche Rasierklinge und das alles auf einem Bein, weil man das andere ja anheben musste, um es zu rasieren. Schicksalsjahre einer Frau...
So,... Shave the queen and push the button!
Beim Frühstück um 6.30 Uhr in der Truppenküche schworen wir dann unfeierlich mit dem Schädel eines Nashorns (inkl. Horn) am kommenden Abend nichts zu trinken. Die Soldaten, die mit uns getrunken hatten, sahen erstaunlicherweise recht fit aus, was doch etwas Ehrfurcht in unserem tiefsten Inneren weckte. Nach dem Pseudo-Frühstück (keine von uns hatte mehr als ein Glas Birnensaft herunterbekommen), fuhren wir mit unserem ultra-coolen Bus (mit seinem Bundeswehrkreuz auf der Front war der so ultra, der hätte euch voll in den Ar*** gef****. Liebe Grüße an die LotW-Fans ;-) ) nach Erding zum Luftwaffeninstandsetzungsregiment 1, wo uns erklärt wurde, wer welche Teile an einem Flugzeug, die (zu Deutsch) ,,im Arsch waren, wie und auf welche Weise reparierte. Hätte ich nicht so viel Restalkohol im Blut gehabt und hätte ich nicht dauernd die Befürchtung gehabt, dass mir mein Magen als Retourkutsche für den vorangegangenen Abend nun einen Arschtritt gibt und wären mir die Augen vor lauter Schlafentzug nicht ständig zugefallen, wäre dieser Vortrag bestimmt interessant gewesen! Ich versuchte dann noch bei einer kurzen Rast des Busses meinen Magen durch ein Milcheis häppchenweise wieder an feste Nahrung zu gewöhnen, was bei Frank herzhaftes Lachen auslöste. Später, als wir die Erdinger Weißbierbrauerei besichtigten, war ich dann sogar wieder fähig, ein paar Aufnahmen für's Homevideo zu machen, das bedauerlicher Weise am letzten Abend entführt wurde. Der Täter ist bisher unbekannt, ein Phantomfoto existiert ebenfalls nicht. Wer Hinweise zur Aufklärung dieses Falls liefern kann, bekommt zwar kein Belohnungsgeld, doch wenn der Täter aufgrund dieses Indizes überführt werden kann, gibt es für die erfolgreiche Kooperation einen Keks. An dieser Stelle möchte ich einige verzweifelte Worte an den Entführer richten: ,,Hier spricht die Schöpferin des Videotapes mit Inhalt Lechfeld. Bitte tun Sie meiner Kassette keine Gewalt an, sie ist doch noch so klein und hilflos! Und sie hat Angst im Dunkeln und ohne mich und die Kamera! So, genug geschwafelt.
Die Brauerei war echt cool und die Kostprobe des Bieres nach der Besichtigung auch, ... ...hö hö ... ... Doch natürlich lange nicht so interessant, wie der folgende Abend, an dem wohl einige von uns ihre standfesten Prinzipien über den Haufen warfen.
Meine lieben Leser, ich würde in dieser Geschichte gerne alle Details hemmungslos enthüllen, doch leider sind mir da meine doch recht schreibfreudigen Hände gebunden, da mich einige Lechfeldabenteurer inständig darum gebeten haben, manche Delikte nicht zu erwähnen. Doch da ich euch, meinen lieben und getreuen Lesern, das Beste nur äußerst ungern vorenthalte, werde ich versuchen, etwas mit der deutschen Sprache zu spielen und die Details, die ich eigentlich für mich behalten sollte, durch die Blume oder metaphorisch darzustellen. Es gibt doch nichts schöneres, als eine saftige Zweideutigkeit...
Außerdem, Leute, stellt euch mal hier nicht wie ein erkälteter Junge an! Wenn man Schnupfen hat, fällt einem nicht direkt die Nase ab...
So, als wir am Abend ins Ufz-Heim kamen, saßen Ophelia, Francesca und Miri schon mit einigen Soldaten am Stammtisch und lernten ein äußerst geistreiches, bayrisches Lied, das von leicht desorientiertem Körpereinsatz tatkräftig begleitet wurde und folgenden Text hatte: ,,Heut' wird die Sau geschlacht', DIE SAU! Heut' wird die Wurst gemacht, DIE WURST! Jedenfalls ist das der Refrain, denn der Rest des Textes ist irgendwie unter den Tisch gefallen... Während sich hier eine Art Folksfest abspielte, hielten sich Janie, Sylvia und Jaqueline am Sportplatz auf und schlossen eine Wette ab, deren Einsatz ein Trickottausch bei jedem Gegentor für die Mädchen war. Zur gleichen Zeit verweilte Marie mit den Gefreiten Rolf und Fuchs und einer Flasche Sambuca (äußerst nette Gesellschaft) in der OHG und führte eine äußerst interessante Unterhaltung. Im Ufz-Heim aber, nahm das kleine bayrische Volksfest etwas andere Ausmaße an.
Der Grund dafür waren die netten Soldaten vom Vorabend, die uns wieder reichlich Alk ausgaben. Einer sagte: ,,Kommt schon, einen trinken wir aber zusammen! Von uns schallte es im Chor: ,,Okay, aber nur einen. Mehr brauche ich, glaube ich, nicht zu sagen... Wir saßen also an der Theke und berichteten von unseren Erfahrungen in Sachen Luftwaffe. Sobald das Lehrpersonal sich zur Nachtruhe verabschiedet hatte, wurden die zahlreichen Flaschen unter Geklirre hervorgekramt und Sauforgie Nr.2 begann. Als wir nett angeheitert waren, kamen Poleczka, Sylvia und ich auf die Idee, uns von den Soldaten Poker beibringen zu lassen und mir wurde schon kurze Zeit später klar, dass ich einfach besser hätte aufpassen sollen, als die Nachbarin mir dieses Spiel vor einigen Jahren schon mal erklärt hatte. Zwischendurch als Marie mal auftauchte, ’’verabredeten’’ wir uns dann um 00:00 Uhr in unserem Badezimmer zur Mitternachtsdusche, die bei den Soldaten auf größtes Interesse stieß. Doch als wir von einigen Jungs Unterstützung angeboten bekamen, lehnten wir dankend ab, spielten aber dieses Spiel die nächsten Tage weiter und erzählten den Soldaten, dass so eine Mitternachtsdusche zu zweit ein netter Ausklang für den Abend wäre. Über die neidischen Visagen kann ich heute noch lachen! Gut, das Volksfest vorne ging weiter ab (ich habe bis heute keine Ahnung, was da passiert ist) und wir drei Mädels verzogen uns mit Alex, Fabi, Jens und noch irgendwelchen Soldaten an die ich mich weiß Gott nicht mehr erinnern kann, klassisch ins Hinterzimmer. Die Regeln hatten wir recht schnell verstanden und in den ersten Runden ging es ja auch um nichts. Auf einmal fiel mir wieder ein, dass ich Marie seit einiger Zeit nicht gesehen hatte und wollte aufstehen, um sie zu suchen, doch einer sagte dann (ich meine, dass es Alex war): ,,So, jetzt spielen wir mit ausziehen.’’ Wir waren alle so dicht, dass wir da keinen Wiederstand leisteten und nach einigen Runden standen zig Soldaten um uns herum, die uns wohl für Kino ohne Geld hielten und nur doof in der Gegend standen und zusahen. Nach der ersten Runde sagte Sylvia zu mir: ,,Ich muss mal kurz nach Janie sehen.’’ Als sie wieder zurück kam, fügte sie hinzu: ,,Sie ist vom Stuhl gefallen, der geht’s echt nicht gut, ich geh wieder zu ihr.’’ Das war erst mal das Letzte, was wir von ihr sahen. Die Runde danach verlor ich, was mir und meinen Schuhen, die ich dann auszog, recht egal war. Ich weiß jetzt nicht mehr wirklich, wer was in welcher Reihenfolge ablegen musste, ich weiß nur noch, dass Alex ziemlich gut pokern konnte, demzufolge ähnlich wie Fabian nur sein T-Shirt ausziehen musste, dass Poleczka, die inzwischen bei Fabi auf dem Schoß saß (und eine bis heute währende Affäre mit ihm hat), auch einige Runden verloren hatte, dass Jens und ich entweder die Regeln doch nicht so ganz verstanden hatten oder einfach nur Pech hatten, denn wie ihr sicher wisst, ist Poker reine Glückssache. Auf jeden Fall richtete ich mit Jens unter dem Tisch einen kleinen Kartentauschhandel ein, der uns ein bisschen Nutzen brachte. Fazit war aber trotzdem, dass er seine Shorts eigentlich hätte vier mal ausziehen müssen, wir ihm aber dann Gnade gewährt hatten. Bei mir waren sich die Soldaten eigentlich alle einig, dass für mich andere Regeln galten. Für den Kommentar Seiten Alex’: ,,Komm schon, Süße, ein Teil ziehst du aber noch aus.’’, hätte ich selbigen schlagen können, wäre ich nicht so hackendicht gewesen. Darauf hatte ich dann geantwortet: ,,Gut, aber dann krieg ich wohl noch einen Schnaps!’’ Ihr ahnt nicht, wie schnell ich auf einmal von allen Seiten ein Glas vor die Nase gestellt bekommen habe. Nach drei von fünf Schnäpsen, habe ich dann noch ein Teil meiner Unterwäsche abgelegt, die die Jungs zwei Runden zuvor noch ach so schön fanden. Als mir dann die Gnade erwiesen wurde, mich wieder anziehen zu dürfen, machte ich mich auf den Weg ins Vorderzimmer, wo ich von manchen etwas schräg angesehen wurde, was allerdings auch an der spirituellen Ecke – äh, ich meine den Spirituosen in der Ecke gelegen haben könnte. An der Theke traf ich dann auf Sylvia, die Janie anscheinend sicher ins Bett gebracht hatte und auf Lincey, die mit Flo (Nr.2) weiterhin Wodka –O trank. Was Sylvia in de Zwischenzeit sonst noch so mit einem mir unbekannten Soldaten gemacht hat, konnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen. Um zu Erfahren, was da war, müsst ihr ihr schon selbst auf den Piss gehen. Was aber doch wohl Fakt ist, Sylvia und Jaqueline vereinbarten mit ein paar Wehrpflichtigen, dass sie die Küche im Bikini putzen würden, wenn sie dafür eine Flasche Wodka bekommen würden. Als Jaqueline dann doch nicht mehr wollte, überlegte ich laut: ,,Ich würde ja einspringen, aber ich hab keinen Bikini dabei.’’ Als Antwort bekam ich dann von Alex: ,,Unterwäsche geht auch!’’ Ja, bestimmt... Also kam es nicht zur Ausführung dieser Vereinbarung. Ich gesellte mich also zu denen an der Theke (ich weiß leider nicht mehr, ob mir jemand auf den Barhocker geholfen hat oder ob ich durch auf einmal erschienene akrobatische Künste da herauf gekommen bin) und hob mit Sylvia noch den ein oder anderen (oder den einen UND den anderen), bis uns einfiel, dass Marie ja immer noch nicht wieder aufgetaucht war. Also ließen wir wie auf Kommando das Glas fallen, eilten nach draußen und torkelten dann Arm in Arm von rechts nach links, wieder zurück und so Richtung Sportplatz, wo wir Marie mit Rolf antrafen, die miteinander ... ...
... redeten. Gut. Ich setzte mich erst auf den Boden, fand den aber dann recht gemütlich, ließ mich nach hinten sinken und hab mir die Sterne angeguckt. Ich hab noch nie so viele auf einmal gesehen und ich wusste gar nicht, dass es immer zwei gibt, die identisch aussehen... Und hier möchte ich mal etwas klarstellen: Ich hatte keinen Nervenzusammenbruch, wie manche behaupten, sondern ich hab nur ein bisschen geheult. Warum? Weil ich äußerst sentimental bin und im vollen Kopp unter freiem Sternenhimmel immer heule ;-) ! Mir fielen vor Müdigkeit die Augen zu, hörte nur noch ein Stimmen-Wirrwarr, hörte Marie sagen: ,,Filena mach die Augen auf’’ und tat dies dann auch. Marie hockte über mir, wodurch ich mich total erschrocken hatte und Sylvia saß neben mir. Marie sagte dann, wir sollten schon mal vorgehen, sie käme gleich nach, weil sie noch etwas klären müsse. Okay, wir also aufgestanden, zurück getorkelt und im Ufz-Heim gegen 3:30 Uhr noch nen Absacker getrunken. Da hab ich das erste Mal nach ner Sauftour gedacht, mir käme das letzte Weihnachtsessen wieder hoch, doch durch mentale Konzentration konnte ich das noch verhindern. Also gingen wir hinterher in mein Zimmer, ließen den Abend oder eher gesagt die Bruchstücke, die wir noch wussten, Revue passieren und als Sylvia sagte: ,,Filena, ich seh dich doppelt, ich sollte besser ins Bett gehen, wir reden morgen weiter.’’, schlossen wir die Runde. Als sie dann aus der Tür heraus war, wartete ich noch auf Marie, die gegen 4:15 Uhr kam, nuschelten noch eine Runde vor uns hin und verzogen uns dann ins Bett.
Das Nächste, was ich vernahm, war der schrille Ton meines Handyweckers, der mich schon mal auf kaltes Duschwasser einstimmte. ,,Scheiß Wecker, halt’s Maul, oder ich blas dich mit ner Panzerfaust weg! Wie, leere Drohungen? Ich sitz hier an der Quelle, du Arsch!’’
Wie zu erwarten, war die Dusche arschkalt und an Frühstück war wie am Vortag auch nicht zu denken. Die Magenschleimhaut fühlte sich inzwischen an, als hätte sie Konkurs angemeldet und egal, was ich auch aß oder trank, ich schmeckte wieder und wieder diesen scheibenwischwasserartigen Geschmack, den Wodka nun mal an sich hat.
Nach dem Frühstück fuhren wir nach Penzing, wo wir uns das Lufttransportgeschwader 61 ansahen. Ehrlich gesagt: Keine Ahnung, was da abging. Wir, die wir am Vorabend und am Abend davor (und einige von uns auch noch am Abend davor, ich gehörte da allerdings nicht zu) gebechert hatten, saßen oder standen irgendwo apathisch in der Ecke und hofften darauf, entweder auf der Stelle zu sterben, oder endlich wieder im ,,Ultra-Bus’’ (*g*) in die Kaserne zurück transportiert zu werden. Gegen 14:00 Uhr trafen wir am nächsten Besichtigungsort ein: München. Dort hatten wir erst einmal Zeit zu shoppen und den Viktualienmarkt oder Sonstiges zu besichtigen. Marie entschied sich mit Lincey für’ s
Shoppen, Janie, Sylvia und meine Wenigkeit entschlossen uns dann für GiM. Gammeln in München. Wir suchten uns den gemütlichsten Brunnen, den wir finden konnten, die beiden legten sich erst mal auf den Sims des Brunnens und ich filmte das Ganze. Das Einzige, was wir später noch von dieser bestimmt tollen Stadt sahen, war ein H&M und eine überteuerte Bäckerei, bis wir uns dann dazu entschlossen, vor einem riesigen Monument unser Gammeln fortzuführen. Als sich eine italienische Sing-Sang-Gruppe direkt vor uns pflanzte, sich die Passanten um uns scharten und die Band zu spielen begann, verpissten wir uns ganze drei Meter nach rechts und schon bald tauchten Rainer und Kalle auf, die uns mit Witzen die Zeit vertrieben. Der Boden war von unserem ganzen hin- und hergerutsche mittlerweile sauber und unsere Hosen sahen aus, wie die der Wehrpflichtigen in der Grundausbildung nach einem ,,10 km durch den Matsch kriechen Ausflug’’. Als der Rest der Gruppe dann auch am Treffpunkt eingetrudelt war, wanderten wir ins ,,Donisl’’, ein urisches Restaurant, in dem es deftige, bayrische Kost gab. Den Live-Musikanten mit seinem Akkordeon hätte wohl jede von uns am liebsten von seiner Empore heruntergeschubst und dann eine vernünftige CD aufgelegt. Na ja, diesen Geisteskranken überlebten wir aufgrund des Restalkohols im Blut auch noch und konnten so nach dem Essen noch etwas durch München schlendern, was uns dann auch wieder möglich war. Einige gingen ins Hofbräuhaus, doch unsere Rock- Fraktion beschloss natürlich das ,,Hardrock- Cafe’’ aufzusuchen. Als wir jedoch die Preise auf der Karte sahen, sagten wir uns: ,,Okay, drin waren wir, dann können wir ja jetzt noch woanders hingehen.’’ Im Hardrock- Cafe- Shop kleideten sich dann ein paar von uns noch ein und dann liefen Cloe, Emil, Marie und ich noch etwas ziellos durch die Gegend und führten ein typisches ,,Klassenfahrtgespräch’’. Man erzählt und erfährt Dinge, über die man zur normalen Schulzeit nicht reden würde und versteht sich dabei eigentlich super, während man sich in Aachen nie nach der Schule sieht und in der Schule nur ,,Morgen, was hast du gestern gemacht?’’ zueinander sagt.
Auf der Rückfahrt nach Lechfeld tauschten Marie und ich dann die Highlights des Dienstagabends aus und entschieden, wenn wir gegen 00:00 Uhr in der Kaserne ankommen würden, noch einmal kurz im Garten des Ufz-Heimes vorbeizusehen, da Jens dort seinen 21. Geburtstag feierte.
Dort angekommen kippte sich Ophelia noch fünf Kurze und ging dann zurück in unseren Block 93, in dem unser Kurs hauste. Marie, Janie, Sylvia, Poleczka, Lincey, Jaqueline, Francesca und ich blieben noch etwas auf den ungemütlichen Gartenstühle in parkbankgrün sitzen und verweigerten jeden Tropfen Alk. Marie und ich schlossen eine Wette ab, ob dieser Psycho, dem seine Mutter den furchtbaren Namen Rolf verpasst hatte, zu Marie kommen und um ein Gespräch bitten würde. Warum? Weil er sich wohl in Marie, die inzwischen völlig genervt von dem Knaller war, verknallt hatte. Er sah schon die ganze Zeit zu ihr herüber wir schlossen eine Wette ab, ob er sie an diesem Abend noch ansprechen würde, oder nicht und sie setzte sich auf meinen Schoß und tat so, als wäre sie in ein äußerst kulturell orientiertes Gespräch mit mir vertieft, was in Wirklichkeit blanke Lästereien über diesen Spacken waren. Als ich meine Wette dann verlor und somit Marie immer noch einen Kuchen schulde, kam er zu uns herüber und fragte: ,,Marie, kann ich dich mal kurz sprechen?’’ Da ich genau wusste, dass sie auf sein krankes Gelaber keinen Bock hatte, antwortete ich für sie: ,,Sie hat gerade nur Zeit für mich, denn sie redet gerade mit mir.’’ Da ich recht überzeugend sein kann, verschob er das Gespräch dann auf später.
Denn als wir mit Jaqueline, die auch in Maries Zimmer schlief, wieder im Zimmer waren, erhielt sie eine SMS, ob sie nicht mal nach draußen kommen könne. Das war um ca. 2:30 Uhr. Bis sie zurück kam blödelten Jaqueline und ich herum und vertilgten dabei eine Tüte Chips und diverse Schokoriegel. Um kurz vor vier kam Marie dann zurück und erzählte, dass der Typ vollkommen durchgedreht und in sie verknallt war, seine Freundin, die er halbwegs verleugnete, für sie verlassen wolle und überhaupt. Marie sagte dann nur: ,,Mein Gott, ist der scheiße, der glaubt echt, ich würde was mit dem anfangen.’’ Na ja. Der Sack geht ihr bis heute auf den Geist und ich habe ihr zu einer neuen Handynummer geraten.
Wie tot (und das waren wir mittlerweile wohl auch fast) fielen wir ins Bett und leider ertönte der bekackte Weckton meines Handys wieder viel zu früh. Zum Frühstück sollten wir direkt die nötigsten Sachen mitbringen, da wir die kommende Nacht, wie bereits schon erwähnt in einer urigen Hütte auf dem Tegelberg verbringen würden. Doch zuerst ging es erst mal nach Klosterfeld, wo wir das wohl spannendste sahen, was die Luftwaffe zu bieten hatte: Die Tornados des Jagdbombergeschwaders.
Als wir dort ankamen, bekamen wir nur noch Ohropax in die Hand gedrückt und bald ging die Show auch schon los. Der Boden vibrierte und versetzte den ganzen Körper in kurzzeitige Rebellion. Es war toll und daran erinnere ich mich sogar noch!
In der Truppenküche des JaboG 32 speisten wir dann und als ich fast auf dem Tisch einschlief, fragte ein Soldat: ,,Müde?’’ Da fiel mir nur noch das ein: ,,Wenn du dir so das Gehirn weggesoffen hättest, wie ich, wärst du auch müde!’’ Sein Gesicht auf diesen Satz war toll und die heruntergekippte Kinnlade auch. Danach konnten wir erst einmal erklären, warum wir überhaupt in der Bundeswehr waren, die Geschichte mit dem Preisausschreiben kaufte uns nämlich erst keiner ab.
Nach dem Mittagessen hatten wir dann Gelegenheit noch etwas am Forggensee in der Sonne unsere Hautkrebswahrscheinlichkeit zu steigern, was dann auch fast alle taten. Der See war zwar schön und idyllisch, aber auch uninteressant. Mit der Seilbahn fuhren wir dann wie angekündigt auf den Tegelberg, wo wir entweder Käsespätzle oder Schnitzel mit Pommes als Abendessen wählen konnten. Auf der Hütten war es zwar auch ganz nett, die Flora und Fauna des Berges zu erkunden, doch abgesehen davon hatten wir absolut nichts zu tun. Keine Soldaten außer Franky-Boy, kein Alk, die Lehrer fast die ganze Zeit in nächster Nähe und Langeweile. Also führten wir Miss X in die verruchten Künste des Pokers ein, ohne ausziehen, selbstredend. Während wir also vor der Hütten auf einer Bierzeltgarnitur saßen und zockten, saßen Poleczka, Lincey und Marie in einem der Zimmer mit ,,gemütlichem’’ Matratzenlager und hielten eine kleine Lästerrunde ab. Worüber da hergezogen wurde? Ja, kann ich mich vierteilen, oder was? Ich sagte doch, ich war draußen und spielte Karten! Die drei Zimmer in denen wir die Nacht verweilen sollten, waren auf den ersten Blick recht gemütlich, doch da staubte es so derbst, dass wir erst einmal vier Stunden durchlüften mussten, bevor man dauerhaft verweilen konnte. Dieser Abend war wohl der langweiligste, aber für den Körper erholsamste Abend auf der ganzen Fahrt. Mein Kopf und mein Magen dankten es mir ausreichend, denn ich begann wieder aufnahmefähig für Nahrung und Geschehenisse zu werden. Ich denke, Sylvia und Janie werden das genauso sehen und mir einwandfrei zustimmen ;-) !
Am nächsten Morgen durften wir bis 7:30 Uhr schlafen und es gab ein üppiges Frühstück, aus dem wir uns auch Brote für die bevorstehende Wanderung basteln sollten. Herr Valderoni, der mich schon auf der ganzen Fahrt mit dem Thema genervt hatte, fragte mich schon wieder an diesem Morgen, ob ich auch genug essen würde. Als sich Miss X nun schon zum zweiten Mal bejahend auf diese Frage äußerte und ich ihm klipp und klar darstellte, dass meine Figur reine Veranlagung sei, ließ er endlich locker. Ich frage mich bis heute, wie seine Frau und seine Kinder (sollte er welche haben) aussehen müssen, wenn er mich für magersüchtig hält... Die Wanderung war erst ganz chillig, nur für Marie nicht so wirklich, da sie sich wieder mal die perfekten Wanderschuhe mitgenommen hatte. Lincey und ich stützten sie an den gefährlichen Schluchten *g* und so klappte auch das. Einige Tage zuvor hatte ich Sylvia gefragt, ob ich wie in dem Lied ,,Emanuela’’ von ,,Fettes Brot’’ auch mal Steine an ihr Fenster werfen sollte. Doch als sie sich nicht so wirklich begeistert zeigte, sagte ich dann: ,,Das sind ’Ich denk an dich Steine’. Denn wenn dich irgendwann mal ein Backstein am Kopf trifft, den ich geworfen hab, dann kannst du sicher sein, dass ich an dich gedacht hab.’’ Daraufhin war sie natürlich äußerst gerührt und das wiederum gab mir Anlass, einen schönen, großen Stein für sie zu finden und ihn ihr- nein, nicht an den Kopf zu ballern! Ihn ihr zu schenken. Da er leider nur in Freiheit überleben konnte, setzten wir ihn gemeinsam aus und denken auch heute noch oft an ihn. Und ja, liebe Sylvia, ich glaube fest daran, dass er noch da steht! *schnief* Als wir dann unten an Schloss Neuschwanstein ankamen, fehlte wohl fast jedem inzwischen die Puste, was wohl auch mit der Sonne zusammenhing, die uns auf den Rücken knallte. Als ich anmerkte, dass mir die Knie langsam wegknicken würden, und dass ich gerne eine Pause von fünf Minuten hätte, meinte Herr Valderoni nur: ,,Wir sind in zehn Minuten beim Bus, komm jetzt weiter!’’ Vielen Dank auch! Das gleiche hatte er vor einer halben Stunde schon einmal gesagt. Also gingen wir weiter und einige von uns kollabierten dann im Bus- nein, kleiner Scherz am Rande... Mit dem Bundeswehrbus fuhren wir dann wieder zum Forggensee, wo wir noch einige Zeit abgammelten.
Abends saßen wir dann im Ufz-Heim-Garten und es wurde gegrillt. Wir dankten unserem Franky-Boy, Kalle und Markus Maria, äh, ich meine Rainer und ich verpasste Franks sicher sehr bewegende Rede, weil ich ein äußerst wichtiges Telefonat führen musste *räusper*. Nach dem Essen machten wir uns dann über die Reste her und probierten aus, wie man Bierwurst machte- in Eigenkreation versteht sich. Hier das geheime Geheimrezept:
Als erstes nehme man eine halb verkohlte Grillwurst und lege sie auf einen Teller. Dann öffne man ein Bier, nehme ein paar große Schlucke um sich aufzumuntern, öffne dann eine neue, weil die alte wahrscheinlich leer ist, weil man es mit dem Aufmuntern übertrieben hat und kippe davon etwas über die Wurst. Weiter füge man Ketchup, Mayo und Bundeswehr-Salatsoße hinzu, die vorzugsweise leicht rosa sein sollte. Dann kratze man die kulinarische Missgeburt vom Teller und kippe alles in eine fast leere Chipstüte. Die Tüte drehe man oben etwas zu und schleudere sie ohne sie jedoch loszulassen etwas in der Gegend umher. Durch die hier wirkenden physikalischen Kräfte erkennt man, wenn man den Inhalt der Tüte wieder auf den Teller kippt, dass die Wurst nun paniert ist (die Chips hätte eh keiner mehr gegessen...). Zum krönenden Abschluss garniere man die Wurst mit ein paar verbrannten Maiskörnern vom Grill, schiebe Sylvia den Teller zu und sehe mit Genugtuung, dass es sogar Leute gibt, die mutig genug sind, das zu essen. Sylvia, Respekt, ich hätte es nicht getan! *Applaus*!
Währendessen spielte Herr Valderoni mit ein paar Schülerinnen Uno und wir holten auch wieder die Karten heraus und pokerten um Steinchen. Als die Lehrer dann weg und ein paar Soldaten dann da waren, spielten wir zwar immer noch um Steinchen, doch das untermalten wir dann mit Ouzo, Bacardi und Jägermeister. Kommentar: ,,Wenn wir uns heute Abend einen heben, können wir morgen im Bus auf der Heimfahrt gut schlafen.’’
Hoch die Tassen!
Als Janie, Sylvia,Ophelia und ich den beiden Feldwebeln, die übrigens Martin und Tommy (ne, Janie?!) dann sagten, dass wir Rock hören, fanden die das ganz toll, weil die das auch hörten. Als sie sahen, dass Janie und Sylvia die Nägel schwarz lackiert hatten, wollten die das auch unbedingt haben und so lackierte Janie Tommy die Nägel und ich Martin und mir selbst. Super. Als wir dann das volle Kameraband gegen ein unbespieltes austauschten, muss das alte wohl kurz darauf verschwunden sein. Ich weine heute noch darum! Wir suchten es lange, doch vergeblich. Als die Jungs dann von Musik auf dem PC in ihrer Stube sprachen, gingen Ophelia, Janie und ich dann über eine große Wiese in der sich eine Mannigfaltigkeit von Mückchen und Würmchen befand, zur Stube der beiden, wo sagen wir mal eigentlich nur gesoffen und geredet wurde. Wo Sylvia abblieb, weiß ich jetzt irgendwie auch nicht. Martin meinte irgendwann: ,,Ich finde es gar nicht lustig, dass ihr morgen nach Hause fahrt und den Nagellackentferner mitnehmt!’’ Wir fanden das schon lustig *lol*. Später stieß dann noch der Zimmernachbar der beiden hinzu; ich glaub, er hieß Nico... Bacardi- Cola schmeckt zwar kacke, doch dieses scheiß Zeug brachte mich dazu, wieder russischen Sauflieder zu singen. Martin meinte dann, ich solle mit in den zweiten Stock kommen, wo Eddie, ein Russe, wohnte und ihm das vorsingen. Gut, wir also hochgelatscht, doch es war nur der Zimmergenosse da, dem ich dann ersatzweise dieses Lied vorsang. Der verstand zwar auch kein Wort, aber lustig fand der es trotzdem. Dann gingen wir wieder runter, tranken weiter und irgendwann ging es Ophelia so schlecht, dass sie von Nico zurück zu unserem Block gebracht wurde. Janie und ich verweilten dort noch bis 3:30 Uhr und meinten dann großspurig, wir würden den Weg nach Hause auch alleine finden. Okay, irgendwann waren wir am anderen Ende der Kaserne und hatten keinen Plan, wie wir zurück kommen sollten. Um die Sache zu verkürzen, sage ich mal: Es war arschkalt, wir hatten ein bisschen Angst und den Gedanken im Hinterkopf, dass wir noch die Koffer packen mussten und um halb sechs aufstehen mussten. Um kurz nach vier gingen wir dann mit dem Vorsatz irgendeinen Soldaten aus dem Bett zu holen und nach dem Weg zu fragen in irgendein Haus, wo noch (oder schon wieder) Licht brannte und fanden sogar jemanden, der uns im Jeep zurück fuhr. Er glaubte uns die Story mit dem Gewinnspiel natürlich auch nicht... Also waren wir gegen 4:15 Uhr im Bett, doch um 5:30 Uhr klingelte der Wecker und als ich aufstand, dachte ich, ich müsste jetzt erst mal so richtig die Schüssel anschreien. Dem war aber nicht so. Ich packte also noch schnell alles in meinen Koffer, was ich fand, weckte Marie und wir stürmten zum Frühstück, wo ich fatalerweise Wasser trank. Allgemein bekannt verträgt sich Ouzo mit Wasser überhaupt nicht und anstatt Besserung zu erfahren, wurde mir immer schlechter. Während wir nach dem Frühstück auf die Abfahrt warteten, erfuhr ich dann von Francesca, dass Ophelia in der vergangenen Nacht in ihr Bett gereihert hatte. Jaqueline hatte wohl irgendwie den Wecker überhört, stand um 7:15 Uhr auch mal auf, packte ebenfalls noch schnell alles zusammen und irgendwann nach der Übergabe der Unterkünfte ging es dann Richtung Aachen.
Meine sonst schlechte Rechnung ging diesmal auf, denn fünf von acht Stunden schlief ich im Bus. Daher habe ich von der Heimfahrt nicht viel mitbekommen. Wenn ich hier und da einmal meine laut Personalausweis blau- grau- grünen Augen öffnete, erblickte ich leichenblasse Gesichter, die jedem und allem finstere Blicke zuwarfen. Die meisten bewegten ihren Arsch nur, um ihn in eine andere Schlafposition oder an der Raststätte zum Klo zu bewegen.
Als wir dann an der Schule ankamen, meine Mutter mich abholte und fragte, wie die Fahrt war, sagte ich nur:
,,Es war hart, aber es war geil!’’
Filena alias Tamara Rodenbücher
,,Danke für eure fortwährende Aufmerksamkeit auf fast 12 Seiten. Ich hoffe ihr hattet soviel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben! Bis zur nächsten Geschichte... und die, wird kommen! ;-) ’’