European Business School

From Fat

(Difference between revisions)
 
Line 1,452: Line 1,452:
Die drei lebten sind schnell ein und allen voran Lilli ließ es sich bei Essen gut gehen ihr Hintern war bald größer als Martas obwohl die auch zunahm.Lilli wog bald 150kg sie trug einen großen fast 2m Hintern mit sich rum. Auch ihr Bauch war gewachsen und sie hatte Irem überholt der auch fetter geworden war und jetzt 145 kg wog. Das hätte er niemals gedacht das Lillemor jemals fetter als er werden würde. Sie hatte auch verdammt große Brüste bekommen so groß wie Melone und sie war auf einem schnellen Weg Marta zu überholen Marta wog 165kg und hatte einen riesigen Hängebauch und große Brüste und einen Hintern so groß wie der vom Pferd. Auch Marta hätte nie gedacht das sie je von Lilli die nach dem sie wieder hätte abnehmen wollen. Jetzt so fett geworden war  
Die drei lebten sind schnell ein und allen voran Lilli ließ es sich bei Essen gut gehen ihr Hintern war bald größer als Martas obwohl die auch zunahm.Lilli wog bald 150kg sie trug einen großen fast 2m Hintern mit sich rum. Auch ihr Bauch war gewachsen und sie hatte Irem überholt der auch fetter geworden war und jetzt 145 kg wog. Das hätte er niemals gedacht das Lillemor jemals fetter als er werden würde. Sie hatte auch verdammt große Brüste bekommen so groß wie Melone und sie war auf einem schnellen Weg Marta zu überholen Marta wog 165kg und hatte einen riesigen Hängebauch und große Brüste und einen Hintern so groß wie der vom Pferd. Auch Marta hätte nie gedacht das sie je von Lilli die nach dem sie wieder hätte abnehmen wollen. Jetzt so fett geworden war  
Lillemor liebte das Essen in Brüssel und es störte sie nicht das sie jetzt fetter als Irem war sie waren ja alle drei nach einem jahr in Brüssel schon sehr fett geworden sie hatte unglaubliche 30kg Fett zugenommen. Marta nur 5kg und Irem 15kg. Aus dem Dorf wo Lillemor herkam gab es Mädchen die gerade mal 30kg wogen
Lillemor liebte das Essen in Brüssel und es störte sie nicht das sie jetzt fetter als Irem war sie waren ja alle drei nach einem jahr in Brüssel schon sehr fett geworden sie hatte unglaubliche 30kg Fett zugenommen. Marta nur 5kg und Irem 15kg. Aus dem Dorf wo Lillemor herkam gab es Mädchen die gerade mal 30kg wogen
 +
Sie wog also 2mal soviel wie das dickste Mädchen in ihrem Dorf die Wog 75kg das fand Lillemor damals sehr fett.
 +
Nun war sie doppelt so schwer und wurde in Brüssel noch fetter. Das Gehalt der 3 war auf 500.000€pro Jahr erhöht worden.
 +
Lillemor hatte sich in ihrer Heimat eine riesige Villa bauen lassen wo sie nach 3 weiter Jahren und einer Gehaltserhöhung  auf 2 millionen € im Jahr wodurch sie als eine der reisten in ihrem Dorf galt sie stellte eine Köchin ein paar Bedienstete und eine Putzfrau ein und legte ihr Geld so an das ihr Vermögen wuchs nach nur einem Jahr hatte sich ihr Vermögen verdoppelt ebenso wie ihr Vermögen wuchs ihr Gewicht auch Marta und ihrem wohnten bei ihr beide wuchsen in die Breite und Wogen zusammen 340kg.

Current revision as of 17:07, 22 March 2021


Kapitel 1

"...und dann bekommen Sie nachher noch Ihre Schuluniformen." Ich strahle verbindlich in die Runde. Leider strahlen nicht alle Neuen zurück. Im Gegenteil: Márta, die Jüngste in der soeben festgelegten Lerngruppe C, kaut gelangweilt auf ihrem Kaugummi herum und wickelt sich leger eine blonde Strähne um den Finger. Ein hübsches Mädchen, fällt mir auf, aber sie scheint keinen übersteigerten Wert auf ihr Äußeres zu legen. Die langen Haare fallen ihr lose über die Schultern, sie trägt Jeans und T-Shirt.


Naja, dann wird sie mit der Schuluniform wohl kein Problem haben, denke ich. Meine Unterlagen sagen mir, dass Márta S. achtzehn Jahre alt ist, Tschechin, einsachtundsechzig groß und vierundsiebzig Kilo wiegt. Wenn man ganz genau hinguckt - und ich GUCKE ja ganz genau hin - dann kann man sich sogar vorstellen, dass sie noch nicht LANGE vierundsiebzig Kilo wiegt. Die Hose spannt ziemlich über den sanft gerundeten Schenkeln. Ich schiele verstohlen zu meinem Kollegen Prof. Moorhaus herüber. Er grinst schief zurück. Ich muss mich räuspern und habe vorübergehend vergessen, was ich sagen wollte. "Richtig, die Schuluniformen", murmele ich blödsinnig.


"Da hab ich mal eine Frage", rettet mich der junge Mensch direkt vor mir aus der peinlichen Fadenverliererei. "Bitte", sage ich erleichtert. Einen euphorischen Eindruck macht er nicht gerade. Ich werfe einen diskreten Blick in seine Karte. Imre C., aha, aha. Aus Ungarn kommt er und ist zweiundzwanzig, einszweiundachtzig, dreiundachtzig Kilo. Mit seinem ausgesprochen einnehmendem Gesicht und dem dunklen Haar, dass ihm ständig in die Stirn fällt, und den Grübchen neben den Mundwinkeln macht er richtig was her. Mannmannmann.


"Kann man das vielleicht irgendwie - ich meine: gibts da vielleicht irgendwelche Ausnahmen, mit den Schuluniformen", fragt er und tritt unbehaglich von einem Bein aufs andere. Ich bin mir einigermaßen sicher, ihn eben vor dem ärztlichen Standardcheck irgendwas kauen gesehen zu haben. Naja, es steht ja auch genug überall rum. Bedauernd schüttle ich den Kopf. "Nein, tut mir leid, Herr C., das ist einheitlich geregelt." Betreten zupft er an seiner schwarzen Schnallenhose. Auf dem Shirt steht MARILYN MANSON.


Die dritte Teilnehmerin der Lerngruppe C hört auf den klangvollen Namen Lillemor. Lillemor M., zwanzig. Die sieht tatsächlich nach Businessfrollein aus, sie hat sich in ein fesches Kostümchen geschmissen und eine anspruchsvolle kastanienbraune Hochsteckfrisur zustandegefriemelt. Frollein Lillemor hat ganz unvergleich elegant geschwungene Lippen und von Natur aus offenbar auch elegant geschwungene Kurven. Im Moment würde sie allerdings als schlank durchgehen, bei einer Größe von einsneunundsechzig ist sie achtundsechzig Kilo schwer resp. leicht.


Da wir es aber hier gut mit unseren Studenten meinen, wird sich das möglicherweise bald ändern. HÄHÄ. "Nachdem Sie Ihre Uniformen bekommen haben, zeigen wir Ihnen Ihre Zimmer. Sie haben natürlich selbstverständlich einen eigenen Balkon, Telefon und Kabelanschluss", erkläre ich im schönsten Animateurinnentonfall, "und anschließend treffen wir uns dann beim gemeinsamen Abendessen."


Notizen Prof. Robert Moorhaus, Mo., 1.9.03, 23:11h, EDV-R.207:

Ich hasse Deutschand! Nix klappt! Wenigstens war der EDV-Pool noch offen.

Meine Möbel sind noch in Harvard, in der mir zugewiesenen Wohnung habe ich noch keinen Strom und kein Telefon, ich hab noch kein Büro, mir steckt der Jetlag in den Knochen, der mir von der EZB übermittelte Lehrplan steckt voller Ungereimtheiten (was, bitteschön, soll ein EZB-Banker über Kultur erfahren?), das, was sich die Deutschen unter Schuluniformen vorstellen, ist grausam (graue Rollkragenpullis, gerade so dünn, daß sie im Winter zu kühl und im Sommer zu warm sind, obendrein noch mit EZB-Emblem), alles, aber auch buchstäblich alles ist in einen Gebäudetrakt gequetscht, noch dazu mitten im Wald, und dann überall diese Kleinkariertheit!

Ich sehne mich jetzt schon zurück an den Campus in Harvard mit seinen sonnendurchfluteten, weiten Liegewiesen, seinen fettärschigen, schnuckeligen Studentinnen und den Mitdozentinnen mir den großen Oberweiten *seufz*. Insbesondere im Sommer waren die Liegewiesen eine wahre Augenweide für mich.

Es ist mir schleierhaft, wie in den EZB-Lehrgang ein "Kultur"-Anteil von fast 50% hineingeraten konnte. Es ist mir schleierhaft, wie man mir ausgerechnet diese schwatzhafte Kulturdozentin Frau Dr. Desideria zur Seite stellen konnte. Oh mein Gott, und keine schnuckeligen Amerikanerinnen mehr, sondern diese halbverhungerten Anwärter aus der Kasachischen Steppe. Dabei fühle ich mich im Taunus bereits wie im Ural.

Heute Mittag hatte ich Lagebesprechung mit der Kollegin. Zu meiner größten Verwunderung war ihr Büro bereits komplett fertig. Sie ist aber auch sehr eigenartig. Zwölf riesige Putten hingen von den Wänden. "Originale aus Florenz", wie sie meint. Herrlich monströs sahen sie aus, wie gemästete Kinder. Ich konnte meinen Blick gar nicht mehr von den Putten abwenden. Sie hat zwei Stunden auf mich eingeredet, aber nicht mitbekommen, daß ich nicht ein einziges ihrer Worte registriert habe. Für mich gab es nur die Putten. Ach ja, wenn wir Putten als Studentinnen hätten, wäre das eine erhebliche Erleichterung für mich, mich hier einzuleben.

Leider wurde ich am Nachmittag derb enttäuscht. Wie nicht anders zu erwarten, waren die von den Notenbanken der Beitrittsländer entsandten Lehrgangsteilnehmer rappeldürre Vertreter osteuropäischer Mangelwirtschaft. Kein Vergleich mit den Putten, ganz zu schweigen von den 150-200kg schweren Studentinnen in Harvard. Mir entfuhr der Satz: "Oh Mann, da werden wir einiges an Aufbauarbeit zu leisten haben." Seltsamerweise antwortete die Dr. Desi Düsentrieb ohne Zögern: "Keine Bange, das bekommen wir hin." Eingedenk der Putten in ihrem Büro frage ich mich, ob wir in diesem Fall ausnahmsweise mal das Gleiche gemeint haben.

Das Abendessen war eine Katastrophe. In Deutschland gibt es abends immer Schnittchen und Tee. Bäh. Ich werde morgen mal mit der Küche reden, ob wir nicht ein paar kostenneurale Änderungen vornehmen können. Na, wenigstens sprechen alle von ihnen fehlerfrei, wenn auch nicht akzentfrei Deutsch. Den Lehrgangsteilnehmern schien es auch nicht besonders zu schmecken. Jedenfalls waren sie alle ziemlich schnell weg. Das gab mir Gelegenheit, Dr.Desi zu fragen, nach welchen Gesichtspunkten sie die Lerngruppen eingeteilt habe. "Nach Potential", antwortete sie. Auf meine Frage wie sie das denn meinte, deutete sie aus dem Fenster. Tatsächlich, auf der Terrasse saß die Lerngruppe C beisammen. Was sie da allerdings taten, konnte man wegen der vielen Pizzaschachteln und Colaflaschen nicht erkennen. Wieder mußte ich an die Putten in ihrem Büro denken.

Naja, ich werde jetzt mal meine Matratze aufsuchen und mich auf bessere Zeiten freuen. Schlimmer kanns ja eh nicht mehr kommen!


Tagebuch von Marta Krajcek Samstag, den 13.9.2003

Liebes Zurnal,

Deutschland ist ein seltsames Land, ein wirklich sehr seltsames Land. So viele griesgrämige Leute wie hier habe ich bisher nirgendwo sonst gesehen.

Ursprünglich hatte ich ja in den USA weiterstudieren wollen. Ich hatte mir das ja schon so schön ausgemalt, irgendwo in Florida oder Kalifornien, das viele leckrere Essen all All-You-Can-Eat-Buffetts, die lockeren, freundlichen Leute, das bequeme Leben dort. Vormittags ein bißchen lernen, nachmittags gepflegt im Pool abhängen, über mir der endlos blaue Himmel...

  • BOFF* Traum geplatzt. Die Nationalbank teilte mit mit, daß sie mich nach Deutschland schicken würde. Deutschland? Ich hatte keine

Ahnung, was mich da erwarten würde, wie die Leute dort so drauf sind. Also ging ich erst mal meine Oma fragen, die kannte die Deutschen von früher. "Babicka, erzähl mir von Deutschand und erzähl mir von den Deutschen." "Also landschaftlich und klimatisch ist es in Deutschland wie hier, aber es regnet viel mehr, weil das Land näher am Ozean liegt." Das war ja schon mal ganz großer mist. Ich hasse den Regen. Deshalb habe ich ja auch eine Praktikumsstelle in Manchester ausgeschlagen. "Was die Deutschen angeht," so fuhr sie fort, "so sei auf der Hut vor ihnen. Für die Deutschen ist alles Geschäft. Die Deutschen glauben, mit ihrem Geld und dem Geld, was sie den Juden geraubt haben, können Sie alles und jeden kaufen. Und wenn sie es mal nicht können, so greifen sie an und holen es sich mit Gewalt." Hmm. Für mich klangen ihre Beschreibungen eher nach den Amerikanern. "Babicka, erzähle mir, was ist denn der Unterschied zwischen den Deutschen und den Amerikanern?" "Ach, die Amerikaner sind total lieb. Als sie Plzen befreit haben, gab es erst mal ein riesen Fest mit Würsteln, Bier und Brezeln. Und dann haben sie ja auch diese tollen Nylonstrümpfe und ihre Jazztrompeter." Ich konnte nicht umhin, den Bescheibungen meiner Oma nur noch historischen Wert zuzuschreiben. Ich mußte also ins kalte Wasser springen, ohne zu wissen, was mich erwartete.

Das Flugzeug mit meiner Wenigkeit an Bord landete also nicht im sonnigen Miami, sondern im verregneten Frankfurt. 20 Meter von der Gangway zum Shuttlebus, und ich war naß bis auf die Knochen. Na klasse. Die Dame, die hinter der Zollkontrolle wartete, Frau Dr. Desideria, schien mir vom Typus eher Italienerin als Deutsche zu sein. Sie nahm mir sofort das gesamte Gepeck ab, so daß ich nichts mehr tragen mußte und wir gingen ins Parkhaus zu einem Kleinbus, wo schon 9 andere Lehrgangsteilnehmer warteten. Na toll. Ich hasse es, die letzte zu sein, auch wenn es, wie in diesem Fall, am Flugplan lag.

Rein in den Bus und los ging es durch den strömenden Regen, erst über eine Autobahn, die mich mit ihren vielen Lampen an die neue Plzener Spange erinnerte, und dann über Land, vorbei an abgeernteten Äckern. Mir fiel auf, daß wir sehr oft halten mußten. Entweder die Deutschen hatten sehr viele Ampeln oder aber sie schalteten sie nicht in Fahrtrichtung durch. Wir fuhren in einen Wald, der so dunkel war, daß man am hellichten Tag das Licht einschalten mußte. in Serpentinen ging es immer höher und plötzlich waren wir da.

Die Zumutungen an diesem Tag nahmen kein Ende. Ein Gebäude wie eine russische Kaserne, Schuluniformen wie aus dem schottischen Hochmoor, eine hochnotpeinliche medizinische Untersuchung, die mir immerhin die Erkenntnis brachte, daß ich 74kg wiege, zwei mehr als noch vor einem haben Jahr. Na und? Wen interessiert das schon? Weiter ging es mit einem langatmigen und detaiilierten Einweisungsvortrag. Wir hatten zwei Dozenten. Bilderbuchdeutsche. Total Oberhehrerhaft. Die eine eine überkandidelte und pseudobetroffene Kulturpädagogin, der andere eine Mischung aus einem Wall-Street-Börsianer und einem arroganten Professor. Beide spickten ihre Sprache derart mit Fremdwörtern daß ich mich im Falle der beiden Dozenten fragte, ob sie nicht lieber in Gänze italienisch bzw. englisch sprächen würden. Ich meine, ich spreche ganz passabel Deutsch aber das war echt heftig. Und es ging noch weiter. Wir wurden vollkommen willkürlich in Lerngruppen eingeteilt, ohne die Möglichkeit, uns undere Lerngruppenpartner selber aussuchen zu können. Das Abendessen war ungenießbar. Graubrot hieß es, Brot mit Erde war es. Schlimmer hätte es auch in einer slowakischen Strafkolonie nicht geschmeckt. Gottseidank sahen das die beiden anderen aus meiner Lerngruppe genauso. Einer von ihnen zauberte einen Flyer eines örtlichen Pizzadienstes hervor (lagen im Foyer aus) und dann verglichen wir 3 unsere Deuts- bzw. Italienischkenntnisse. Das Zeug war wenigstens genießbar.


Kapitel 2

ARGH. Wie spät ist es. Oh Gott, der Höllenwecker. Wo bin ich. Ach ja, genau. Ich taste nach dem Schalter des Jugendstilnachtischlämpchens und sofort fällt mir alles wieder ein. HA! Alles läuft bestens. Erst dachte ich ja: alles läuft scheiße. Kollege Moorhaus und ich schienen uns zunächst mal ganz und gar nicht zu vertragen. Dabei hab ich mir die erdenklichste Mühe gegeben. Ein bisschen wortkarg war er anfangs, um nicht zu sagen: verstockt, und zur Auflockerung der Atmosphäre setzte ich ihm ausführlich die faszinierende Komplexität der Isorhythmie auseinander. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass dieser Mensch mir überhaupt nicht zugehört hat, die Sau. Überhaupt dieses amerikanisierte Getue. Keine Gelegenheit ließ er aus, um seine Verachtung über die Einrichtung mit blasiertem Todesblick zum Ausdruck zu bringen. Ich hätte ihm sein arrogantes Grienen aus der Visage prügeln können. Eine offenbar eher versehentlich entwichene Äußerung seinerseits ließ mich allerdings hellhörig werden. Sollte es möglich sein - wäre es TATSÄCHLICH möglich, dass ich mir hier ganz unerwartet einen Komplizen eingehandelt habe?

Bereits am nächsten Tag wurde meine verwegene Vermutung bestätigt. Als ich kurz vor dem Abendessen meinen gewohnten Gang durchs Haus machte, um den Bestand der allerorten drapierten Snacks zu kontrollieren, stieß ich an der Bibliothekstür empfindlich mit Moorhaus zusammen. Ich wollte hinein, er hinaus (hatte wohl grad einen Orientierungsrundgang gemacht, der alte Schleicher, der). Drei Snickerspackungen und zwei Tüten mit Minimilkyways landeten raschelnd auf dem Parkett. Ach du scheiße, fuhr es mir durch den Kopf, wie soll ich DAS denn jetzt erklären. "Äh", stammelte ich, "äh -" "Ach", machte Moorhaus auch nicht wesentlich schlagfertiger. Dann half er mir wort- und anstandslos beim Aufsammeln. Wir luden den Süßkram auf einem Lesetisch ab und mussten nun wohl oder übel etwas sagen. Moorhaus machte den Anfang. "So", sagte er, machte eine Pause und runzelte die Stirn, "SIE bringen das ganze Zeug hier her..." "Naja", rechtfertigte ich mich reflexartig, "wir sind ja hier kein Kloster, wo Verzicht geübt werden soll. Zucker bringt Energie usw. Das hilft beim Lernen. Und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Und man sollte sich nicht zu schade sein", fügte ich mit Nachdruck hinzu, "da auch mal selbst mit anzupacken." Moorhaus' Miene erhellte sich. "In der Tat", stimmte er zu, und ich musste unwillkürlich an seine Bemerkung in meinem Büro denken. Doch, wurde mir in dem Augenblick schlagartig klar - das WAR mein Komplize.

In stillem Einverständnis - selbst ICH war still, ein seltenes Ereignis - füllten wir gemeinsam die Schalen auf, die ich strategisch in den Regalen und auf den Tischen platziert hatte. "Wissen Sie was", ergriff Moorhaus schließlich das Wort und rieb sich nachdenklich das Kinn, "wir sollten mal sehen, ob sich was am Speiseplan machen lässt." Ich nickte und ließ mich mit halbem Hintern auf einer Tischkante nieder. "Da haben Sie recht. Ich würde sagen", sehr ermutigt und voller Tatendrang grinste ich ihn an, "da überlegen wir uns am besten gleich was. Begleiten Sie mich auf einen Kaffee in mein Büro?" Moorhaus war mehr als einverstanden, und noch am selben Abend besiegelten wir bei einem Glas Wein unsere Komplizenschaft.

Jetzt ist eine Woche herum, der neue Speiseplan, zur größten Erbauung aller, durch, und das Arbeitsklima könnte kaum inspirierter sein. Mit Elan schwebe ich ins Bad, zur Morgentoilette.



Notizen Prof. Robert Moorhaus, So., 6.9.03, 23:11h, EDV-R.207:

Wieso sitze ich eigentlich noch hier? Ach ja, in meiner Wohnung und meinem Büro bin ich immer noch offline.

Na, wenigstens der Rest hat sich geregelt. Die Möbel, der Strom und mein Büro sind jetzt fertig, nur die Umzugskartons sind noch nicht ausgepackt. Als ich gestern den Fernseher anschloß erlebte ich eine böse Überraschung: Ich bekam zwar AFN-TV rein, aber ansonsten nix. Nur Gegrissel. Na Klasse. Am besten, ich fahr morgen zum WalMart (30km von hier soll es einen geben; in Dreieich) und hol mir nen Flachmann für die deutsche Fernsehnorm.

Fachlich gesehen, wird es ein Höllenritt. Anders als in Harvard, kann ich bei den 10 Lehrgangsteilnehmern, die ja aus den 10 verschiedenen Beitrittsländern kommen, kein einheitliches Vorbildungsniveu und Motivationsniveau voraussetzen. Sicher, die Einteilung in Lerngruppen hilft da etwas, aber ich frage mich, ob die derart frühe Einteilung, ohne überhaupt das fachliche Niveau ermittelt zu haben, wirklich eine gute Idee war. Nun, wir werden sehen.

Dienstag früh war lediglich eine Einführungsveranstaltung, in der ich den Lehrgangsteilnehmern überhaupt erst mal erklärte, worum es geht: "Meine Damen und Herren, die Notenbanken Ihrer Heimatländer, die als EU-Beitrittsländer in den kommenden Jahren ja auch zum Euro beitreten wollen, haben Sie, als jeweilige Jahrgangsbeste der jeweiligen staatlichen Bankbetriebsfachschule, dazu ausgewählt, diesen Lehrgang, dessen Träger die Europäische Zentralbank ist und der 48 Monate dauern wird, und der Sie mit einem dem BA gleichwertigen Abschluß ausstatten wird, zu absolvieren, damit er Sie, Zu Hause angekommen, in die Lage versetzen wird, innerhalb der Heimatnotenbank alle im Vorfeld des Euro-Beitritts anfallenden migrationsprojekttechnischen Aufgaben in fachlich leitender Position zu begleiten." Schweigen. Fragende Gesichter. "Könnten Sie diesen Satz bitte noch mal wiederholen?" Die anschließende Erklärung dauerte bis zum Mittagessen.

Apropos Mittagessen. Als ich Dienstag mittag beim Küchenchef vorstellig wurde, um ihm meine Vorstellungen einer ausgewogenen und lernförderndnen Kost darzulegen, blieb er seltsam gelassen: "Ist mir bereits bekannt. Ist bereits umgesetzt. Seit heute Vormittag wurde der Speiseplan für Frühstück und Abendessen auf warmes Essen umgestellt." Ich muß wohl sehr baff geguckt haben, denn er fuhr fort: "Na, die gute Frau Doktor hat mich heute morgen beim Frühstück drauf angesprochen, daß die armen Jungs und Mädels ausm Osten etwas warmen im Magen haben müssen, weil sonst ihr Kreislauf in den Keller geht." "Na gut," entgegnete ich, "aber über das Mittagessen werden wir in Kürze auch noch mal zu reden haben." Er verabschiedete mich mit einer freundlichen Geste.

Danach holte ich ein Buch aus der Bibliothek, um die erste Vorlesung für Mittwoch vorzubereiten. Das Buch fand ich relativ schnell, allerdings nicht ohne zuvor in verschiedenen Regalen mindestens ein halbes Dutzend riesiger Obstschalen, gehäuft gefüllt mit Schokoriegeln und anderen Süßigkeiten, beiseite rücken zu müssen. Ich kannte zwar die deutsche Bibliotheksordnung nicht, aber aus Harvard wußte ich, daß Essen in Bibliotheken zwar geduldet, aber nicht gern gesehen wurde. Diese akkurat gefüllten Obstschalen kamen mir derart merwürdig vor, daß ich am Abend beschloß, noch mal gucken zu gehen. Ich mußte ja ohnehin das Buch zurückbringen.

  • BOFF*! Mit wem stieß ich da zusammen. Natürlich mit der hochverehrten Kulturdezernentin. Und was ihr aus der Hand fiel, war Nachschub in der Größenordnung von mindestens drei Obstschalen.

Vor meinem geistigen Auge lief ein Film ab: - Die Putten - "Keine Bange, das mit der Aufbauarbeit bekommen wir hin." - "Eingeteilt nach Potential" - Die Pizzaschachteln und Colaflaschen - Die Aussagen des Küchenchefs - Die Berge von Snacks in der Bibliothek Die Frau hatte einen Plan. Anders konnte es gar nicht sein. Einen teuflisch guten Plan. Als ich das begriff, wurde sie mir direkt sympatisch. Später, in ihrem Büro, bei Kaffee, Rotwein und Putten, entwarfen wir einen Schlachtplan. Oder sollte man besser sagen, einen Plan zur Schlachtreife?

Mittwoch früh waren wir dann gemeinsam beim Küchenchef. Der Mann, ein älterer, knorriger, breiter Hesse mit Zwirbelbart, der fast 40 Jahre die Amis auf Rhein-Main Air-Base bekocht hat, und selber nicht viel vom Schlankheitswahn hielt, wartete selber noch mit einigen Ideen, wie z.B. Soda, Pökelsalz, Zimt, Glutamat als appetitanregende Stoffe, Tubenkäse als Fettbombe, sowie mit einigen Beschaffungsvorschlägen für die Kollegin vom Kiosk auf. Von den von ihm vorgeschlagenen Produkten hatte sie zwar noch nix gehört, nachdem ihr aber zugesichert worden war, daß sie damit Geld verdienen würde, versprach sie, sie ins Sortiment zu nehmen.

Ich werde mich wohl auch daran zu gewöhnen haben, daß ich der einzige Dozent weit und breit bin, in dessen Vorlesungen und Seminaren hemmungslos gefuttert, genascht und getrunken wird. Nun gut, der Lehrplan ist aber auch so was von dichtgedrängt, daß jeder noch so minimale Blutzuckerabfall im Gehirn unseren Zeitplan (in didaktischer und kalorischer Hinsicht) aufs fatalste in Verzug bringen könnte.

Gesten früh wollte ich schwimmen gehen und erlebte eine kleine Überraschung. Aufgrund des langen Heimwegs sind die 10 Lehrgangsteilnehmer die einzigen Studenten, die übers Wochenende hier sind. Sie hatten alle die grauen Hochschul-Badehosen und Hochschul-Bikinis an. Wieder fiel mir auf, daß beides in Europa üblicherweise knapper geschnitten ist als in den prüden USA. Trotzdem paßten sie wie angegossen. Noch.

Was ich da sah, riß mich figurmäßig noch nicht vom Hocker. Ich beschloß, wieder zu gehen und stattdessen meinen Fernseher auszupacken...



Kapitel 3

Tagebuch von Marta Krajcek Sonntag, den 14.9.2003

Liebes Zurnal,

80,0kg. Eine ziemlich runde Zahl zu einer zimelich runden Figur. Und doch nur ne Zahl. Ich fühle mich nicht anders als sonst. Was allerdings diese Schuluniformen angeht, die machen mir Probleme. Die BHs lasse ich mittlerweile weg, auch wenn die anderen ziemlich komisch gucken. Seit heute überlege ich auch, ob ich, insbesondere beim Schwimmen, noch einiges andere weglassen sollte.

Es hat sich hier einiges erheblich verbessert und anderes beginnt erst jetzt, einen Sinn zu ergeben. Das Essen hat sich erheblich verbessert. Es gibt jetzt fünf mal am Tag warm "All-American-Style" Ich weiß nicht, ob die heine dicker Negermami aus New Orleans eingeflogen haben, oder welche Änderungen sie ansonsten vorgenommen haben. Auf jeden Fall schmeckt es guuuut und man kann so oft nachnehmen, wie man möchte, wovon ich auch meistens 2-3x Gebrauch mache. Schließlich gibt es so viele gute Sachen auzuprobieren. Das geht von den Zimtbrötchen mit Vanillecremefüllung am Morgen bis hin zu den Haagen Dasz Eiskreationen als letztem Nachtisch am Abend. Dazwischen gibt es überbackenes und frittiertes in Hülle und Fülle und jede Portion macht einen noch hungriger auf die nächste. Überdies liegen im EDV-Pool, in der Bibliothek und auch sonst überall diese herrlichen kleinen Naschereisen rum und auch im Unterricht haben die beiden Dozentinnen nichts dagegen, daß man ordentlich mampft. Auf fast jedem Tisch steht eine Colaflasche und Pringles und anderer Kram. So ist mein derzeitiges Gewicht also kein Wunder. Keine Ahnung wie das witer geht, aber solange ich mich wohlfühle, werde ich es laufen lassen. Nur wegen der Schuluniformen muß ich wohl noch mal bei der Kleiderkammer vorstellig werden.

Daß es hier ein Schwimmbad und eine Sauna gibt, entschädigt für das Mistwetter hier. In zwei Wochen habe ich noch keine einzige trockene Fensterscheibe, geschweige denn die Sonne, gesehen. Gelegentlich gehe ich auf meinen Balkon, aber meist nur für ein paar Minuten. Am Kiosk gibt es Alkohol, das ist richtig klasse. Ich habe mich auch schon mit Baileys, Batida, Verporten und anderen Cremelikörs für mein Zimmer eingedeckt. Ich schwöre darauf. Ein Pinneken am Abend, erquickend und labend.

Es ist ja schon krass, wie die drei Lerngruppen (oder sollte ich besser "Freizeitgruppen" sagen?) absolut unterschiedliche gemeinsame Interessen entwickelt haben.

Lerngruppe A (die "braungebrannte Mittelmeerfraktion") ist dem Fitnesswahn verfallen. Kostas aus Zypern, Sumitra aus Malta und Hladko aus Slowenien machen nach jeder Mahlzeit ne Stunde Waldlauf, an den Wochenenden auch länger. Zu den Mahlzeiten essen sie meist nur Joghurt, Obst, Salat und Wasser. Die drei haben echt nen Hammerschaden!

Lerngruppe B (die "Party-Fraktion") nutzen die Stunde nach den Mahlzeiten meist, um im EDV-Pool in den Chats die nächsten Dates fürs Wochenende zu planen. Kaaija (Estland), Raukis (Litauen), Danuta (Polen), und Miloslav (Slowakei) essen alles, aber ohne Nachschlag und sind viel unterwegs. Sie fahren oft abends und an den Wochenenden mit der S-Bahn nach Frankfurt rein, um dort Party zu machen. Mir persönlich viel zu stressig.

Imre, Lillemor und mich (Lerngruppe C) würde ich als die "Chilling-Fraktion" bezeichnen. Nach dem Essen chillen wir meistens, weil das Essen doch ziemlich reichlich war. An den Wochenenden hängen wir gerne gemeinsam im Pool ab und reißen Witze über die Dozenten. Zumindest so lange, bis wir wieder Hunger haben. Imre und Lillemor haben auch ein bißchen zugelegt. Wir haben uns heute gemeinsam gewogen, Lilli ist von 68 auf 72,8 und Imre von 83 auf 86. Er ist aber auch größer als wir.

Oh, ich bekomme Hunger. Na, denn werde ich mal runtergehen und gucken, was es da so gibt...



"...sehen wir uns mal das Notenbeispiel von Machaut an. Anhand der Ziffern können Sie deutlich talea und color erkennen, und genau diese Versetzung von Cantus firmus und sich wiederholender, schematischer Rhythmisierung macht das Wesen der isorhythmischen Ars-Nova-Motette aus." Die isorhythmische Ars-Nova-Motette kann mich mal am Arsch lecken, dachte Lillemor etwas unfein und wickelte bedächtig einen Schokoladenriesen aus. Die Musikgeschichtsvorlesung war heute mal wieder EXTREM aggressiv machend langweilig. Gute vier Wochen war sie nun schon hier. Alles in allem gefiel es ihr besser als ganz zu Anfang. Einiges war gewissermaßen luxuriöser geworden - abgesehen davon, dass man sich überall aus den kostenlosen Süßkram- und Knabberzeugvorräten bedienen konnte, hatte sich auch der karge Speiseplan um mindestens fünfhunderttausend Prozent gesteigert. Am ersten Abend, erinnerte sie sich, hatte es ekelerrende Graubrotschnittchen gegeben. Ihr wäre daraufhin beinahe die Kotze hochgekommen, nach Aushändigung der vollkommen stillosen Schuluniformen wäre sie sowieso am liebsten wieder nach Hause gefahren. Mittlerweile war sie allerdings regelrecht froh über die nicht so arg figurbetonten grauen Pullis. Das reichhaltige Snackangebot hatte sich nämlich bereits bemerkbar gemacht, und zwar insofern, dass die zu den Pullis gehörige Einheitsjeans in der Taillengegend etwas zu zwicken begonnen hatte.

Es WAR aber auch schwierig. Selbst, wenn man es schaffte, sich um die Süßfraßschalen herumzudisziplinieren, lockten immer noch Frühstück, Mittag- und Abendessen. Man konnte jetzt dreimal am Tag warm essen, wenn man wollte - und das WOLLTE man, wenn man das phantastische Buffett sah. Meistens gab es zwei Menüs zur Auswahl, und WAS für welche. Ständig war Frittiertes oder Überbackenes dabei, wer konnte da schon widerstehen. Kein normaler Mensch konnte da widerstehen!

Gemächlich kaute sie auf dem Karamellbonbon herum. Immer schön langsam, ermahnte sie sich, da hat man länger was davon. Schließlich wollte sie nicht so enden wie Márta. Márta hatte permanent irgendetwas Essbares im Mund. PER-MA-NENT. Die fraß sich noch um den Verstand. Und da sie in den Vorlesungen schräg vor ihr saß, konnte Lillemor ziemlich genau beobachten, dass sie sich, sobald sie sich niederließ, erstmal - halb verstohlen - die Hose aufmachte. Da passt die bald nicht mehr rein, dachte Lillemor. Kann mir nicht passieren, sagte sie sich, und friemelte ein Daim auf. Das ist jetzt aber wirklich die letzte Kalorienbombe vor dem Abendessen, schwor sie sich.

"Wenn wir uns im Vergleich dazu dem Trecento zuwenden..." WHOOOAAAAAH, kann die nicht mal fünf Minuten den Rand halten, echauffierte sie sich in Gedanken. Nein. Frau Doktor ließ es sich nicht nehmen, den Rest der verbleibenden Zeit mit überflüssigen Infos über Italien zu spicken. Nichts gegen Italien, dachte Lillemor, da war es jetzt bestimmt wärmer. Mediterran eben. Das einzig Mediterrane hier war das Schwimmbad. Lillemor war sich durchaus darüber bewusst, dass sie überdurchschnittlich hübsch war und schon immer anerkennende Blicke auf sich gezogen hatte. Dieser Umstand trug dazu bei, dass sie ganz und gar nichts dagegen hatte, in sommerlichen Frei- oder eben winterlichen Hallenbädern munter in feschen Badeensembles einher zu flanieren. Sie hatte zwar nie über die idealen Modelmaße verfügt, wirkte aber dennoch eher schlank als pummelig. Und so hatte sie sich auch gefühlt - jedenfalls bis gestern.

Gestern nämlich war ihr etwas aufgefallen. Und zwar im Schwimmbad. Und zwar an sich selbst. Und zwar die Schäden betreffend, die das ganze Luxusessen hier angerichtet hatte! Zuvor hatte sie über zwei Wochen lang keine Lust zum Schwimmen gehabt. Gestern hatte sie dann beim Schließen des Bikinioberteils erschrocken festgestellt, dass es einschnitt. Und zwar nicht nur dieses ganz dezente bisschen, sondern ein dezentes bisschen MEHR. Weiter unten sah es auch nicht besser aus. Ganz im Gegenteil. Weiter unten wölbte sich ein richtiges Bäuchlein über dem eng anliegenden grauen Stoff.

Da hatte sie es dann aber genau wissen wollen und war auf die Waage, die im gemeinsamen Vorraum zu den Umkleidekabinen stand, gestiefelt. Und ebendort blinkte es, unbarmherzig, rot: ZWEIUNDSIEBZIG KOMMA ACHT. Entsetzt machte sie sofort einen Schritt rückwärts und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Sie konnte doch nicht fast fünf Kilo zugenommen haben, seit sie hier war. Sie HATTE doch schon so drauf geachtet, sich nicht den GANZEN Tag irgendwelchen Fraß in den Rachen zu schaufeln!! (So wie Márta.) Umgehend hatte sie ein paar gute Vorsätze gefasst. Leider war dann das Abendessen dazwischen geraten.

Jetzt muss ich aber WIRKLICH aufpassen, dachte sie und zerknüllte energisch das Daimpapier.


Notizen Prof. Robert Moorhaus, Mo., 15.9.03, 23:07h, Büro:

Ich liebe Montage! Besonders, wenn ich in das stets aufs neue gerundete, stets kauende Pfannkuchengesicht von Marta blicke, geht die Sonne auf. Fr. Dr. Desideria hatte ganz recht, die Lerngruppen haben sich ziemlich unterschiedlich entwickelt.

Lerngruppe A hat sich allen Versuchungen ziemlich resistent gezeigt und eine Art "mediterrane Marathon-Truppe" hochgezogen. Wenn man die so sieht und hört, könnte man meinen, sich im Trainingslager von Jan Ullrich zu befinden.

Lerngruppe B, die vier Teilnehmer umfaßt, ist sehr oft in Frankfurt, besucht dort Konzerte und geht in Tanztees. Dem guten Essen hier sprechen sie gerne zu, aber nicht im Übermaß. Das eine oder ander Pfündchen findet sich hier und da mal an, aber nichts weltbewegendes. Echte "Partylöwen" eben.

Am besten auf die Optimierungsmaßnahmen hat die Lerngruppe C angesprochen. Alle drei verspachteln unerhörte Mengen an Kalorien, bewegen sich so gut wie gar nicht mehr und werden immer verfressener und träger. Natürlich hat sich das auch in ihrer optischen Erscheinung niedergeschlagen.

Ich war gestern abend mal an der Waage im Schwimmbad und habe das letzte gespeicherte Gewicht abgerufen. 80.0 blinkte es mir entgegen. Das wird bestimmt Marta gewesen sein. Sie trägt seit neuestem keinen BH mehr, obwohl sie in der Kleiderkammer größere bekommen könnte. Dementsprechend schwingt bei ihr nun alles frei hin und her, nur noch gehalten bon dem immer enger sitzenden Pullover, unter dem sich die Brustwarzen immer deutlicher abzuzeichnen beginnen.

Ich bin ja mal gespannt, wann beim Hinsetzen das erste mal eine Jeans am Hintern platzen wird. Ich sollte demnächst mal auch einen genaueren Blick ins Schwimmbad werfen, wenn die drei wieder im Pool rumlümmeln. Auch den dreien beim Essen zuzusehen, ist eine wahre Wonne. Marta holt sich bei jeder Mahlzeit, auch beim Frühstück, immer 3-4x nach und achtet stets darauf, daß sie auch genug Soße, Maionnaise, Butter und ähnlich rutschfeste Sachen mit auf dem Teller hat. Mannnmannmann, ich würde ja gerne mal ihre Kalorien ausrechnen.

Ansonsten kann man sagen, daß mittlerweile hier alles im doppelten Wortsinne "rund" läuft.


Kapitel 4

Notizen Prof. Robert Moorhaus, Mi., 15.10.03, 21:49h, Büro:

88 Kilo. Eine börsencharttechnische Wiederstandslinie? Sowohl Marta als auch Imre haben dieses Gewicht vor ca. 2 Wochen erreicht und seitdem machen sie keine Fortschitte mehr. Die einzige, die noch fleißig zunimmt, ist Lillemor, welche allerdings noch etliches aufzuholen hat. Ich muß mal die hochgeschätzte Kollegin fragen, was sich da machen läßt, um die Stagnation zu überwinden.

Beide Mädels sind bei ihrer Schuluniform nun von Hosen auf Röcke umgestiegen. Möglicherweise war der Vorfall von Montag mittag dran schuld. Als die drei sich zum Mittagessen setzten, geschah das, was ich habe kommen sehen. Martas Hose platzte am Hintern mit einem lauten RATSCH auf und ließ nebst ihrem geblümten Slip noch jede Menge Cellulitis sehen. Aber ich muß ja sagen, die Studentenschaft ist *sehr* diszipliniert. Ich hätte erwartet, daß die ca. 300 Studenten laut losgegackert hätten, stattdessen herrschte volle zwei Minuten Totenstille, so daß man direkt eine Stecknedel hat fallen hören können, ehe das normale Gesprächsgemurmel in gedämpfter Form wieder einsetzte.

Ich finde, die knielangen Röcke stehen beiden auch viel besser, glaube allerdings, daß sie dei derart hervorstehenden Hintern nicht lange knielang bleiben werden. Dem armen Imre, der sich mit seiner Hose ja auch ziemlich abquält, bleibt diese Option leider verwehrt. Vielleicht sollte ihm mal jemand einen Kilt nähen? Ach nee, das ist dann ja keine Schuluniform mehr.

Marta ist finanzmathematisch sehr begabt. Ich denke, sie wird im tschechischen Finanzwesen irgendwann eine sehr gewichtige Rolle einnehmen. Von Imre, diesem verhinderten Starpianisten, kann ich das gleiche leider nicht behaupten. Lillemor interessiert sich eher für die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge. Die hat wohl bei ihrem Praktikum in Schweden so einen Sozialfimmel mitbekommen. Würde mich nicht wundern, wenn sie eine Laufbahn in der Gewerkschaft oder in der Sozialpolitik einschlägt.

Die drei Mittelmeer-Waldläufer haben mir gestern einen Businessplan zur Errichtung eines Wellness-Consulting-Centers vorgelegt. Na toll! Eine Mischung aus FitForFun und McKinsey. Gründen wollen sie das am Mittelmeer (wo sonst?) in Südfrankreich, in Spuckweite zum TGV. Ohauerha. Und dann wollen die lauter erfolgreiche, fitte, klapperdürre Manager züchten? Örks! Ich versprach ihnen eine Expertise für Mitte nächster Woche.

Die Party-Fraktion hat nach anfänglichen 3kg Zunahme wohl ihren oberen Setpunkt gefunden. Party machen ist halt auch sehr anstrengend. Öfters sitzen alle vier mit zimlich dunklen Augenringen in meinen Vorlesungen (in denen sie sogar einnicken) und Seminaren. Trotzem haben sie die erste Vorklausur anstandslos gemeistert. Ich vermute, sie haben ein ausgeklügeltes System, wonach jeder ein Viertel lernt und sie am Abend vor der Klausur einen Intensivaustausch durchführen. Ein Kollege aus Manchester (der Hochburg der Quartalssäufer) hat mir von diesem System erzählt.

Noch mal zurück zu Marta. Sie trägt wieder BHs. Sie hat sich wohl größere geben lassen. Es ging ihr wohl auf den Geist, daß sie sich beim Essen immer die Oberweite bekleckert hat. Ich allerdings führe das eher auf die Gier zurück, mit der sie die fettriefenden Sachen in sich reinstopft. Mannmannmann, den Kalorienverbrauch der drei würde ich ja gerne auch mal ermitteln. Aber dabei kann mir eine Geisteswissenschaftlerin wie Dr. Desi leider nicht helfen.



Notizen Prof. Robert Moorhaus, Do., 16.10.03, 23:31h, Wohnung:

Wissen ist Macht! Das hat auch die gute Frau Dr. Desideria erkannt. Gestern spät am Abend hat sie mir den großen Spiegel im Schwimmbad gezeigt - von hinten! Sehr interessant. Man hat von einem Logenplatz aus den genauen Ausblick auf den gesamten Speck der Lerngruppe C. Und wenn sie sich wiegen, shehen sie nur wenige Zentimeter von einem entfernt - ohne daß man gesehen wird.

Was die gute Kollegin nicht weiß, und auch sonst niemand: Ich habe mittlerweile gebastelt. Damit ich mich nicht immer selber runterbemühen muß, habe ichzwischen eine Webcam angebracht, die ich sowohl vom Büro als auch von der Wohnung aus abrufen kann.

Die Waage, die ja wegen der Speicherfunktion Netzstrom braucht, habe ich ebenfalls angezapft. Jedesmal, wenn jemand drauf steigt und sich wiegt, wird mir das Gewicht, zusammen mit einem Webcamfoto, übermittelt. Da kann ich dann ein schönes Archiv anlegen. Bekommt außer mir natürlich niemand zu sehen.

Im Moment ist das Schwimmbad leer. Werd dann mal nach vollbrachtem Tagwerk in die Heia gehen.


So, 19.10.03, 8:53, Schwimmbad


"Lilli?" "Ja, Marta" "Sind wir die einzigen auf der Welt?" "Scheint so." "Wo sind denn alle" "Puh, Hmmm. Die Roadrunner sind schon joggen, die Partypeople sind noch auf nem Rave, Desi ist mit Ryanair nach Florenz, irgend n olles Teil holen, Imre ist Klavierspielen..." "Und der Prof?" "Weiß nicht." "Sein Wagen ist nicht da. Aber ich kann seine Anweseheit fast körperlich spüren." "Hmmm. Ich auch. "Marta?" "Ja, Lilli?" "Siehst Du den Rauchmelder da oben?" "Jo." "Ist der neu?" "Jo. Diese Woche eingebaut worden." "Schwachsinn, ein Brandmelder in einem Schwimmbad." "Vielleicht wollen die verhindern, daß Kommilitonen hier eine quarzen. "Jo." "Du solltest auch mal Deinen Bikini tauschen." "Wieso?" "Ja siehst Du was nicht? Überall quillt alles raus." "Könnte man genau so bei Dir behaupten." "Kann gar nicht sein. Meinen hab ich schon vor 3 Wochen getauscht." "Na und? Könntest Du direkt wieder!" "So krass?" "Ja. Deine Poritze guckt oben raus, Dein Dekollete sieht ausch aus wie eine Poritze, die Wulst unter Deinem Arm sieht aus, wie eine weitere Brust, die halben Pobacken gucken unten raus und Dein Bauch hängt mittlerweile über Deinem Höschen." "Willst Du mal meinen anziehen?" "Jo." "Warte." "Hmmm. Ja, mir paßt er." "Dann behalt ihn." "Und Du?" "Ich behalte Deinen und tausche mir morgen einen neuen." "Und für jetzt?" "Schwimme ich eben nackt. Ist ja eh keiner da." "Meinste?" "Jo." "Marta?" "Ja, Lilli?" "Siehst Du die grüne Diode an dem Rauchmelder?" "Jo." "Als Imre vorgestern auf der Waage stand, wurde sie für nen Moment rot." "Dann isses n Bewegungsmelder." "Meinste?" "Jo." "Aber wer ist denn so beknackt und bricht in ein Schwimmbad ein?" "Keine Ahnung." Aber in Plzen konnte man immer gut geschlossene Freubäder entern. Da haben wir dann mit der ganzen Klasse nackig Mitternachts für lau gebadet." "Warst Du damals auch schon so breit?" "Relativ gesehen, ja." Ich hab aber in der Schule Volleyball gespielt, von daher war ich zwar kräftig, hatte aber jahrelang ein ziemlich konstantes Gewicht." "Wir können ja das mal mit dem Bewegungsmelder ausprobieren." "Ja, lauf mal drunter umher. Ich bleib im Wasser. Ich hab ja nix an." "Faule Socke." "So jetzt lauf mal drauf zu." "Und?" "Nix." "Und nun?" "Zappel mal n bißchen drunter umher." "Und?" "Muahahahahah, wie das schwabbelt bei Dir. Ein Schwabbel-Hampelmann!" "Jaja, das sagt die richtige! Bei Dir schwabbelt es bestimmt viel mehr." "Jo, mag sein, ist mir aber auch schnuppe." "Was ist nun mit der Leuchte" "Ach so. Hab ich jetzt nicht aufgepaßt. Mach noch mal." "Und jetzt?" "Nix." "Dann isses doch ein Rauchmelder." "Meinste?" "Jo." "Wo ich eh schon mal draußen bin, kann ich mich auch mal wiegen." "Mach ruhig." "Ok." "Da!" "Was?" "Die Diode hat einmal rot geblinkt." "Hmm. Vielleicht ist in der Waage was verschmort." "Hat sie denn was angezeigt?" "Ja, 84,1kg. Das sind fast 3kg in einer Woche. Ich hatte ja gehofft, daß mir das erspart bleibt." "Tjaja, wie die Deutschen sagen, irgendwas ist ja immer." "Und jetzt Du?" "Üüüüüch?" "Na klar. Willst Du ewig im Wasser bleiben?" "Öhhhmmm..." "Na also. Komm raus." "Na gut." "Was haste so n roten Schädel?" "Das raussteigen war etwas anstrengend." "Du läufst auch wie auf Eiern." "Nee, das ist nur, weil meine Innenschenkel sonst so scheuern." "So, dann steig mal drauf." "Nee, jetzt werde ich erst mal an der Waage riechen, ob da was verkohlt ist." "Und?" "Riecht nach einschlafenen Füßen." "Das ist ja normal. Also los." "Ok" "Da!" "Wieder rot geblinkt?" "Jau." "Ich steig noch mal drauf." "Und wieder rot geblinkt." "Ist ja witzig." "Hast Du ne Ahnung was das sein kann?" "Nö. Ist mir auch schnuppe." "Und wieviel kg wars nun? "Öhhhmmm. 92,8kg. Ich hatte mich ja mal drei Wochen lang bei 88kg stabilisiert, aber dann gings wieder los." "Und was machst Du?" "Nix. Es ist mir sowas von egal." "Mein Gott, Du hast aber auch ne Plautze. Dreh Dich mal um" "Besser?" "Und n riesen Arsch. Paßt eine Arschbacke nicht in zwei Hände von mir." "Muß ja auch nicht." "Heb mal die Arme." "So?" "Und nun dreh Dich wieder um." "Was fällt Dir auf?" "Schau in den Spiegel. Was siehst Du?" "Marta am Kreuz." "Quatschkopp." "Was meinst Du denn?" "An den Oberarmen hast Du innen Cellulitis und außen Dehnungsstreifen." "Na und?" "Deine Unterbrustfalte setzt sich seitlich bis zum Rücken fort." "Na und?" "Dein Schamhügel ist bald nicht mehr sichtbar." "Na und?" "Der Oberbauch ist voller Dehnunfsstreifen und der Unterbauch voller Cellulitis." "Na und?" "Marjellche, Du wirst fett." "Ich BIN fett. Na und?" "Ist Dir das egal?" "Aber sowas von!" "Wenn Du meinst. Komm, laß uns abtrocknen gehen." "Ok."


Es war ein außergewöhnlich warmer Abend Mitte Oktober, und die Lerngruppe C hatte sich auf der Terrasse niedergelassen. Langsam wurde es kühler, doch noch saß man bei Windlichtern und improvisiertem Picknick auf seinen Jacken, die man über die Stühle gebreitet hatte.

Imre lehnte sich zurück und genoss den freien Abend. Nachher würden sie Schwimmen gehen, dann gab es Abendbrot. Zwischen sechs und sieben absolvierte er einigermaßen diszipliniert seine obligatorische Übungsstunde. Er hatte sich nur auf den Lehrgang eingelassen, weil es hier einen Musikraum mit Klavier gab und im Lehrplan nicht nur die üblichen Fächer, sondern auch Kunst-, Kultur- und Musikgeschichte vorgesehen waren. Außerdem konnte ihm Dr. Desideria beim Üben ein paar hilfreiche Tipps geben, die beinahe so gut waren wie Unterricht. Alles in allem war er ziemlich zufrieden. Die Zufriedenheit wurde natürlich zusätzlich durch die Anwesenheit seiner beiden Mitstreiterinnen gesteigert. Die waren nicht nur nett (innere Werte) sondern auch ausgesprochen attraktiv (äußere Werte).

"Müssen wir bei der Klausur eigentlich auch das mit den Motetten wissen", fragte Márta. Die wird auch immer runder, dachte Imre und klaubte eine Handvoll Chips aus der Tüte. "Was genau", fragte er. Naja, aber ich ja irgendwie auch, dachte er und strich sich mit der freien Hand über den Bauch. Er hatte peinlicherweise nach etwas mehr als vier Wochen schon eine größere Schuluniform bestellen müssen, und die kam ihm mittlerweile auch schon nicht mehr ganz so groß vor. Ich sitze aber auch nur auf meinem verdammten Hintern rum, ärgerte er sich halbherzig. Besonders sportiv veranlagt war er noch nie gewesen, aber hier kam noch das überreichliche Essen hinzu. Über seiner Jeans hatte sich jedenfalls eine ganze Menge Speck angesammelt. Am offensichtlichsten war die Veränderung natürlich am Bauch - und den bekam er so langsam WIRKLICH. Diese Tatsache ließ sich mittlerweile nicht mehr mit den weiteren Pullovern kaschieren. Auch in der Hüftgegend fühlte sich alles viel weicher an als sonst.... Ach, egal, beruhigte er sich, wenigstens geht es den Mädels genauso. "Das mit diesem isorhythmischen.... isorhythmischen Dings... ich versteh das überhaupt nicht", führte Márta aus.

Die hat auf alle Fälle am meisten von uns allen zugelegt, befand Imre. Er befand ferner, dass es ihr das nicht schlecht stand. Im Gegenteil, er fand es - auch wenn er sich das zunächst nicht eingestehen wollte - regelrecht faszinierend, wie sie da in ihre viel zu knappen Klamotten gequetscht lauter Zeugs in sich hineinstopfte. "Kann ich dir später noch erklären", bot er an, "ich hab da schon mal eine Klausur drüber geschrieben." "Ja", fragte Lillemor und schlug die Beine übereinander, "wo denn?" "An der Uni, hab ich das nicht erzählt?" Imres Blick wanderte zu Lillemor und blieb unfreiweilig in Busenhöhe hängen. Nee, so dick wie Márta war sie nicht, aber auch nicht mehr so schlank wie am Anfang. "Ich hab doch mal ein bisschen Musikwissenschaft gemacht. Aber abgebrochen. Ich hätte eigentlich sowas hier schon eher machen können, aber da wollte ich lieber normal studieren", fügte er hinzu.

"Hättest du nicht richtig Musik studieren können? Und Starpianist werden oder sowas", fragte Lillemor und grinste. Beiläufig steckte sie sich gleich mehrere Schokobons auf einmal in den Mund. Die Haare trug sie heute offen, Márta ebenfalls, was bei beiden sehr hübsch aussah. Imre pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf. "Nee, da muss man mehr für machen. Dafür bin ich nun auch nicht arbeitswütig genug", grinste er zurück.

Er musste zugeben, dass er sich darauf freute, Lilli und Márta gleich im Bikini zu sehen. Blöd war dabei natürlich, dass sie ihn dann auch immer leicht bekleidet mit dieser dämlichen Hochschulbadebuxe sahen. Naja, versuchte er sich wenig überzeugt Mut zu machen, vielleicht fiel ihnen ja nicht auf, wie dick er geworden war. Außerdem gingen sie STÄNDIG zusammen schwimmen, also: was sollte heute anders sein als gewöhnlich. "Gehen wir rein", schlug er vor, "es wird langsam kalt." Die Mädchen stimmten zu, gemeinsam sammelten sie ihre Picknickutensilien wieder ein.


andernorts, nur wenig später:

Es geht die Kellertreppe hinunter, um mehrere Ecken herum, dann eine Treppe wieder hinauf, und endlich schließe ich die etwas mitgenommen wirkende Tür vor uns auf. Moorhaus guckt skeptisch. "Lassen Sie sich überraschen", grinse ich breit und mache Licht. Er sieht sich mit hinter dem Rücken gefalteten Händen im Raum um. "Hm", hmpft er. Unter der Decke hängt eine nackige Glühbirne, auf den Teppichfliesen stehen stapelweise ausrangierte Tische und Stühle herum. Die gegenüberliegende Wand ist von einem dunkelbraunen, preisverdächtig hässlichen Vorhang verdeckt. Moorhaus runzelt die Stirn. "Und jetzt", fragt er. Ich schneide eine diabolische Grimasse und schiebe den Vorhang ein Stück zur Seite. Dahinter kommt eine Glasscheibe zum Vorschein. Moorhaus sackt die Kinnlade in die Kniegegend. "Das Schwimmbad", flüstert er. "Kein Grund zum Flüstern", erkläre ich, "die können uns nicht hören. Sehen übrigens auch nicht, auf der anderen Seite ist ein Spiegel."

Auf der anderen Seite der Scheibe verlustieren sich ungeniert unsere drei Spezis. Imre schwimmt, Lillemor und Márta sitzen nebeneinander am Beckenrand. "Es hat sich doch noch was getan in den letzten zehn Tagen, oder?" Ich drehe mich zu Moorhaus um, der interessiert näher getreten ist. "Könnte tatsächlich sein", stimmt er zu. "Wir überprüfen das gleich mal, wenn die weg sind", schlage ich vor. Jetzt grinst Moorhaus auch.


und inzwischen...

... konnte Imre kaum den Blick von den beiden Mädchen abwenden. Zur emotionalen Abkühlung kraulte er wesentlich ehrgeiziger, als es seiner Gewohnheit entsprach, im Becken herum. Zwei üppige Schönheiten auf einmal waren einfach zu viel des Guten. Márta hatte mit Sicherheit fünfzehn Kilo zugelegt seit sie hier waren. Und im Bikini sah man einfach ALLES. Das nasse, blonde Haar hing ihr über die fülligen Oberarme, ihr Dekolleté schwankte bei jeder Bewegung und ihre Schenkel sahen einfach unendlich weich aus. Er durfte gar nicht an die Sache mit der Hose denken... er MUSSTE aber ständig an die Sache mit der Hose denken. Dabei wollte er gar nicht. Er konnte sich immer noch nicht so recht erklären, was seit einer Weile mit ihm los war. Wenn er sie jetzt anschaute, hatte er jedenfalls dauernd vor Augen, wie es ausgesehen hatte, als ihr vor ein paar Tagen die Jeans gerissen war. Und bei dieser Vorstellung wurde ihm regelmäßig ganz anders. Und zwar: WAHNSINNIG anders. Er konnte sich nicht helfen, es brachte ihn einfach vollkommen durcheinander, sie buchstäblich aus allen Nähten platzen zu sehen.

Bei Lilli war das etwas anderes. Sie hatte ebenfalls ein paar Pfund mehr drauf, aber der Unterschied war nicht so gravierend. Aber es war ungemein reizvoll, wie sie langsam aber sicher immer weniger schlank erschien. Ein Speckröllchen nach dem anderen hatte sich dezent um ihre Hüften gelegt, und das Bäuchlein rundete sich zusehends. Imre wusste kaum noch, wie er dieser permanenten Reizüberflutung standhalten sollte. Außerdem hatte er selbst auch schon wieder zugenommen. Drei Kilo. Bei einundneunzig war er mittlerweile angelangt, obwohl er zwischenzeitlich optimistisch angenommen hatte, sein Gewicht hätte sich irgendwo unterhalb der Neunzigermarke eingependelt.

Tja, war wohl nix, dachte er. Aber es gab immer noch Schlimmeres. Zum Beispiel die Zwangsvorstellungen, in denen sich Márta und Lillemor gegenseitig anfassten. Das musste unbedingt aufhören. Wo sollte das noch enden. Entschlossen kniff er die Augen zusammen und tauchte unter.


Kapitel 5

"Quartsextvorhalt steht da", rüge ich mein Protegé energisch und tippe mit einem sorgfältig lackierten Nagel auf die Bezifferung. "Nochmal den Takt", ordne ich an. Imre gehorcht, es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Immerhin darf er auf MEINEM Cembalo spielen. Hach, denke ich, das WAR aber auch eine hervorragende Idee, das Ding aus Florenz hierher zu schaffen. Silbermann Nachbau, hab ich mir mal anfertigen lassen. Und mein geschätzter Imre darf jetzt Generalbass lernen. HA, das wurde auch Zeit. Pianisten haben heutzutage ja keine Ahnung mehr von diesen Dingen.

Er gibt aber auch ein wirklich perfektes Bild ab: dieser bildhübsche Junge mit dem sanft gewellten dunklen Haar, dass ihm immer so neckisch ins Gesicht fällt, an einem solchen Instrument. Und dann hat der dazu diese wahnsinnig langen, dichten Wimpern, wie ein Mädchen. Er guckt konzentriert in die Noten, dabei sind seine Lippen ganz leicht geöffnet. Alles, was dieser Mensch macht, wirkt einfach irgendwie lasziv, fällt mir auf. Und die Figur. Mein Gott, sieht der GUT aus. Alles an ihm ist insgesamt weicher, sein Engelsgesicht, die Arme, die Brust, der Bauch sowieso. Sehr schwierig für mich, nicht immerzu zu starren. Der sollte sich auch mal eine neue Hose besorgen, diese hier wird langsam wirklich knapp. Und wenn dann erst die Sache mit den Weihnachtssüßigkeiten losgeht... ich darf gar nicht dran denken.

In ein paar Tagen ist schon der erste Advent. Mann, wie die Zeit vergeht. Es hat sich aber auch alles hier sehr zum Kurzweiligen entwickelt, HAHA. "Nimm doch da mal die Tonikaparallele", schlage ich vor und gucke ihm über die Schulter. Man kann durch den Pulli seinen Bauchnabel sehen. Uiuiui. Imre nickt und wiederholt die bewusste Stelle.

Zur Intensivierung der Kurzweiligkeit habe ich mir einen persönlichen kleinen Spaß einfallen lassen: klammheimlich, ohne dass jemand davon weiß - nicht einmal Moorhaus ist eingeweiht - habe ich in Lillemors Zimmer mein, ich möchte mal sagen: externes Auge eingeschmuggelt. Sie hat da nämlich diesen alten Kasten über der Tür hängen, ursprünglich waren da mal Sicherungen drin. Seltsamerweise hat der Kasten Lüftungsschlitze, die mir sehr gelegen kamen. Das ganze Unternehmen ist abgeschlossen, und den Schlüssel habe ich. HA. Es war alles ein bisschen kompliziert, aber man ist ja hartnäckig, wenn es um was Wichtiges geht. Inzwischen bekomme ich ein ganz gutes Bild auf den Rechner im Büro. "Ja", lobe ich freudestrahlend, "DAS war jetzt richtig gut. Ich wusste doch, dass Sie das können." Imre lehnt sich mit leicht geröteten Wangen zurück und streckt sich. Dabei rutscht der Pulli hoch und ich bekomme einen schmalen Streifen Sahnehaut zu sehen. Whoah. "Sie können das so nochmal in Ruhe durchspielen, wenn noch Fragen sind: ich hab nachher im Büro zu tun", sage ich.

Und WIE ich gleich im Büro zu tun habe. Ich drücke mir sehr fest die Daumen, dass die drei Spezialisten sich nachher wieder bei Lillemor treffen. Die Atmosphäre in der Lerngruppe C ist tendenziell flirtig, meine ich bemerkt zu haben. Möglicherweise krieg ich da ja noch richtig was zu sehen. Mir wird allein beim Gedanken daran schon ganz warm. Das sind vielleicht nicht die feinsten Methoden. Aber wo gehobelt wird, fallen Späne, sag ich immer. "Okay", seufzt Imre und reibt sich unfreiwillig aufreizend über den Schenkel, "ich probier das dann einfach noch mal so für mich." Ja. Aber nicht vergessen, bei Lilli vorbeizuschauen, denke ich beschwörerisch.

zweiundvierzig Minuten später...

...klopfte es an Lillemors Tür. "Mach mal auf, ich bin zu faul aufzustehen", sagte Márta, die ungefähr eine Armeslänge von der Tür entfernt auf Lillemors Bett herumgammelte. Lilli hatte etwas beklommen am Kopfende gehockt, in letzter Zeit vermied sie es immer häufiger, Márta zufällig zu berühren. Nicht, weil es ihr unangenehm gewesen wäre. Im Gegenteil. Und gerade DAS beunruhigte sie ein bisschen.

"Hi", begrüßte Imre die Mädchen und ließ sich schwer in den Sessel vor dem Bett fallen. "Hat sie dich wieder gedrillt", fragte Lilli und setzte sich wieder - diesmal näher an Márta, weil Imre ein Knie leger auf ihrem Kopfkissen platziert hatte. "Kann man wohl sagen", stöhnte er und unterdrückte ein Gähnen, "die ist echt ein ziemlicher Freak. Von der kann ich noch richtig was lernen, über Alte Musik und so. Naja. Aber für heute reichts mir." "Und wann willst du für die Prüfung bei Moorhaus lernen", erkundigte sich Márta und stützte sich auf einen Ellbogen. Ein ganz schön rundes Gesicht hat sie gekriegt, dachte Lilli. Imre zuckte die Achseln. "Keine Ahnung. Egal. Denk ich morgen drüber nach." Er schloss einen Moment lang die Augen. Sein Bauch wölbte sich beachtlich über der Hose, die so eng aussah, dass es kaum noch bequem sein konnte. Lilli ertappte sich dabei, dass sie darüber nachdachte, ob er wohl den oberen Knopf geöffnet hatte. Kann man nicht erkennen, dachte sie, schade. "Ich bin irgendwie total müde", bemerkte Márta, und legte den Kopf auf Lillis Schenkel, "lasst uns heute nicht mehr schwimmen, ja?" Oh Gott, dachte Lilli, ohgottohgottohgott, sie hat ihren Kopf auf mein Bein gelegt. Márta gehörte zu den Mädchen, die ständig irgendwelche Körperkontakte zu anderen Mädchen pflegten, sich zur Begrüßung innig umarmten, Hand in Hand gingen, etc. Und genau diese Eigenschaft fiel Lilli seit geraumer Zeit ganz besonders auf. Ferner fiel ihr auf, dass ihr das gefiel. Sie WOLLTE von Márta berührt werden. Hilfe, dachte sie. "Das bisschen Sport nützt eh nix", stellte Imre fest und griff sich zur Bekräftigung mit einer Hand unter den Pullover und tätschelte den Speck, der deutlich sichtbar zum Vorschein kam. Die Knopf war TATSÄCHLICH auf. Lilli schluckte. "I don't like the drugs but the drugs like me-he", sang er frohsinnig und griff nach einem Schokoriegel, der auf dem Tisch lag.

So fünfundneunzig Kilo hat der inzwischen doch bestimmt, überschlug sie in Gedanken. Weil alle drei mit dem gleichen Phänomen zu tun hatten, tauschte man sich regelmäßig über sein Gewicht aus. Lilli hatte es immerhin geschafft, den ganzen November über nicht über fünfundachtzig Kilo zu kommen. Aber bald kam Weihnachten, und da sah sie mit einiger Sicherheit ihre mühsam aufrecht erhaltene Disziplin schwinden. Warum mache ich mir eigentlich so viele Gedanken, ärgerte sie sich. Márta macht sie ja auch keine Gedanken. Sagt sie doch immer. Und Imre scheint es auch nicht besonders zu stören, dass er so zugelegt hat, zumindest zeigt er es nicht. Außerdem, dachte sie, außerdem sehen die beiden so verdammt GUT aus. "Hier ist es heute auch viel gemütlicher", sagte Márta, warf einen Blick auf das trübe Grau vor dem Fenster und begann, mit dem Zeigefinger Muster auf Lillis Knie zu malen. Lilli bekam eine Gänsehaut. "Weißt du was", fügte sie versonnen hinzu, "ich finde, du siehst viel schöner aus, seit du nicht mehr so dünn bist." WIE BITTE?! "Wie bitte", hauchte Lilli, denn zu mehr war sie im Augenblick nicht fähig. "Ja", sagte Márta, "ich find wirklich. Was meinst du", fragte sie und sah Imre an. "Ähem", räusperte er sich, "äh - ja - doch, nee, find ich auch." Er wurde rot und Lilli spürte, dass sie ebenfalls rot im Gesicht sein musste, und zwar SEHR rot. Márta drehte sich schwungvoll auf den Rücken, die Matratze ächzte unter ihrem Gewicht. Sehr vertraulich kuschelte sie ihren Kopf an Lillis Pullover, griff nach ihrer Hand, und legte sie auf ihren Bauch. Sie bewegte Lillis Handfläche gemächlich auf und ab, Lilli ließ es geschehen. Márta war sensationell weich, das Gefühl des üppigen Fleisches unter ihren Fingern war unbeschreiblich. Ihr wurde ganz schwindelig. Die Hand wurde immer höher hinauf geführt, bis sie schließlich Mártas vollen Busen spürte. Ihr wurde beinahe schwarz vor Augen.

OHGOTT, wurde es ihr siedendheiß bewusst, und Imre GUCKT UNS ZU. Sie sah ihn an, ihre Blicke trafen sich. Er hatte die Lider halb gesenkt und machte nicht den Eindruck, als missfiele ihm, was hier geboten wurde. Mutig legte Lilli die andere Hand auf sein Bein, dass noch immer über der Bettkante lehnte. Er zuckte zusammen. Dann stand er hektisch auf. "Ich äh - vielleicht solte ich doch besser lernen gehen", stammelte er. Márta sah überrascht auf. "Wie - JETZT", fragte sie ungläubig. "Ja", erwiderte er matt und war auch schon aus der Tür. "Ob ich was falsch gemacht hab", fragte Lilli verstört. "Quatsch", entgegnete Márta und schlang einen Arm und ihre Taille, "der ist bloß schüchtern." Die Bewegung hatte ihren Pullover verrutschen lassen und Lilli hatte nun freie Sicht auf die drei Speckrollen über Mártas Rock. Ihr war immer noch schwindelig, und angesichts der Hitze zwischen ihren Beinen, überließ sie sich willenlos Mártas Umarmung.



Eine Stunde später:

"Marta?" "Ja, Lilli?" "Ich wußte gar nicht, wie schän das mit einer Frau ist." "Ich schon. Allerdings muß an ihnen was dran sein." "Aber ich bin doch viel dünner als Du?" "Noch." "Hast Du denn schon mal mit einer Frau?" "Ja. Mit einer Klassenkameradin in Plzen. Da waren wir 16." "War die dicker als Du?" "Ja. 140kg hat sie zu dem Zeitpunkt gewogen." "Mit 16? Boah! Wie denn das?" "Naja, sie hat sich immer extra Creme Fraiche in die Soljanka eingerührt. Und Soljanka gab es bei denen fast täglich. Abgesehen davon war sie wirklich sehr verfressen. Und literweise Cola hat sie getrunken. Aber diese slowakische, mit extra viel Zucker." "Na dann ist es ja kein Wunder." "Und genau so unersättlich war sie eim Sex. Ich kam mir unten vor, wie ein Joghurtbecher, so hat sie geschlürft und geschmatzt." "Na, da scheinst Du es ja eher zärtlich zu mögen." "Ja, sie war in der Tat sehr wild." "Und was wurde aus ihr?" "Weiß ich nicht. Sie begann nach der 10. Klasse eine Konditor-Lehre in Cheb." "Sahnige Aussichten." "Das kannst Du laut sagen." "Marta?" "Ja, Lilli? "Siehst Du das grüne Licht da oben?" "Wo?" "Über der Tür, hinter diesen Schlitzen." "Ja." "Ich könnte schwören, daß das vor 3 Tagen noch nicht da war." "Wird wohl wieder ein Rauchmelder sein." "Scheint aber anders zu funktionieren als der im Schwimmbad." "Warum?" "Na, der hier hat ne rote Diode. Nee, warte mal, gestern Nacht war sie die ganze Zeit grün." "Also doch ein Bewegungsmelder?" "Keine Ahnung. Das Zimmer ist zu klein, um das gescheit zu testen." "Ist ja auch egal." "Jo." "Marta?" "Ja, Lilli?" "Können wir in Zukunft öfter kuscheln?" "Wars schön?" "Es war himmlisch." "Klar. Warum nicht. Ich fands auch toll. Du bist nicht so wild und fordernd wie meine damalige Klassenkameradin." "Ich wiege ja auch keine 140kg. Und Du auch nicht." "Noch nicht." "Hoffentlich nie." "Warum?" "Was meinst Du, was zu Hause unsere Kolleginnen sagen werden, wenn wir so fett wiederkommen?" "Sieht ja keiner unter den Klamotten." "Nein? Schau Dir mal Dein Doppelkinn an! Das schlacckert bei jeder Bewegung." "Das ist noch fast 4 Jahre hin." "Trotzdem." "Na und? Das ist normal in der EU. Schau Dir doch mal die EU-Kommissare in Brüssel an, die von Jahr zu Jahr fetter werden." "Wir sind aber nicht in Brüssel." "Aber in einem EU-Lehrgang. Nebenfach: Arbeitsessen." "Muahahahahahah!" "Lilli?" "Ja, Marta?" "Mir wird kühl." "Bei Deiner Speckschwarte?" "Klar, wenn Du die ganze Decke hast." "Oh, sorry." "Oh, guck mal." "Was?" "Das Licht ist grün geworden." "Seltsames Teil. Deutsche Technik ist kompliziert." "Das kannst Du laut sagen." "Komm, laß uns mal runter, wiegen gehen." "Jau. Nanu, wo ist jetzt mein Slip?"



Kapitel 6

Man sang ein wenig bekanntes Weihnachtslied. Keiner verstand auch nur ein Wort, aber alle sangen mit Inbrunst mit, was sie vor sich auf dem Zettel lasen. Wenigstens die Melodie war bekannt und Imres Klavierbegleitung verlieh dem ganzen noch zusätzlich eine ganz besonders besinnliche Stimmung. Die Wahl, wer den Nikolaus spielen sollte, war auf Marta gefallen, weil ein Nikolaus ja stattlich sein sollte und das traf auf Marta mit ihren über zwei Zentnern in ganz besonderem Maße zu. Damit war auch sie diejenige, die das Programm aus Weihnachtsliedern festlegte und sie war auch diejenige, welche zusammen mit Lilli die Spenden verwaltete, mit denen die kleinen Nikolausgeschenke finanziert wurden, verwaltete und bestimmte, wer welches Geschenk bekam. Sodann las sie ihre Sprüche vor und Lilli mußte einige von ihnen auch mit der Rute verhauen, namentlich diejenigen der Lerngruppe A. Die beiden hatten sich überlegt, keine Süßigkeiten zu verschenken, weil die ohnehin überall herumstanden, sondern jeweils etwas Bleibendes mit einer gewissen Bedeutung. In einem Scherzartikel-Laden hatten sie drei Stoppuhren erstanden, die rückwärts gingen. Genau das richtige für die drei von der Marathon-Fraktion, die mittlerweile nach jedem Waldlauf ziemlich eingesaut aussahen und danach für eine halbe Stunde die Duschen in der Unterkunftsetage blockierten. Das würde ein Spaß werden, wenn sie die Stoppuhren beim nächsten Waldlauf ausprobierten. Da sie als einzige immer noch die gleiche Uniformgröße wie am Anfang hatten, machte sich bei ihnen langsam aber sicher die mäßige Stoffqualität bemerkbar. Nach 20 Wäschen sahen die drei ziemlich ausgeblichen aus. Besser sah schon die Lerngruppe B aus, nachdem sie letzte Woche geschlossen ihren ersten Uniformtausch vorgenommen hatten. Sie hatten jetzt alle eine Größe mehr, was man aber so nicht sah. Aufgrund ihres hohen Kommunikationsbedarfs beim Verabreden waren sie über vier Prepaidkarten für ihre Mobiltelefone hocherfreut.

Niemand konnte so richtig verstehen, warum sich Frau Dr. Desideria über das wunderschöne Opernglas nicht so recht freuen konnte, stattdessen einen hochroten Kopf bekam, nur noch rumstottern konnte und das schöne Nikolausfest nach der Bescherung auch recht früh verließ. Auch Imre war ziemlich verlegen, als er die Klavierpartitur für Maurice Ravels "Bolero" geschenkt bekam, fing sich allerdings im Gegensatz zu Frau Dr. Desideria recht schnell wieder. Er wendete sich wieder den Leckereien zu und man konnte deutlich sehen, wie sich seine Speckbrüste unter dem zu engen Pullover abzeichneten. Um sein Doppelkinn zu kaschieren, hatte er sich mittlerweile einen etwas seltsam getrimmten Bart wachsen lassen. Lange hatten die beiden überlegt, was man Herrn Prof. Moorhaus schenken könnte. Was die beiden wußten, war, daß er ein Zahlenfanatiker war und dazu neigte, deren qualitative Bedeutung manchmal etwas zu vernachlässigen. Sie kannten auch seine Obsession fürs Internet. Auf gedruckte Lehrmaterialien gab er nicht viel. Sein Spruch "Papier veraltet permanent" war ein legendäres Zitat am Institut. Seinen gesamten Unterricht bereitete er deshalb online vor. Über seine privaten Vorlieben wußten sie nichts. Sie wußten aber, daß er vier Jahre in Amerika unterrichtet hatte und oft über diese Zeit sprach. In dem Zusammenhang war ihnen aufgefallen, daß, wenn er etwas lobte, stets die Formulierung "Eine runde Sache" verwendete. Offensichtlich hatte er ein Faible für Kreise und Kugeln, weil sie weder Anfang noch Ende haben. Sie wußten aber, daß er unverheiratet war, weil er sonst zusammen mit seiner Frau außerhalb wohnen würde und nicht in einer kleinen Dienstwohnung.

Sie beschlossen, sich also einen kleinen Jux zu erlauben und kauften in dem gleichen Scherzartikel-Laden einen Kalender voller Fotos üppiger Damen und verpackten ihn sorgfältig. Eigentlich sollte es ja passen: Es war Papier, es war amerikanisch, es waren Zahlen, es waren runde Sachen, es waren Frauen und es war ein Organisationsmittel ohne Internet. Sie wußten aber nicht, ob sie damit nicht möglicherwise auch in ein Fettnäpchen treten würden, immerhin war das ganze sehr anzüglich. Um so erstaunter waren sie, als er den Kalender auspackte und mit jedem Blatt, welches er umdrehte, lauter und wiehernder anfing, zu lachen. Er lachte und lachte und hörte gar nicht mehr auf. Die Tränen traten in seine Augen und er verschluckte sich mehrmals. Das einzige, was er immer wieder sagen konnte, nachdem er sich beruhigt hatte, war "You made my day!" immer und immer wieder. Das schönste Nikolaus-Geschenk hatten sich die beiden aber schon gegenseitig am Nachmittag gemacht... Es wurde noch ein sehr lustiger und nahrhafter Abend. Zur Feier des Tages gab es nämlich extra fettige Blätterteig-Pastetchen mit extra cremigem Ragout-Fin und dazu den ersten Glühwein. Am heftigsten hauten natürlich wieder die drei Gestalter des Abends rein. Sie hatten es sich ja auch redlich verdient...


Kapitel 7

Imre hockte mäßig motiviert auf einem Tisch in der Bibliothek und schlenkerte mit den Beinen. Halbherzig versuchte er Professor Moorhaus' Unterricht nachzubereiten, weil er sich zum wiederholten Male nicht hatte konzentrieren können.

Die mittlerweile schon mehrere Wochen anhaltende Konzentrationsschwäche hatte einen sehr konkreten Grund. Und dieser Grund manifestierte sich in exakt zwei Personen: Márta und Lillemor. Er konnte noch immer nicht an den bewussten Vorfall im November denken, ohne sofort in schlimmes Peinlichkeitsschwitzen auszubrechen. Aus eigenem Verschulden, vor lauter Dämlich- resp. Feigheit hatte er verdammt noch mal ein VERDAMMTES, WASCHECHTES PORNOERLEBNIS MIT ZWEIDRITTELFRAUENMEHRHEIT vermasselt. Und das Allerkatastrophalste daran war: er war zu Tode davon überzeugt, dass die beiden blöden Kühe seitdem was miteinander hatten. MITEINANDER! Aber leider ohne IHN. Es war zum Davonlaufen. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken.

Aber innerlich musste das Missgeschick kompensiert werden. Da Imre kein Faible für Drogen hatte, bot sich, naheliegenderweise, nur eines an: nämlich essen.

Ihm fiel auf, dass er sich nicht mehr wie zuvor aus SPASS mit den Mädels fröhlich am Luxusfraß vergriff, sondern dass er Tendenzen zum FRUSTessen entwickelte. Naja, die waren strenggenommen nicht wirklich neu. Das kannte er schon, von vergangenen Bekümmernissen in Liebesangelegenheiten etwa. Nachdem seine erste große Liebe in die Brüche gegangen war, hatte er (vorübergehend) vierzehn Kilo zugenommen. Das Mädchen (Erzsébet hieß sie, die alte Scheißhausfliege) war sich nicht zu schade gewesen, in der Schule daraufhin blöde Witze zu reißen.

Das hatten Márta und Lilli wenigstens NICHT getan. Aber hier lagen die Dinge ja auch ganz anders. Lilli hatte lediglich ihre Flosse auf einer seiner äußeren Extremitäten abgelegt, das war an sich ja nicht mal ein unsittliches Angebot. Andererseits... Egal. Nicht dran denken, rief er sich zur Ordnung.

Inzwischen war es nur noch eine Woche bis Weihnachten, und Imre hatte nicht eben an Lebkuchen und Spekulatius-Zimtstern-Schokolade gespart. Für den Moment des Kauens und Schmeckens fand er diese Art der Ersatzbefriedung durchaus adäquat. Als er allerdings nach längerer Waagenabstinenz tags zuvor sein Gewicht kontrolliert hatte, änderte sich diese Auffassung unvermittelt. Angesichts der dreistellig blinkenden Zahl vor ihm, hätte er sich gern einem spontanen Selbstmordanschlag angeschlossen. Hunderzweikommavier, behauptete das niederträchtige Gerät. Kann gar nicht sein, beschloss Imre, trat einen Schritt zurück und erklomm die Trittfläche schließlich erneut. Hundertzweikommavier. Unverändert. Och nö, dachte er. Er warf einen prüfenden Blick in den großen Spiegel. Verdammte Hacke, er WAR aber auch wirklich ganz schön dick geworden. Leicht verzweifelt drehte er sich ein Stück zur Seite. Ich hab ja einen Arsch wie ein Mädchen, ärgerte er sich.

Boygroupboys hatten immer winzige Ärsche, die ausschließlich aus zwei scharf konturierten Boygroupboyarschmuskeln bestanden. Er hingegeben hatte einen ziemlich breiten, ziemlich runden, und ziemlich weich aussehenden Arsch OHNE jeglichen erkennbaren Muskel. Und über der bescheuerten Badebuxe kam auch kein Waschbrettbauch, sondern hintenrum und seitlich großzügiger Hüftspeck, vornerum ein wohlgerundeter Bauch zum Vorschein. Ohne Waschbrett. Muskulöses fand sich ebenso wenig im Brustbereich. Geil, dachte Imre sarkastisch, ich kann ja die BHs der Mädels auftragen, die denen zu klein geworden sind.

Zu allem Überfluss bewegte sich auch noch ALLES mit, wenn er sich bewegte. Ich bin ein verdammter Pudding, befand er resigniert. Ein Pudding mit Bart, fügte er in Gedanken hinzu, und war halbwegs froh, dass er wenigstens letzteres problemlos ändern konnte, was er, zurück auf seinem Zimmer, dann auch als erstes tat. Kaschieren konnte er damit ohnehin nichts mehr.


Imre blätterte eine Seite zurück und stellte fest, dass er schon wieder abgeschweift war. Und dass er, scheinbar völlig ohne sein eigenes Zutun, schon wieder nach einem Brownie aus der Schale neben ihm gegriffen hatte. Ach, ist jetzt auch egal, dachte er trotzig, ich bin höchstwahrscheinlich unterzuckert, ich brauch halt was Süßes.

Zum neunhundertsiebenundzwanzigsten Mal in den letzten zehn Minuten schummeltes sich die Visagen der beiden Mädchen in sein Gedächtnis. Es war zum Verrücktwerden. Und ständig musste er so tun, als wäre alles in Ordnung. Wenn er bloß an die beknackte Nikolausfeier dachte. Mit ihren granatenmäßigen Spaßgeschenken waren sie sich vorgekommen wie die preisgekrönten Comedyheldinnen. Er hatte versucht, zu grinsen, als er den blöden Boleroscheiß überreicht bekam, aber das war wohl ein bisschen danebengegangen. Naja. Trotzdem fragte er sich, warum Moorhaus so gelacht hatte. Dieser Kalender mit den dicken Frauen - der hatte sich ja darüber kaputtgelacht. Gar nicht wieder eingekriegt hatte der sich. Vielleicht steht er drauf, überlegte Imre, der guckt auch immer Márta so komisch an. Und Márta ist wirklich ziemlich dick geworden. Dicker als er selbst sogar, und das als Mädchen. Vielleicht spielte ihm aber auch einfach nur seine trieborientierte Phantasie einen Streich und Moorhaus guckte gar nicht komisch.

Die Bibliothekstür knarrte. Imre sah auf. Eintrat Hladko. "Hi", grüßte er betont lässig, "lernst du?" Nee, dachte Imre übellaunig, ich sitze am Strand und lasse mich von meinem Harem massieren. "Sieht so aus", sagte er. Hladko fuhr sich durch das kurz gehaltene Blondhaar und schwang sich neben ihm auf die Tischkante. "Wo sindn deine beiden Mädels", fragte er. "Das sind nicht MEINE Mädels", fuhr Imre ihn an. Hladko hob beschwichtigend die Hände. "Schon gut, war nurn Witz. Sind ja auch ziemlich, hm, stämmig geworden, die beiden, richtig propper, HAHA, da stellt man sich ja eigentlich schon eher was anderes vor", lachte er dreckig und rammte Imre kameradschaftlich den Ellbogen in die Rippen, bzw. dorthin, wo er seine Rippen vermutete. Imre grummelte Unverständliches und hoffte, dass Hladko möglichst bald mit der anderen Hand in das Kaugummi fassen würde, das unter der Tischplatte klebte.

"Aber du hast ja auch ganz schön was auf die Rippen gekriegt, haha", setzte Hladko hinzu und wiederholte die Sache mit dem Ellbogen. "Na und", gab Imre wortkarg zurück. Hladko machte eine ruckartige Bewegung und beguckte sich angewidert seine Finger. "Ih", stöhnte er, "da hat irgendeine Sau ein Kaugummi hingeklebt." HÄHÄ, dachte Imre. "Eklig", sagte Hladko, "ich geh mir mal die Hände waschen. Ich wollt ja eigentlich auch mal was tun hier... naja, komm ich halt später wieder. Bis gleich mal." Imre sah Hladko nach. Nee, dachte er, viel gemeinsam haben wir nicht. Viel gemeinsam hatte er hier eigentlich nur mit Lilli und Márta. Es muss sich was ändern, beschloss er. Es lohnte sich einfach nicht, länger auf schüchtern zu machen. Es WÜPRDE sich etwas ändern. Und zwar BALD, schwor er sich.

unterdessen...

rakapituliere ich in Gedanken zum dritten Mal Imre halb nackig vor dem Spiegel. Perfekt. Der brauchte gar nicht so ein beklommenes Gesicht zu machen. Wie er da so kritisch an seinen dekorativen Pölsterchen rumgetastet hat, mir wird schon ganz schwummerig. Mein lieber Schwan. Eben hab ich mir ein paar meiner Lieblings-Márta-und-Lillemor-Szenen gegönnt.

WHOAAAH. Manchmal finde ich es fast schade, dass ich das Freund Moorhaus vorenthalten muss. Wo ich doch so kommunikativ bin. Aber das wäre zu riskant. Bei aller Liebe für dieselbe Sache - man muss vorsichtig bleiben.


Kapitel 8

Tagebuch von Marta Krajcek Sonntag, den 3.1.2004

Liebes Zurnal,

Nun sitze ich also im Zug zurück von Plzen nach Frankfurt, nachdem wir 2 Wochen Weihnachtsurlaub hatten. Ich freue mich auch, wieder die anderen zu sehen. Ob die in den zwei Wochen auch so zugelegt haben wie ich?

Das war ein ganz schönder Kampf, bis ich durchgesetzt hatte, die Heimreise nicht mit dem Flieger, sondern mit der Bahn anzutreten. Die Gründe: - Ich wollte nach Plzen zu Babicka, und nicht nach Prag. - Die Bahn hat breitere Sitze und besseres Essen. - In der Bahn kann ich besser lesen, schreiben, futtern und Walkman hören. - 5 1/2 Stunden eine Strecke ohne Umsteigen ist ja nun wirklich locker.

Aber das war nicht der einzige Kampf am Abreisetag. Als ich das erste Mal seit fast vier Monaten Privatklamotten anziehen wollte, traf mich fast der Schlag. Nix paßte. Ja, gut, bei Imre und Lilli war es genauso, aber die beiden waren wenigstens so clever, sich in der Woche zuvor in Frankfurt noch mit einer neuen Garnitur einzudecken, ich hingegen habe das irgendwie total verpennt. Die haben neuerdings so leckeren Pudding, da könnte ich stundenlang von essen. Und genau an jenem Samstag, an dem ich das gemacht habe, waren die wohl Klamotten kaufen. Treulose Tomaten. Hätten mich ja mal mitnehmen können.

Naja, so bin ich eben in Schuluniform heimgefahren und hab mir am 23. die Garnitur in Plzen gekauft. Gottseidank hat das keiner so richtig mitbekommen, weil die andern ja alle in Desis Kleinbus zum Flughafen saßen, während der Prof mich zum Hauptbahnhof brachte. Die Klamotten, die ich mir in Plzen gekauft habe, waren Stretch und eine größe größer gekauft. Trotzdem kneifen und spannen die jetzt schon wieder. In die Schuluniformen paß ich gar nicht mehr rein. Die werde ich morgen früh erstmal tauschen müssen.

Es hat bei Babicka aber auch zu gut geschmeckt. Endlich mal wieder bodenständige Küche. Und ich konnte soviel essen, wie ich wollte. Bei meinen Eltern in Prag hätte das bestimmt wieder Knatsch gegeben. Naja, die kamen ja an Weihnachten vorbei, damit die ganze Familie feiert. Sie haben *sehr* pikiert geguckt, sich in Gegenwart von Babicka nichts zu sagen getraut. Mein kleiner Bruder hingegen bekam richtig glänzende Augen. Dauernd hat er versucht, meine Speckrollen anzufassen.

Das beste bei Babicka war, daß ich ihr bei der Zubereitung des Festessens helfen durfte und hinterher alle Soßenschüsseln und Puddingschüsseln auslecken durfte. Babicka kocht ja gewwohnheitsmäßig so viel und so reichhaltig, daß wir normalerweise nach Weihnachten bis Dreikönig nur noch Reste essen. Seltsamerweise blieb diesesmal fast nichts übrig und die Reste waren bereits zum 27. alle vertilgt. Ich habe aber bestimmt auch doppelt soviel gegessen wie im vorigen Jahr.

Es fiel mir außerdem auf, daß ich in Plzen *ständig* Hunger hatte. Das kannte ich vorher noch nicht. Wahrscheinlich lag es daran, daß diese ganzen Süßigkeiten, die es in Kronberg immer und überall gab, bei Babicka nicht im Haus waren. Ich war aber auch irgendwie zu faul, aus dem Haus und in den Konsum zu marschieren, solange ich bei ihr den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen und mich mit ihrem deftigen Essen und gutem Budweiser Bier über Wasser halten konnte. Leider hatte sie keine Waage im Haus. Naja, das Wiegen werde ich nachher erst mal nachholen. Vor 2 Wochen war es ja 111kg. Das habe ich natürlich niemandem erzählt, nicht mal Babicka. Diese kleine zierliche Frau hätte diese Zahl aber mit Sicherheit auch nicht einordnen können.

Oh Mann, ich hab schon wieder Hunger, dabei war ich gerade erst im Speisewagen. Mal im Gepäck kramen, was da noch ist. Ah, noch ne Literflasche Cola, immerhin. Ach ja, und das ganze olle technische Gedöns für den Prof. Zum einen das olle Tesla-Radio von Babicka, was sie nicht mehr braucht, zum anderen mein analoges Handy, was ich noch in Prag hatte und was mir meine Eltern mitgebracht haben. Das Handy ging noch, aber mit dem Radio bekam ich auf FM nur deutsches Fernsehen rein. Und hier im Zug funktionieren weder das Handy noch das Radio. Technikschrott. So'n Quatsch aber auch! Frag mich, was der Prof damit alles will. Naja, spätestens morgen erfahre ich es ja.

Mist, die Cola ist alle. Jetzt sitze ich auf dem Trockenen. Gottseidank komme ich in 20 Minuten in Frankfurt an. Dann will ich mal zusammenpacken.


Prof: Frohes neues Jahr meine Damen und Herren. Wie bereits im alten Jahr angekündigt, befassen wir uns heute mit den Telekommunikationsmärkten Regulierungsfragen in den Beitrittsländern. Sie erinnern sich sicher noch daran, was auszuprobieren und mitzubringen ich Sie im alten Jahr gebeten habe. Wer von Ihnen hatte damit überhaupt keinen Erfolg? (3 melden sich) Prof: Das dachte ich mir. In diesen drei Ländern hat es ja auch schon immer westliche Technologie und Marktwirtschaft gegeben. Kommen sie bitte nach vorne. (Kostas, Sumitra und Hladko stellen sich vorne auf) Prof: Meine Damen und Herren, was fällt Ihnen an den Schuluniformen der drei auf? Raukis: Ausgeblichen. Kaaija: Ausgeleiert. Imre: Verknittert. Lillemor: Schlabberig. Marta: Zu groß. Danuta: Kohlensack. Miloslav: Vogelscheuche. (alle lachen) Prof: Das will ich meinen. So leid es mir tut, ich muß Ihnen sagen, daß diese Schuluniformen nicht sehr verschleißresistent sind. Da Sie sie einzigen sind, die es bisher nicht für nötig befunden haben, sie regelmäßig zu tauschen, gebe ich Ihnen Gelegenheit, dieses jetzt nachzuholen. Wir sehen uns dann adrett und geschniegelt zu Beginn des Tutoriums. (Alle 3 ab) Prof: So, das macht den TK-Wust doch schon erheblich übersichtlicher. Sie haben also alle ein analoges Handy gefunden? (alle nicken) Prof: Und Sie haben alle ein Radio mit dem FM-Bereich 66-74MHz gefunden? (alle nicken) Prof: Und Sie haben jetzt beides dabei? (alle nicken) Prof: Wer konnte sein Handy ins Heimatnetz einbauchen? (Lillemor, Danuta, Marta und Miloslav heben die Hand) Prof: Und die anderen? Kaija: In Narva hat es sich im Petersburger Netz eingebucht. Raukis: In Kaunas hat es sich im Kaliningrader Netz eingebucht. Imre: In Györ hat es sich im slowakischen Netz eingebucht. Prof: also bei allen ging was? (alle nicken) Lillemor: Nicht ganz: Ich hatte zwar Netz, konnte aber nicht telefonieren. Prof: Ja, das einzige, was noch geht, ist der Notruf. Aber das Netz wird auch bald abgeschaltet. Nun zum Radio. Ich frage nur zum FM 66-74MHz-Bereich. Wer von Ihnen hatte Fernsehton? (5 melden sich) Prof: Wer von euch empfing östliche Nachbarn, also Rußland, Belarus, Ukraine oder Rumänien? (6 melden sich) Prof: Fräulein Krajcek, Sie haben gar nichts empfangen? Marta: Doch, deutsches Fernsehen. (alle lachen) Marta: Dochdoch, den ARD-Ton auf 67nochwas. Prof: Ja, das war der Sender Ochsenkopf. In Plzen? Reife Leistung. Das sind 120km Luftlinie! Was haben Sie sonst noch empfangen? Raukis: M1 flächendeckend, außerdem EVR, Pukas und FM99. Prof: Sie sind wohl viel rumgefahren. Raukis: Klar, war ja überall Party! (alle lachen) Danuta: In Siedlce gabs OKO, WAWA und Cibie, in Warschau nix. Miloslav: Ungarn knallte voll rein. Imre: Das ist Kossuth. Der ist flächendeckend. In Debrecen, Tokaj und Szobathely gabs auch Lokalsender, aber die sind grauslig. Prof: Nanu, sind Sie auch von Party zu Party gefahren? Imre: Nö, aber ich habe für Frau Dr. Desideria die Kirchen abgeklappert und die Fenstermalereien fotografiert. Prof: Ach Du Schande. Naja, dann holen Sie mal alles raus.

  • raschel* *klapper*

Prof: So, dann machen Sie mal die Handies an.

  • piep* *piep*

Prof: Hat jemand Netz? (alle schütteln den Kopf) Prof: Dachte ich mir. Machen Sie sie wieder aus und machen Sie die Radios an.

  • kracks* *rausch*

Prof: Einmal durchstimmen, bitte. (Es rauscht weiter und nach und nach schütteln alle den Kopf) Prof: Dachte ich mir. Bitte ausmachen. So, dann wollen wir mal gucken was wir da haben. Bei den Handies 2x Nokia, 2x Benefon, 2x Tellit und 1x Maxon. Jo, das spiegelt auch die verkauften Marktanteile recht gut wieder. Hmm, bei den Radios bin ich jetzt etwas überrascht. 2x Panasonic, 2x JVC, 2x Aiwa und nur 1x Tesla? Stimmt, sind alles Dualbandgeräte außer das von Fräulein Krajcek. Ist auch logisch, weil die Tschechen als erste das alte FM-Band verlassen haben, darum wurden dort nie nennenswert viele Dualbandgeräte abgesetzt. Naja, ist auch nicht weiter wild. (Die Lehrgangsteilnehmer gucken sich fragend an) Prof: Was Ihnen hier dokumentiert worde ist, meine Damen und Herren, ist die technische und regulatorische Transformation des Telekommunikationswesens in den Beitrittsländern. Ich habe einen Schaukasten vorbereitet, in dem diese 14 Geräte ihren Platz finden werden. Sie können sich im Anschluß im Sekretariat eine Pauschalerstattung von jeweils 30 Euro pro Gerät auszahlen lassen. Im Gegenzug überlassen Sie alle Geräte dem Institut. Sind Sie damit einverstanden? (alle nicken) Prof: Gut. Der leere Schaukasten mit den 14 Setzkissen steht hier rechts. Legen Sie die Geräte gut sichtbar hinein, und dann können Sie ins Sekretatiat. Ich wünsche Ihnen guten Appetit. (alle ab) Prof: Fräulein Krajcek? Marta: Ja, Herr Professor? Prof: Helfen Sie mir bitte, den Schaukasten ins Foyer zu rollen? Marta: Ist der so schwer? Prof: Nein, aber er ist zerbrechlich und soll nirgends anstoßen. Marta: Klar, ich helfe Ihnen. (im Aufzug) Prof: Sie sind ja ganz schön außer Atem. Marta: Ja, ich hab mich auch zwei Wochen fast gar nicht bewegt. Prof: Ja, und? Marta: Nun bin ich schon außer Atem, wenn ich nur 10 Meter gehe. Prof: Ist das der einzige Grund? Marta: Naja, ich hab wohl auch etwas schwerer an mir selber zu tragen. Prof: Sie meinen, Sie haben zugenommen? Marta: Aber ganz erheblich. Prof: Ist das ein Thema für Sie? Marta: Nö, das ist mir total schnuppe. Prof: So, an diese Wand muß der Schaukasten. Genau so. Danke. Marta: Gern geschehen, Herr Professor.


Notizen Prof. Robert Moorhaus, Fr., 8.1.04, 23:24h, Dienstwohnung:

Ich hasse den Januar! Mehr noch als den November. Im November kann man sich wenigstens noch auf den Advent freuen. Aber im Januar?

Weihnachten ist vorbei, draußen ist es dunkel und matschig, der Alltagstrott geht wieder los, das Schwimmbad wird immer seltener benutzt und die Wiegeeinträge werden auch immer seltener. Und zu allem Überfluß haben die drei, trotz unvermindert heftigem Appetit, in der letzten Woche jeweils ein Pfund verloren. Lillemor ist nun wieder unter 100, nachdem sie gerade anfing, etwas netter auszusehen.

Ich frage mich, wo die drei neuerdings stecken. In der Bibliothek, im EDV-Pool, im Schwimmbad - Fehlanzeige. Gut, Imre hör ich manchmal Klavierspielen, aber wenn ich mal nachgucke ist entweder Frau Dr. D-Dur bei ihm oder er ist allein. Wo die beiden anderen stecken, weiß auch er nicht. Wenn er alleine ist, spielt er meistens herzergreifend traurige und dramatische Sonaten, und das mit einem sehr leidenden Gesichtsausdruck. Fast scheint es mir, als versuche er ein richtig manifestes Problem zu verarbeiten. Seit er sich wieder rasiert und seit er längere Haare hat, sieht er mit seinen Speckbrüsten fast aus wie ein Mädchen. Ich vermute aber mal, daß es nicht seine Figur ist, unter der er leidet. Auch jetzt wieder höre ich sein herzergreifendes Klavierspiel.

Vergangenen Montag gab es ein kleines technisches Highlight, als ich die neuesten Informationen über den technischen und regulatorischen Transformationsprozeß samt eines Querschnittes marktüblicher Verkaufsware der 90er Jahre einheimsen konnte. Beides erlaubt mir eine kohärente Fortschreibung meiner Unterlagen. Aber man merkt bereits, daß der Transformationsprozeß sich seiner Vollendung zuneigt. Eine weitere Fortschreibung werde ich vor Abschluß wohl nicht mehr machen können. Schade eigentlich.

Ich werde morgen mit der geschätzten Kollegin über die fachlichen, aber auch über die sonstigen Fortschritte unserer Schützlinge sprechen müssen. Die derzeitige Entwicklung erscheint mir nicht sehr erfreulich. Eventuell werden wir auch über Maßnahmen beraten müssen, wie wir die derzeitige Stagnationsphase in möglichst zielführender Art und Weise überwinden.

Das Klavierspielen hat aufgehört. Na, dann werd ich mal ins Bett gehen. Zu sehen gbt es heute eh nichts mehr.


(Samstag vormittag, Musikzimmer. Imre setzt sein leidendes Klavierspiel fort. Die Tür geht auf, Moorhaus kommt rein und setzt sich leise auf einen Stuhl gegenüber den Flügel. Imre blickt nur kurz auf, ohne sein Klavierspiel zu unterbrechen. Auf dem Flügel steht eine Obstschale voll mit Snickers und anderen Süßigkeiten, aber nichts davon ist angerührt. Nach 20 Minuten endet sein Spiel mit einem dramatischen Schlussakkord. Er atmet aus. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Der Prof klatscht ein paarmal annerkennend in die Hände.)

"Danke, Herr Professor." "Anstrengender Job, Herr Csavoly, oder?" "Ja, aber solange ich spiele, merke ich das nicht." "Warum?" "Ja, das kann ich schwer erklären. So ernste Stücke erfordern halt volle Konzentration, da kann man sich nicht gleichzeitig von außen betrachten." "Ja, Sie spielen in letzter Zeit nur noch ernste Stücke." "Mir ist halt danach." "Warum?" "Irgendwie fühle ich mich, als sei ich in ein tiefes, dunkles Loch gefallen." "Ja, das ist im Januar so. Weihnachten ist vorbei, draußen ist es dunkel und matschig, der Alltagstrott geht wieder los, es gibt keine Highlights." "Nein, das ist es nicht." "Was ist es denn?" (Stille) "Hören Sie das, Herr Professor?" "Was denn?" "Eben." "Wie jetzt?" "Sie hören nichts. Und ich auch nicht." "Was sollte man denn hören?" "Das, was man sonst auch immer hört." "Und was hört man hier sonst immer?" "...Mädchenlachen." "Sie meinen das unsägliche Geschnatter Ihrer beiden Mitstreiterinnen?" "Geschnatter? Herr Professor..." "Oh, sorry, das habe ich nicht so gemeint." "Ist schon gut. Wo sind die beiden eigentlich?" "Ich weiß es nicht, aber ich kann es mir denken." "Und wo?" "*Seufz*" "Herr Csavoly, Herr Csavoly, sie gucken, wie ich vor 20 Jahren, als ich verliebt war." "Ähm..." "Ist das der Grund? Vermissen Sie die beiden?" "..........jaaa." "Warum gehen Sie dann nicht einfach hin?" "Ach, wenn das so einfach wäre..." "Kommt drauf an. Wer von den beiden ist denn die Dame Ihres Herzens?" "Beide." "Ach, da liegt der Hund begraben! Tja, Herr Csavoly, diese Entscheidung kann ich Ihnen nicht abnehmen." "Das ist mir klar." "Aber ich kann Sie beruhigen. Noch ist ihnen keiner zuvorgekommen. Bei keiner der beiden. Jedesmal wenn ich die beiden sehe, stecken sie ihre Köpfe zusammen." "Das isses ja eben!" "Sie meinen...die beiden...zusammen...also...äh..." "Genau." "Ach du Schande! Hmmm, ja, Hmmm." "Sehen sie? Sie sind Professor, wissen aber auch nicht auf alles eine Antwort." "Vielleicht doch. Es gibt ja immerhin mehrere Möglichkeiten." "Welche?" "1. Die eine ist, beide sind lesbisch. Da ist dann Hund und Katz verloren." "Und was noch?" "Nur eine von beiden ist lesbisch." "Und die andere?" "Da gibt es wieder zwei Möglichkeiten." "2. Entweder die andere ist bisexuell oder sie ist 3. heterosexuell, findet hier aber keinen gescheiten männlichen Partner." "Gibts noch weitere?" "Keine von beiden ist lesbisch." "Sondern?" "4. Beide sind bisexuell, 5. Beide sind heterosexuell, oder 6. eine ist bi und die andere macht mit." "Waren das jetzt alle Möglichkeiten?" "Mal ausrechnen. Zwei Subjekte mal drei Aggregatzustände macht, wenn beide Subjekte austauschbar sind, sechs Kombinationsmöglichkeiten." "Und wenn sie nicht austauschbar sind?" "Dann sind es neun." "Warum nicht zwölf?" "Das Tauschen gleicher Aggregatzustände verändert nicht das Ergebnis." "Stimmt auch wieder. Kommt das in der nächsten Matheklausur vor?" "Das werde ich Ihnen wohl kaum verraten. Aber danke für die Idee." "Und danke für Ihre Idee, Herr Professor." "Welche?" "Die mit den neun Möglichkeiten." "Ach so. Gern geschehen." "Darf ich jetzt weiterspielen, Herr Professor?" "Nur zu." (Während Imre Beethovens Neunte in heiterer und schwungvoller Temperierung anstimmt, verläßt Moorhaus den Raum)


Kapitel 9

Okay, dachte Imre. Es war ein lahmarschiger, trüber, trister, grauer Sonntag, und es wurde ENDLICH Zeit, dem Leben wieder einen Sinn zu geben. Vor den Ferien hatte er einfach nicht mehr den Mut dazu aufgebracht. Zwar war er mit Lilli allein shoppen gegangen, und schließlich war sie diejenige gewesen, die, was ihn betraf, die Initiative ergriffen hatte an jenem denkwürdigen Tag. Also war es doch schon mal unwahrscheinlich, dass SIE lesbisch war - oder? Das wäre dann zumindest EINE der moorhausschen Möglichkeiten weniger.

Die Ferien selbst waren sehr erholsam gewesen, er hatte in aller Ruhe seine Familie und Freunde besucht, und Lob und Bewunderung dafür eingeheimst, dass er Weihnachten in der Kirche Orgel gespielt hatte. Er war selbst überrascht, dass das so gut funktioniert hatte, schließlich konnte er hier nicht üben. Weil die Kirche heimelig geheizt gewesen war, hatte er sogar die Schuhe ausgezogen und sich ein bisschen gefühlt wie in *Schlafes Bruder*. Den Film hatte er sich am zweiten Advent zusammen mit Dr. Desideria angeschaut und war restlos begeistert gewesen.

Und jetzt - jetzt musste wirklich mal was passieren. So ging das nicht weiter. Er hatte sich lange genug im Selbstmitleid gesuhlt und seine Lieblings-Chopin-Préludes rauf und runter gespielt, bis er sie auswendig konnte (insbesondere Nr. 24, in d-moll, allegro appassionato). Es reichte. Er würde jetzt Márta und Lilli einen Besuch abstatten. Und wenn er störte, dann sollten sie ihm das verdammtnochmal SAGEN. Und wenn er NICHT störte - HA! Dann würde man schon sehen.


derweil...

...trommelte Lillemor gelangweilt mit den Fingern auf ihrem angezogenen Knie herum. Der Rock war ein Stück weit nach oben gerutscht und gab den Blick auf ihre fülligen Schenkel frei. Egal, sah ja nur Márta. Und die hatte schließlich auch schon alles ANDERE an ihr gesehen. "Ist was", fragte diese und stützte sich auf den Ellbogen, sodass die Matratze vorübergehend ein Tal ausbildete. "Imre ist in letzter Zeit irgendwie komisch, oder", fragte sie und sah ihre Freundin an. Sie trug eine Kette mit silbernem Anhänger (ein Weihnachtsgeschenk), der die Aufmerksamkeit des Betrachters sofort auf ihren Ausschnitt lenkte. Márta wirkte - wie fast immer - entspannt, ein bisschen träge, und vollkommen mit sich im Reinen. "Seitdem wir das erste Mal", fügte sie hinzu, ohne den Satz zu beenden. "Stimmt", erwiderte Márta und gähnte. "Eigentlich schade. Ich glaub, er will sich nichts anmerken lassen, aber der fühlt sich doch irgendwie ausgeschlossen, oder was meinst du", fragte Lilli. "Ja, das hab ich auch schon mal gedacht", stimmte Márta zu, rollte sich auf den Rücken und klopfte beiläufig auf ihrem Bauch herum, der auch im Liegen alles andere als flach erschien. Einiges geriet dabei in Wallung, stellte Lillemor fest. "Tja", sagte sie, "da müssen wir uns mal was überlegen." "Jau", sagte Márta. Im selben Augenblick klopfte es an der Tür.


Zur gleichen Zeit klopfte es ebenfalls an eine Tür, wenn auch an eine andere, nämlich...

an meine. Ich schrecke so heftig auf, dass ich mir a) das Knie an der Schreibtischkante stoße und b) vor lauter Sternchen erstmal nichts erkenne. Eingeschlafen! Oh Mann, ich bin tatsächlich eingeschlafen. An meinem Schreibtisch. Noch immer etwas schemenhaft mache ich den Schlüssel im Schloss der Bürotür aus und weiß sofort, dass da was nicht stimmt. Ich weiß außerdem sehr genau, WAS da nicht stimmt. Ich habe den Schlüssel nämlich nicht HERUMGEDREHT. Ich dämliche Kuh habe DIE TÜR NICHT ABGESCHLOSSEN!!!!

Moorhaus schiebt seinen freundlichen guckenden Schädel herein. Ich springe wie angestochen auf und taste nach dem Monitorschalter. Sekunden zu spät. Er hat es gesehen. Er hat Márta und Lillemor auf dem Bildschirm geortet. Im nächsten Moment hat er die Tür hinter sich zugezogen und schaut fragend zwischen mir und dem mittlerweile schwarzen Bildschirm hin und her. Mir fällt nichts Besseres dazu ein, als reflexartig in Ohnmacht zu fallen. "Mein Riechfläschchen", säusele ich noch mit letzter Kraft, dann umfängt mich Finsternis.



Moorhaus kratzte sich am Kopf. Dort, wo in Harvard noch sein Toupet gesessen hatte. Ohne Toupet fühlte er sich allerdings wohler und ist froh, hie im Institut seine Glatze spazieren tragen zu dürfen, ohne, daß ihn jemand schief ansieht.

Blitzschnell evaluierte er die Situation: Er, alleine in einem halbabgedunkelten Raum mit einer Kollegin, die ohnmächig aus ihrem Ledersessel gerutscht war und auf dem Boden lag. Auf dem linken Knie hatte sie einen häßlichen Bluterguss.

In Harvard hätte ihm die Gleichstellungsbeauftragte garantiert einen Strick draus drehen können, aber er wußte ja nicht mal, ob es hier am Institut sowas überhaupt gab. Egal, erst mal mußte er Beweise sichern, stieg beherzt über die Kollegin hinweg und schaltete den Monitor an.

Hmm, das mußte wohl eine der Unterkünfte sein. Er war also nicht der einzige hier am Institut, der die Segnungen von Webcams für seine Zwecke zu nutzen wußte. Und wen sah er dort? Die Lerngruppe C, vollzählig beisammen. Imre saß auf dem Schreibtischstuhl, die beidem Mädels lungerten nebeneinander auf dem Bett. Die drei schienen über irgendetwas zu diskutieren. Marta hatte ein Snickers in der Hand und biß davon ab. Leider hatte die Webcam keinen Ton.

Egal, dazu war nun keine Zeit. Er öffnete die Einstellungen notierte die IP-Nummer dieser Webcam auf einem Post-IT und steckte es ein. Um ihr was gutes zu tun, trug er die IP-Nummer der Schwimmbad-Webcam in ihre Einstellungen ein und schloß das Programm. Den Monitor ließ er an. Dann öffnete er den Erste-Hilfe-Schrank, entnahm ein großes Hansaplast und pappte es auf ihr Knie, da, wo die Nylonstrumpfhose gerissen war. Ohne nach dem Riechfläschchen zu zu suchen, beeilte er sich, den Raum zu verlassen. Die Situation war ihm einfach zu heikel.

Nacheinander ging er in seine Wohnung und sein Büro, um auf beiden Rechnern die die neue IP-Nummer den Einstellungen seines Webcam-Programms hinzuzufügen. Als er das getan hatte, begann er zu schauen, was sich da tat. Und was sich da tat!

Imre saß immer noch auf dem Schreibtischstuhl. Er guckte sehr unintelligent, was bei der Sondervorstellung, die die beiden splitternackten Mädels ihm auf dem Bett boten, nicht weiter verwunderlich war. Hmmmm. So hatte er die beiden zuletzt vor Weihnachten im Schwimmbad gesehen, allerdings gab es erhebliche Unterschiede. Die Feiertagskilos machten sich bei beiden gut bemerkbar. Wie zwei rosa Ferkel, die ineinander verschlungen war. Insbesondere bei Marta schwabbelte alles bei jeder Bewegung. Sehr niedlich. Ja, natürlich, selbst beim Sex mußte sie noch mampfen! Irgendwann lösten sie sich voneinander, tänzelten auf Imre zu und begannen langsam und zärtlich, ihn auszuziehen. Auch er hatte über Weihnachten einen ganz schönen Wanst und Speckbrüste bekommen.

Moorhaus beschloß, sich Imres Darbietung zu schenken und beendete das Programm und wechselte zur Schwimmbadkamera. Tatsächlich war jemand im Schwimmbad! Es war die Kollegin im hochgeschlossenen Einteiler mit Badekappe, die sich dort gerade kalt abduschte. Das Pflaster auf ihrem Knie war deutlich zu erkennen. Dann stieg sie ins Becken, schwamm zum gegenüberliegenden Rand, lehnte sich gegen den Rand, breitete die Arme aus, schloss die Augen und atmete sichtbar aus.

Die Arme! In ihrer Haut wollte er gewiß jetzt auch nicht stecken. Mehr noch als er hatte sie durch die Überwachung privater Bereiche (Das Schwimmbad war ja ein öffentlicher Bereich) gegen gleich mehrere Dienstvorschriften verstoßen. Er bemerkte, daß sie immer wieder stirnrunzelnd in Richtung der Kamera guckte. Ja, sie hatte sein Geschenk an sie also bereits entdeckt.

Er startete sein Tagebuch, um das erlebte in Worte zu fassen. Und eines war für ihn klar: Diese drei rosa Ferkel mußten noch viel, viel fetter werden. Bloß wie? Er sah zur Tür und wartete auf eine Eingebung.


Kapitel 10

Mit immer noch leicht zerrüttetem Nervenkostüm sitze ich Moorhaus mit dem größtmöglichen Anstand gegenüber. Ganz wieder auf der Höhe bin ich noch nicht, und das sieht man auch, fürchte ich. Meine Frisur ist noch ein bisschen derangiert, aber das ist hier ja auch kein Beautycontest. Trotzdem bin ich natürlich zu Tode erleichtert - dieser Mensch verbirgt immerhin selbst die ein oder andere Abartigkeit hinter seiner glatten Intellektuellenvisage. Man sollte sich bloß nicht zerstreiten. Nein, das sollte man nicht, auf gar keinen Fall sollte man das.

"Ich hoffe doch, wir können uns auf einander verlassen", sagt er als hätte er telepathische Fähigkeiten, und nestelt ein Pfefferminzbonbon aus seinem Jacket. Er grinst verbindlich, kratzt sich am Ohr, und schiebt das Bonbon im Mund hin und her. Reine Verlegenheitsgeste, vermute ich. Schließlich sitzen wir, wenn auch nicht im gleichen, so doch in einem ähnlichen Boot. Eigentlich ja keine schlechte Ausgangslage, denke ich. Heikel zwar. Aber: no risk, no fun. "Selbstverständlich", versichere ich ihm. Trotzdem stehe ich immer noch unter Schock. Wenn ich aufgeflogen wäre... um Gottes willen, nicht dran denken.

"Noch einen Tee", bietet Moorhaus an. "Danke, gern", erwidere ich und reibe mit dem Zeigefinger über das eingehauene Knie. Meine Nägel haben ungefähr die Farbe von geronnenem Blut, was dramatisch wirken soll. Moorhaus' Büro ist inzwischen ganz ansehnlich geworden. Von einem zwielichtigen, mir aber dafür sehr gut bekannten Antiquitätenhändler habe ich unlängst ein paar hochwertige Cranach-d.-Ä.-Drucke bekommen, den Sündenfall von 1509 habe ich dem geschätzten Kollegen, großzügig wie ich bin, zur Verfügung gestellt. Die Eva kommt mittlerweile allerdings weder mit Lillemors noch mit Mártas Maßen mit, HAHA. Ich selber habe das Pamphlet mit den Vier Hingerichteten hinter meiner Tür aufgehangen. Bin mir aber nicht sicher, ob das ein bisschen zu wüst wirkt. Hladko, der in meiner letzten Sprechstunde zugegen war, ist ein bisschen blass geworden.

Moorhaus stellt zwei volle Tassen vor uns ab und lässt sich mit gravitätischem Seufzen nieder. "Tja", beginnt er und macht ein besorgtes Gesicht, "um es mal direkt anzusprechen: Ihnen ist doch bestimmt auch schon die Stagnation der Lerngruppe C aufgefallen. Immerhin halten Sie sich", er bleckt die akurat überkronten Zähne, "gewissenhaft auf dem Laufenden." Ich greife in meine Kostümtasche, ziehe ein zierliches, bräunliches Fläschchen heraus und träufele ein paar Tropfen Laudanum in meinen Tee. "Ja", stimme ich zu und nehme einen kräftigen Schluck, "ist mir aufgefallen."

"Besonders Lillemor ist davon betroffen", fährt er fort und kramt in einer Schublade. Er legt ein paar umsichtig in Klarsichtfolie gehüllte, ausgedruckte Webcamfotos auf den Tisch, unter denen sich Zahlen befinden. Geile Idee, denke ich anerkennend. "Sie hat sogar an Gewicht verloren, zwar nicht viel, aber immerhin..." Er sortiert die Bilder. "Immerhin zweieinhalb Kilo."

"Hm", entgegne ich unbestimmt, "bei ihr hab ich sowieso den Eindruck, dass es sie am ehesten von allen stört. Dass sie so zugelegt hat, meine ich. Wer weiß", überlege ich weiter, "vielleicht haben ja auch ihre Bekannten in den Ferien blöde Bemerkungen gemacht oder so." "Möglich", sagt Moorhaus knapp. Ich atme geräuschvoll aus und nippe an meinem Spezialgebräu. "Erinnert mich jedenfalls immer an Verfall und Tod." "Wie bitte", fragt er irritiert. "An Verfall und Tod", wiederhole ich, "wenn jemand abnimmt. Möchten Sie auch", biete ich an und tippe mit einem perfekt gefeilten Nagel an das Fläschchen. "Oh", sagt er und hebt abwehrend die Hände, "danke." Er räuspert sich und kratzt sich nachdenklich am Kinn. "Aber da haben Sie recht. Verfall und Tod wollen wir nicht. Wir wollen", er grinst wieder, "im Gegenteil: reiche Sinnesfreuden und das pralle Leben." "Dürfte bei Márta kein Problem sein", konkretisiere ich, "und bei Imre geht garantiert auch noch was. Wir sollten mal einen Langzeitplan aufstellen... alle drei nochmal genau beobachten und überlegen, welche Bereiche man noch optimieren kann."

Moorhaus nickt versonnen, scheint aber auch keinen zündenden Einfall zu haben. Ich lehne mich zurück, verschränke die Arme vor der Brust und sehe an die Decke, die zusehends vor meinen Augen verschwimmt. Ahhh, ja, ich fühle mich schon viel besser. "Vielleicht ein Kochkurs", schlage ich vor. "Kochkurs", fragt Moorhaus. Ich schließe die Augen. "Ja, oder eine Koch-AG, oder sowas. Muss man natürlich anders nennen. Attraktiver. Edler. Möglicherweise haben die Spaß am Kochen... oder backen. Oder Pralinen machen? Pralinen machen wäre gut. Werden angehende Konditoren nicht immer dick? Man muss doch abschmecken. Und unter der richtigen Anleitung..." Ich lehne mich noch ein Stück weiter nach hinten und - ROMMMS. AUA. Das waren wohl ein paar Tropfen zu viel. Über mir schwebt Moorhaus' Gesicht. "Da machen wir doch gleich mal ein Brainstorming zur effizienten Umsetzung." Er macht eine kurze Pause und hebt eine Augenbraue. "Es wäre hilfreich, wenn Sie nicht dauernd überall umkippen würden", erklärt er freundlich, aber bestimmt. "Moorhaus", sage ich, "Sie sind anbetungswürdig."



Kapitel 11

Notizen Prof. Robert Moorhaus, Mo., 11.1.04, 21:07h, Büro:

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Und es hat nur einen Tag gedauert, alles in die richtigen Wege zu leiten.

Eine nochmalige Lektüre der EZB-Schulungsrichtlinien und EZB-Lehrpläne hat den kleinen, aber feinen Passus "Ergänzungswahlfächer (optional)" zutage gefördert. Wichtigste Bestimmung dieses Passus: Es müsse eine echte Wahlfreiheit zwischen mehreren außerfachlichen edukativen Angeboten bestehen. Es dauerte nicht lange, um festzulegen, was für die Lerngruppen am günstigsten sei: Für die Lerngruppe A mußte ein gescheiter Sportunterricht her, um ihren Bewegungsdrang in vielseitigere Bahnen zu lenken, denn ihr Laufpensum hatte inzwischen Ausmaße erreicht, welche weitere Steigerungen ohne drohende Schäden für die Kniegelenke nicht mehr zuließ. Für die Lerngruppe C mußte eine zusätzliche Kalorienquelle erschlossen werden, um ihre Stagnation zu überwinden und ihre (körperliche) Weiterentwicklung sicherzustellen. Eine geeignete Maßnahme dazu wäre ein gescheiter Koch- und Konditorei-Unterricht. Für die Lerngruppe B mit ihrem starken Bezug zu Parties, aber auch zu technischen Gadgets wie Kamera-Handys, bot sich eine Film-AG an, wo sie an Kameras geschult würden und mit diesen dann auch ihre eigenen Ausflüge, aber auch die Fortschritte der anderen beiden Lerngruppen dokumentieren konnten.

Um dieses Lehr-Angebot standfest zu machen, holten wir uns Zusagen von Herrn Meisinger, dem Küchenchef, Frau Weinhold, der Sportdozentin des Instituts, die auch die anderen Fachbereiche betreute und von Herrn Wiese, dem Haustechniker, dessen Vorführ- und Projektionsgerätschaften sein ganzer Stolz waren und der auch die notwendigen Kameras in der Asservatenkammer hatte. Wir erlangten die Zusagen, die Ergänzungsfächer Montags nachmittags und Freitags vormittags jeweils zwei Stunden lang zu unterrichten.

Nachdem das alles noch beim Frühstück klargemacht werden konnte, konnten wir anschließend direkt die Lehrgangsteilnehmer über die entsprechende Änderung im Lehrplan informieren und sie ihre Fächerwahl treffen lassen.

Die Wahl der Fächer brachte keinerlei Überraschungen mit sich. Zu eng war inzwischen der innere Zusammenhalt in den einzelnen Lerngruppen geworden. Man kann sagen, daß die neuen Fächer auf sehr großes Wohlwollen und auch auf Vorfreude stießen.

Am Nachmittag war es dann soweit.

Frau Weinhold verzichtete komplett auf Leichtathletik und setzte erst mal eine Mannschaftsballsportart auf die Tagesordnung. Schnell einigte man sich für Montags auf Squash und für Freitags auf 2+2 Volleyball, und das zunächst mal bis Ostern. Als die drei mit Frau Weinhold am späten Nachmittag vom Squashcourt zurückkamen, waren sie ausgepowert wie lange nicht mehr.

Bei Herrn Wiese stand der Nachmittag komplett im Zeichen der technischen Einweisung. Dazu gehörte auch wie Wahl der jeweils angemessenen Datenträger und Akkuwechsel im laufenden Betrieb. Insgesamt gab es vier verschiedenen Systeme für Innen- und Außenaufnahmen. Freitag würde dann ein geeignetes Sujet zum dokumentarischen Verfilmen diskutiert und entschieden werden. Im späteren Verlauf würde dann noch die Arbeit an Mischpult und Schnittpult hinzukommen.

Herr Meisinger hatte von uns den Fingerzeig bekommen, seinen Kurs möglichst kalorienreich zu gestalten. Er schien uns sofort zu verstehen, jedenfalls grinste er, daß sein breiter Schnauzbart noch breiter wurde als sonst. Er meinte, auf ihn könnten wir uns verlassen. Er hatte vor, sie Montags in die Zubereitung des Abendessens und der Süßwaren und Freitags in die Zubereitung des Mittagessens inklusive Dessert einzubinden. Er fügte noch hinzu, die Lernerfolge würden wir in Kürze zu sehen bekommen.

Und wie nicht anders zu werarten, ließ er die drei den ganzen Nachmittag die verschiedensten Sorten Teig zubereiten und abschmecken. Anschließend mußten sie alle Schüsseln, Schneebesen und Rührlöffel sauberlecken, angeblich, um in der Spülmaschine das Wassersparprogramm verwenden zu können. Ha, das kann ja noch lustig werden. Die Eclairs und das Ragout-Fin und die Sauce Bechamel zum Abendessen waren jedenfalls sehr lecker und die drei haben reingehauen wie schon lange nicht mehr. Kein Wunder, wenn sie den ganzen Nachmittag nur Süßes hatten.

So, ich geh jetzt mal Webcams checken. Ach, sie haben sich was mit aufs Zimmer mit genommen. Die scheinen es ja nötig zu haben. Oh ja, das wird ein dickes Ende geben.


Notizen Prof. Robert Moorhaus, So., 24.1.04, 10:34h, Dienstwohnung:

Nettes Geplansche da im Schwimmbad. Seit die drei Kochen, gehen sie auch wieder öfter gemeinsam schwimmen und neuerdings auch gemeinsam in die Sauna. Ich habe versucht, dort eine Webcam zu installieren, allerdings bekam die nach 40 Minuten einen Hitzeschaden und war kaputt. Also keine Nacktbilder aus der Sauna.

Dafür steigen sie aber wieder regelmäßig auf die Waage, was mir die Dokumentation ihrer Fortschritte erleichtert. Zwei von drei haben ihre Stagnation überwunden. Martha dürfte bis Ostern ihr Ankunftsgewicht verdoppeln. Imre ist ihr dicht auf den Fersen. Hätte er nicht so kräftige Hände, könnte man ihn mit den langen Haaren, den schmalen Schultern und dem Hüftspeck von hinten glatt für ein Mädchen halten.

Dafür treffen die drei sich immer seltener bei Lillemor. Meistens ist sie alleine und liest. Allerdings seltsamerweise, ohne etwas zu naschen. Auch im Seminar macht sie mir Sorgen. Sie läßt ihre Kommilitonen nicht ausreden, sie meint, alles besser wissen zu müssen und auch mir gibt sie Wiederworte.

Den Grund fand ich heraus, als ich Anfang letzter Woche eine Webcam hinter den Lüftungsschlitzen (eine sehr gute Idee von der Kollegin) in Martas Unterkunft eingebaut habe. Von dieser Webcam weiß bislang nur ich. Seitdem kann ich also genau beobachten, was Marta und Imre dort so miteinander treiben. Und Lillemor ist nicht dabei. Imre scheint es zu lieben, wenn Marta auf ihm sitzt und alles an ihr auf und ab wippt, ja selbst ihre Oberarme und ihre Speckrollen am Rücken. Die Cellulitis auf ihren Hintern, Oberschenkeln und Oberarmen wird immer ausgeprägter.

Im Seminar ist Marta mittlerweile eine der eifrigsten, sie redet viel, meist allerdings mit vollem Mund. Ihre fetten Wangen und ihr Doppelkinn wabbeln bei jedem Wort und in ihrem runden Vollmondgesicht könnte ich mich verlieren. Der dünne graue Uniformpullover ist mal wieder zum platzen gespannt und ist in diesem Zustand natürlich nicht mehr ganz blickdicht. Ich sehe immer, ob sie einen BH anhat oder nicht. Selbst ihre Finger, die mit dem Kuli spielen, scheinen dicker geworden zu sein.

Die Webcam hat außerdem erbracht, daß Marta aus Plzen eine Antibabypille mitgebracht hat, die in der Alt-EU seit 1988 aus dem Verkehr gezogen worden ist, weil sie zu massiver Gewichtszunahme führt. Der Packungsgröße nach reicht die für sechs Zyklen. Außerdem steigert sie den Appetit und die Libido.

Jedenfalls ist es schön, zu sehen, daß Marta und Imre ihre Stagnation überwunden haben und kurz vor der 120 stehen. Lillemor stagniert noch und hat derzeit ein wenig den Anschluß verloren, sowohl was das Gewicht, als auch was die Erotik angeht. Aber nichts ist von Dauer.




Die Ergänzungswahlfächer finden nun schon seit vier Wochen regen Anklang. Die Lerngruppe B hat sich nach hitzigen Diskussionen auf das Erwirken einer Dokumentation über das Leben hier im Institut geeinigt. Herr Wiese hätte lieber seine geheimen Regieambitionen verfolgt und einen anständigen Film mit Drehbuch und allem drum & dran gemacht, aber nein. Die jungen Leute wollen einen Dokumtarfilm haben. Ich lach mich kaputt. Progressiv soll es werden, hab ich gehört, und es steht zu befürchten, dass die unter progressiv eine ganz originelle, containermäßige Realitygeschichte verstehen. Naja, vielleicht kommt ja was Spannendes dabei raus. Man könnte ihnen glatt unsere schönen Privataufzeichnungen verscherbeln, HAHA! Hach, ich bin schon wieder ganz obenauf und zu Späßen mit mir selber aufgelegt. Leider ist gerade Sprechstunde, ich kann also schlecht die Füße hochlegen, mich entspannen usw.

Es klopft. "Ja bitte", rufe ich verhalten, beuge mich über einen Schmierzettel mit Horrorcomicfigurentwürfen drauf und tue so, als bearbeitete ich ein wichtiges Schriftstück. Eintritt Lillemor. Aha. Ach ja. Die braucht noch eine Bescheinigung. Ich platziere den einen Arm über dem vollgekrakelten Zettel und lange mit dem anderen nach dem entsprechenden Ordner. Erwartungsvoll steht das Mädchen in der Tür. Hübsch sieht sie aus, die langen Haare hat sie akurat zusammengebunden, Rock und Pullover passen. Hm. Passen? Komisch. Ich beginne mich latent zu sorgen.

"Setzen Sie sich doch einen Moment", strahle ich sie an. Lillemor setzt sich, mir schräg gegenüber. Na gut. Im Sitzen spannen die Rocknähte schon ein bisschen. Sie scheint das auch zu bemerken, und schlägt geniert die Beine übereinander. Irgendwie sieht sie unglücklich aus. "Muffin", frage ich freundlich und schiebe ihr die volle Schale, die auf meinem Schreibtisch steht, hin. Lillemor schüttelt den Kopf. Ich bin sofort alarmiert. "Kleinen Moment, ich suche Ihre Bescheinigung grad mal raus", erkläre ich, blättere gemächlich in meinen Unterlagen und beäuge die Kleine dabei heimlich.

Im Großen und Ganzen sieht sie sehr gesund aus. Hübsches, rundes Gesicht, voller Busen, weiche Schultern und Oberarme, reichlich Speck um die Taille, üppige Schenkel. Was hatse denn? Hat doch gar keinen Grund so miesepetrig zu gucken. "Geht es Ihnen nicht gut", frage ich teilnahmsvoll und halte inne mit der Blätterei. Lillemors Blick schweift von den Vier Hingerichteten zurück zu mir. Hm, vielleicht sollte ich die doch wieder abhängen. Der Anblick kann einen schon irgendwie runterziehen. "Dochdoch", antwortet Lillemor etwas zu hastig. "Fühlen Sie sich hier nicht wohl", hake ich nach. Beiläufig schiebe ich die Muffinsschale näher zu ihr hin. "Doch", sagt sie nach einer kurzen Pause, "doch, ziemlich sogar, bloß..." Bloß? Bloß, bloß...? Bloß WAS?!

"Ach, das ist so blöd zu sagen." "Keine Angst, alles, was Sie hier sagen, bleibt unter uns", beruhige ich sie und lächele sie warmherzig an. Jetzt sach aber ma! Kerrkerrkerr. Sie seufzt. "Ach, als ich Weihnachten zuhause war, da haben ein paar Leute doofe Bemerkungen gemacht. Weil - naja, weil, weil ich letzten Sommer ja doch noch schlanker war." Aha. Dachtichsmirdoch. Lillemor errötet. "Und dann noch die Sache mit dem Kochen... also, das macht mir echt Spaß, aber..."

Ich falte die Hände und sehe wohlmeinend und ernsthaftig drein. "Soll ich Ihnen mal was sagen", beginne ich, "Sie sind ein bildhübsches Mädchen. Außerdem sind Sie intelligent und kommen hier gut voran. Sie haben nette Freunde gefunden, wenn ich das richtig interpretiere." Tue ich offenbar, denn ihre Miene hellt sich auf. HAHA, wenn die wüsste, dass ICH weiß, WIE gut diese Freundschaften sind, HA. "Da sollten Sie über oberlächlichen Kommentaren einfach drüberstehen. Wir alle", setze ich gefühlsduselig noch einen drauf, "mögen Sie so, wie Sie sind." Lieber Himmel, wenn das mal nicht zu dick aufgetragen war.

"Danke", sagt sie. "Hier ist Ihre Bescheinigung", sage ich und halte sie ihr hin. "Danke", wiederholt sie und steht auf. Hm. Sie muss sich in irgendeiner Form zusammengerissen haben mit dem Essen, ihre Figur ist tatsächlich mehr oder weniger unverändert. Dabei waren Moorhaus und ich uns eigentlich sicher, dass der Kochkurs auch an ihr nicht spurlos vorübergehen würde. Es sah immer so aus, als hätte sie sich ergeben. So kann man sich täuschen. Trotzdem sieht sie phantastisch aus. Als sie ihren Rock glattstreicht, bewegt sich ihr schön gerundeter Bauch ein bisschen mit. "Tut mir leid, wenn ich was Blödes gesagt hab", sagt sie verlegen. "Da brauchen Sie sich wirklich keine Gedanken machen", widerspreche ich nachdrücklich. Sie scheint einigermaßen erleichtert. Aber schade, einen Muffin hat sie nicht mehr genommen. Naja. Als sie zur Tür geht, schaue ich ihr nach. Einen ganz schön dicken Hintern hat sie ja. Na, sage ich mir, man muss ja auch nichts überstürzen.


Kapitel 12

Notizen Prof. Moorhaus, Di, 24.02.2004, 08:12h, Grenzübergang Saint-Vith:

Was für ein Chaos! Überall im Kleinbus fliegen die Kamellen vom gestrigen Mainzer Rosenmontagszug herum und ich mit meinem Laptop mittendrin. Unsere Schützlinge, offensichtlich noch mit gehörig Restalkohol, versuchen sich im lauten und falschen Intonieren deutscher Karnevalsschlager, die sie dort wohl aufgeschnappt haben. Meine werte Mitdozentin, die den Kleinbus steuert, hat sich wohlweislich einen Walkman mit Wagners Walküre übergeklemmt, jedenfalls schaut sie äußerst konzentriert drein. Wegen dieses dummen Rosenmontagszugs musste ich das Besuchsprogramm in Brüssel von fünf auf vier Tage zusammenstreichen. Das ging aber einigermaßen, weil wir die Kulturexkursion nach Antwerpen (der Rubens-Stadt!) auf das folgende Wochenende legen und dadurch noch gleichzeitig ausweiten konnten.

Früh um sechs sind wir losgefahren und wären beinahe gar nicht losgekommen, zum einen, weil oben im Wald noch nicht geräumt war, zum anderen, weil einige aus der Lerngruppe B es mit dem Ebbelwoi am Vortag erheblich übertrieben und dementsprechende Startschwierigkeiten hatten. Dank eines kompromisslosen Einsatzes kalter, nasser Handtücher durch die Lerngruppe A und einer beherzten Tiefschneepartie von Frau Doktor Escuderia Ferrari (Hladkos brillante Wortschöpfung) waren wir aber bereits 20 Minuten später auf der A66. Brüssel, wir kommen!

Ein ehemaliger Mitdozent von mir, Alistair McLoaghaire aus Kilkenny, ein brillanter Volkswirtschaftler, der ein wenig aussieht, wie Pumuckl, nachdem er den Meister Eder verschluckt hat, ist in der Generaldirection ECFIN untergekommen und hat den Küchenchef des Berlaiment bereits instruiert, wie er unsere Lerngruppen bekochen soll. Anders als in Kronberg soll es in Brüssel möglich sein, dass drei komplett unterschiedliche Menüs/Buffets angeboten werden, sodass jede Lerngruppe ihren spezifischen kulinarischen Neigungen nachgehen kann. Alistair meinte am Telefon, wir würden unser blaues Wunder erleben!

Was die Lerngruppe C betrifft, die es sich auf der Rückbank bequem macht und dort einen Müller-Milchreis nach dem andern verputzt, so muss ich sagen, dass sie sich erfreulich eintwickelt. So erfreulich, dass sie letzten Freitag geschlossen die Schuluniformen getauscht hat. Imre hat jetzt Bundfaltenhosen in Bauchgrößen, sodass die Tatsache, dass er nicht auf Röcke ausweichen kann, nicht mehr so einschneidende Auswirkungen hat. Lilli und Marta liegen fast und ihre Röcke sind hochgerutscht. Sie geben den Blick auf vier unglaublich fette Oberschenkel frei, bei denen man selbst duch die schwarzen Nylons noch die Cellulitis erkennen kann.

Der Kleinbus ist für Transporte vom und zum Flughafen ja recht nett, aber für längere Streecken ist er auf Dauer nix. Zum einen ist er ja doch recht schaukelig, zum anderen hat das gesamte Gepäck zwar unten reingepasst, aber die ganzen Fressalien mußten wir nach oben mitnehmen. Und die stehen sinnigerweise nun im Gang rum. Was zur Folge hat, dass die erste Palette Müller-Milchreis schon fast komplett vertilgt ist.

Alistair hat mir gestern noch das modifizierte Besuchsprogramm gefaxt, sodass ich im Bilde bin, was den fachlichen Teil der kommenden vier Tage anbelangt. Um 10 Uhr treffen wir ihn vor dem Berlaimont. Was die werte Kollegin allerdings für Samstag und Sonntag in Antwerpen geplant hat, das hat sie mir nicht verraten.

Na klasse, schon 10 vor 10 und eine rote Ampel nach der anderen. Bis Evere war alles super, seitdem nur noch stop and go. Und links und rechts lauter hässliche Glaskästen. Bausünden der Sechziger. Kein Wunder, daß Brüssel von vielen als Moloch empfunden wird. Naja, Gottseidank sind wir jetzt da und da vorne sehe ich bereits Allistair, der uns hektisch winkend in eine Parkbucht einweist. Und – o Wunder – wir sind sogar fast pünktlich!

-

Der Kleinbus hielt, und Imre streckte sich wohlig.

So ließ es sich aushalten. Er schielte zu Lilli und Marta herüber und fühlte sich augenblicklich sehr zufrieden. Vorübergehend überlegte er, ob er sie darauf aufmerksam machen sollte, dass man ALLES sehen konnte, so, wie sie da auf den Sitzen herumlagen. Ach, verscheuchte er den Anflug eines schlechten Gewissens, wir steigen ja jetzt sowieso aus.


Nachdem sich die Umstände zwischenzeitlich so frustrierend dargestellt hatten, gab es inzwischen wirklich keinen Grund mehr, jemand anders sein zu wollen, zum Beispiel. Im Gegenteil, HA! Man verstand sich mehr als gut, Lilli hatte ihre oh-Gott-ich-bin-fett-wie-ein-Wal-Krise überwunden und ließ es sich gutgehen.

Imre war seit einer ganzen Weile schon ziemlich überlegen zumute und er wähnte sich regelrecht beneidet. Tja, es hatte eben nicht jeder die Gelegenheit, mit zwei netten Mädels, und so weiter, HÄHÄ.


„Mach mal hin, Alter“, drängelte Hladko und knuffte ihn in die Seite.

Imre zerknüllte träge ein Kinderriegelpapier. „Eile mit Weile“, gähnte er, „nur keine hektische Hast.“ Er strich sich zum wiederholten Mal die Hose glatt, was natürlich nichts nützte. Die bescheuerten Bundfalten blieben drin, da konnte er machen was er wollte. Aber das Ding war wenigstens bequem, wenn auch nicht unbedingt sexy. Er hoffte, dass in den nächsten Tagen genügend Freizeit bleiben würde, um ein bisschen Shoppen zu gehen. Er musste sich dringend ein paar Sachen beschaffen, die man auch im richtigen Leben tragen konnte, ohne sich vor Peinlichkeit in die Buxe zu scheißen. Die Schuluniformen waren ja nun wirklich das Allerallerletzte. Blöderweise war ihm selbst sein Manson-T-Shirt zu eng geworden, und das hatte er eigentlich immer für RIESIG gehalten.

„Alles klar“, nörgelte Hladko und verdrehte genervt die Augen.

„Und außerdem“, fügte Imre nonchalant hinzu und machte eine großartige Geste, „Ladies first.“

Marta erhob sich zuerst und gewährte dem Betrachter einen aufschlussreichen Ausblick auf ihren ausladenden Hintern. Hladkos verstohlenes Blinzeln entging Imre nicht.

„Tja“, grinste er schief.

„Was, tja“, fragte Hladko gereizt.

„Och, nichts“, entgegnete Imre arglos und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Ey, du glaubst doch nicht“, regte Hladko sich so geräuscharm wie möglich auf, „dass ich irgendwie auf DIE scharf bin, oder was!“

Bist du wohl, du Arschgeige, dachte Imre, so, wie du die beiden immer anguckst. Du willst es bloß nicht zugeben, HA!

„Hab ich das behauptet“, fragte er und hob gespielt überrascht die Brauen.

Hladko schnaufte und sah weg.


Lilli war mittlerweile ebenfalls aufgestanden, schüttelte dekorativ ihr Haar zurecht und drehte sich zu Imre um. „Kommst du“, fragte sie, lächelte auffordernd und verpasste ihm einen Klaps auf den Bauch, der daraufhin erheblich in Bewegung geriet. Ihr Gesicht war deutlich runder geworden und er fand sie viel hübscher als früher.

Gelassen richtete er sich auf und folgte den beiden Mädchen nach draußen. Hladko schob beleidigt die Hände in die Taschen und schlenderte missmutig hinter ihnen her.

-

Der Begrüßungsvortrag durch den Pressesprecher des Berlaimont dauerte heruntergeleiert exakt 59 Minuten. Danach ging es in die Kantine. Dort war nicht viel los, weil die meisten noch keine Mittagspause hatten. Moorhaus hatte dafür gesorgt, dass die Studenten die Kantine nutzen konnten, bevor der Ansturm zur jeweiligen Mahlzeit begann. Es war 11:45 und 12 Personen standen vor der Theke.

Wow, dachte Moorhaus, jetzt weiß ich, warum Bangemann und Wulff-Matthies in ihrer Zeit als Kommissare so unglaublich fett geworden sind. In den Terrinnen und den Auslagen befand sich buchstäblich alles, was der alte Kontinent an kalorienreichen Köstlichkeiten zu bieten hatte, von Smörgasbordhäppchen aus Schweden über duftende Paella, Berliner Erbspüree, fette polnische Soljanka, Lasagne, Tiramisu bis hin zu griechischem Moussaka mit Retsina-Öl, es war alles da.

“Beeilt euch etwas, um 12:45 müssen wir hier raus sein.“

Er war gespannt, ob die Lerngruppe C es schaffen würde, wirklich von allem etwas zu probieren. Er behielt in sofern Unrecht, als dass es beim Probieren der Sachen nicht blieb. In schneller Folge gingen sie mehrmals an die Theke und holten sich zum Nachschlag jedesmal etwas anderes.

Um 12:30 wurde es merklich voller und um 12:45 war wirklich jeder Platz besetzt. Die Beamten und Funktionsträger aus 25 Ländern waren merklich molliger als man es normalerweise in einer Behörde sah. Besonders den Damen mit ihren klassischen Faltenröcken quoll der Hintern rechts und links über den Stuhl. Gottseidank hatten die Stühle keine Armlehnen, denn dann wären einige arg eingeklemmt gewesen.

Als sie die Kantine verließen, wagte Moorhaus einen verstohlenen Blick zurück auf diesen vortrefflichen Mastschweinestall.

-

„Moorhaus“, rufe ich zum wiederholten Mal und wedele ungeduldig mit meiner Serviette vor seinem Gesicht herum, „ich hab Sie was gefragt!“

Er zuckt zusammen und findet endlich in die Realität zurück.

„Ähem“, räuspert er sich „ich war nur grad ein bisschen – abgelenkt.“

Versteh ich. Hier gibt es ja auch eine MENGE zu sehen. HAHA!

„Ich hab gewonnen“, strahle ich zuckersüß, „ich war dafür, dass sie alles probieren. Während Sie“, ich tippe mit meinem akurat lackierten Nagel energisch auf die Tischplatte, „überzeugt waren, dass sie das nicht schaffen. Ich gehe davon aus, dass wir uns GEMEINSAM darüber freuen, richtig?“

Er grinst schief und kratzt sich am Ohrläppchen.

„Da liegen Sie in der Tat nicht ganz falsch“, gibt er zu.

Ich lehne mich zurück und schlage zufrieden die Beine übereinander. In Sichtweite räkelt sich gerade ein attraktiver junger Mann auf seinem Sitz und streicht sich beiläufig über den beeindruckenden Bauch. Nett hier, keine Frage.

„Ich schlage vor, wir schauen uns den Wetteinsatz heute abend einfach gemeinsam an“, stört Moorhaus mich in meiner spirituellen Versenkung, „ist einigermaßen sehenswert.“

„Oh, gern“, stimme ich zu, „dann ist man quasi unter Kennern.“

„Und Genießern“, gluckst er.

„Sehr richtig“, finde ich.

Ich krieg schon ganz feuchte Finger, wenn ich nur dran denke. Der Wetteinsatz war nämlich der Film, den die Lerngruppe B gedreht hatte. Allerdings hatte Moorhaus sich ALLE Bänder besorgt, nicht nur das langweilige Ergebnis, das natürlich längst feierlich vorgeführt worden war. Um genügend Material für ihren Dokumentarquatsch zusammenzukriegen, waren die Herrschaften HobbyfilmerInnen ununterbrochen mit ihren Kameras im Haus unterwegs gewesen. Ein paar hübsche Aufnahmen von unseren Spezialisten leichtbekleidet in der warmen Küche sollen dabei sein, soviel hat Moorhaus schon angedeutet.

Ich vertraue da ganz dem Urteil des sachkundigen Kollegen.

Ach, was IST das Leben manchmal schön.


15:30, Kaffeepause

Aber nicht, wie in deutschen Management-Schulungs-Zentren mit Kaffee und Keksen! Schließlich sind wir ja hier in Brüssel.

Neben Cafe au Lait, Latte Macchiato und Mokka gab es noch diverse Sorten Torte, eine sahniger als die andere. Und dazu konnte man sich noch Schlagsahne nehmen und Zimt drüberpudern.

Die meisten hatten allerdings nur eine Tasse in der Hand, bis auf – natürlich - die Lerngruppe C, die mit ihren überbordenden Kuchentellern und mit kauenden Backen etwas abseits an einer mehrere Meter breiten Magnetpinnwand standen und dort mit großem Interesse die internen Stellenausschreibungen der Generaldirektionen studierten.

Morhaus bekam nur Gesprächsfetzen mit: "...Schweinegeld..." "...Halbtagsstelle..." "...das bisschen Qualifikation..." "...Kantine kostenlos..." "...gemeinsame Wohnung..."

Moorhaus überlegte kurz. Was würden die Nationalbanken der Entsendeländer sagen, wenn deren hoffnungsvollste Talente plötzlich einen komplett anderen Weg als das beabsichtigte Lernziel einschlagen würden?

Auf der anderen Seite hätte er es gut nachvollziehen können, wenn die drei Moppelchen eine gemütliche und nahrhafte Karriere in der EU-Hauptstadt vorziehen würden.

Die Konsequenz wäre, dass die drei Länder neue Lehrgangsteilnehmer entsenden würden und er in Zukunft zwei Jahrgänge zu unterrichten hätte. Ganz abgesehen davon, ob die neuen Lehrgangteilnehmer nicht wieder klassische Hungerhaken sein würden.

Er drehte sich um und stellte fest, dass seine hochgeschätzte Mitdozentin ebenfalls bereits auf das sich in Umrissen abzeichnende Szenario aufmerksam geworden war. Etwas bekümmert blickte sie drein und spiegelte damit exakt den Knacks im Herzen wieder, den Moorhaus gerade spürte.

Im gleichen Moment erschien der Saaldiener und kündigte den Präsidenten der EZB, Jean-Claude Trichet, an, der am Morgen gemeinsam mit den Finanzministern getagt hatte. Hurtig gingen alle in das Auditorium zurück. Zurück am Büffet blieben drei einsame leere Kuchenteller.


Kapitel 13

Tagebuch Marta Krajcek, Di., 24.02.2004, 21:37

Liebes Zurnal,

Brüssel ist lustig. Viel lustiger als Deutschland. Überall wird gelacht, überall ist man freundlich, das Essen ist viel leckerer und alles ist viel interessanter. Die Atmosphäre ist viel heller und freundlicher als in Deutschland und griesgrämige Gesichter sieht man hier nicht. Das babylonische Sprachengewirr ist sehr anregend. Vielleicht lerne ich ja noch ein paar Sprachen mehr als nur Englisch und Deutsch.

Am liebsten würde ich sofort hierbleiben.

Heute nachmittag kamen wir an einer Wandtafel vorbei, an der die internen Stellenausschreibungen der Generaldirektionen hingen. Nach dem Abendessen kamen Lilli, Imre und ich noch mal zurück und studierten sie genauer. Witzigerweise richteten sie sich überwiegend an Bewerber aus den Beitrittsländern, die dies hier normalerweise gar nicht zu Gesicht bekommen konnten.

Es waren über 30 Stellen, die zum 1.5.2004 zu besetzen waren. Allesamt mit einem Anfangsgehalt von über 60.000 EUR pro Jahr. Gemeinsamer Ansprechpartner für Bewerbungen war der Personalreferent des Erweiterungskommissars Verheugen. Es trifft sich ja gut, dass wir morgen nachmittag in genau dieser Generaldirektion sein werden. Lilli, Imre und ich wollen doch mal sehen, ob wir dort nicht irgendwelche Kontakte knüpfen können, die es uns ermöglichen, zum 1.5. nach Brüssel wechseln zu können.

Die Wohnungsmieten in Brüssel sollen zwar der absolute Horror sein, aber mit drei Gehältern sollten wir eigentlich ne gemütliche WG-WG aufmachen können. Und dann können uns diese beiden überkandidelten Dozenten mal von vorn bis hinten gestohlen bleiben.

Morgen wird es sehr interessant.


Epilog

Auf der Terrasse. Ein unbestimmbarer Abend im Mai, idyllisch, die Luft ist mild, eine laue Brise umweht die Nasen von Prof. Moorhaus und Dr. Desideria. Gedrückte Stimmung.


„Tja“, seufze ich und träufele Laudanum in meinen Hagebuttentee.

„Tja“, hickst Moorhaus zurück und starrt konzentriert auf die Weinflasche.

„Schade“, seufze ich und will ihm die Flasche schon wegnehmen, bevor ihm damit ein Malheur passiert.

„In der Tat“, stimmt er wortkarg zu, hebt sein Glas, stellt es wieder ab und nimmt kurzentschlossen einen kräftigen Zug aus der Flasche. Er ist unrasiert. Gar nicht seine Art, normalerweise.

„Wir haben ja noch das Video“, tröste ich uns, „das ist das ganz hübsch geworden.“

Moorhaus rülpst vernehmlich.

„Hö-ähm“, räuspere ich mich.

„Das Video“, lallt er, „können Sie sich irgendwohin stecken.“

„Moorhaus, bitte“, rüge ich ihn halbherzig.

Er fixiert einen Punkt unterhalb meines Knies.

„Sie haben da eine Laufmasche“, stellt er schleppend fest.

Er ist ganz blass im Gesicht.

„Ist Ihnen nicht gut“, frage ich besorgt.

„Nein“, bestätigt er meine Befürchtung und kippt vom Stuhl.

He, Regie! Für dramatische Zusammenbrüche bin ICH zuständig!

„Au“, stöhnt Moorhaus dumpf.

Ich erhebe mich würdevoll, streiche meinen Rock glatt und strecke hilfsbereit meine Hand aus.

„Kommen Sie“, fordere ich ihn auf, „wir gehen rein.“

Matt setzt er sich auf, rückt sein Toupet zurück und reibt sich den Steiß.

„Hicks“, macht er.

„Ich spule schon mal zu der Stelle, wo sich Lilli und Marta gegenseitig mit Kuchenteig füttern“, erkläre ich.

Da wird er hellhörig, hab ichs doch gewusst.

„Fein“, sagt er bescheiden.

Ich gehe rein und hantiere am Videorecorder.

Wenigstens, versuche ich zaghaft an meine verschütteten Reste wohlwollender Menschlichkeit zu appellieren, wenigstens wird es ihnen gut gehen in Brüssel.

Leider ohne uns.

Ich halte das Band an.

„Moorhaus“, rufe ich, „ich wär dann soweit!“

Moorhaus steht schwankend im Türrahmen, tut einen unsicheren Schritt und lässt sich schwer in den nächstgelegenen Sessel sinken.

„Frau Doktor“, sagt er, „ich liebe Sie.“

„Oh“, gebe ich verlegen zurück und erröte zart.

Auf dem Bildschirm kichern fröhlich unsere drei gewesenen Schützlinge.

ENDE Die drei bewarben sich in Brüssel und bekamen die Arbeitsplätze In Brüssel die drei hatten eine WG gegründet um Geld zu sparen aber am Geld lag es nicht die drei Starteten mit Jahresgehältern von 75.000 € und das Essen in der Kantine war all inklusiv also wurden unser drei nicht schlanker. Sie starteten mit einem sehr hohen Gewicht in Brüssel Marta mit 160 kg und Lillemor mit 120 kg und Imre mit 130kg. Durch diesen Überfluss an Essen wurden die drei noch fetter Marta hatte einen riesigen Hängebauch und Brüste und ein großen Hintern und breite Hüften. Lilliemor große schwere Brüste extrem breit Oberschenkel und breite Hüften und einen Hintern so groß wie Martas. Imre hatte einen gewaltige Wampe. Die drei lebten sind schnell ein und allen voran Lilli ließ es sich bei Essen gut gehen ihr Hintern war bald größer als Martas obwohl die auch zunahm.Lilli wog bald 150kg sie trug einen großen fast 2m Hintern mit sich rum. Auch ihr Bauch war gewachsen und sie hatte Irem überholt der auch fetter geworden war und jetzt 145 kg wog. Das hätte er niemals gedacht das Lillemor jemals fetter als er werden würde. Sie hatte auch verdammt große Brüste bekommen so groß wie Melone und sie war auf einem schnellen Weg Marta zu überholen Marta wog 165kg und hatte einen riesigen Hängebauch und große Brüste und einen Hintern so groß wie der vom Pferd. Auch Marta hätte nie gedacht das sie je von Lilli die nach dem sie wieder hätte abnehmen wollen. Jetzt so fett geworden war Lillemor liebte das Essen in Brüssel und es störte sie nicht das sie jetzt fetter als Irem war sie waren ja alle drei nach einem jahr in Brüssel schon sehr fett geworden sie hatte unglaubliche 30kg Fett zugenommen. Marta nur 5kg und Irem 15kg. Aus dem Dorf wo Lillemor herkam gab es Mädchen die gerade mal 30kg wogen Sie wog also 2mal soviel wie das dickste Mädchen in ihrem Dorf die Wog 75kg das fand Lillemor damals sehr fett. Nun war sie doppelt so schwer und wurde in Brüssel noch fetter. Das Gehalt der 3 war auf 500.000€pro Jahr erhöht worden. Lillemor hatte sich in ihrer Heimat eine riesige Villa bauen lassen wo sie nach 3 weiter Jahren und einer Gehaltserhöhung auf 2 millionen € im Jahr wodurch sie als eine der reisten in ihrem Dorf galt sie stellte eine Köchin ein paar Bedienstete und eine Putzfrau ein und legte ihr Geld so an das ihr Vermögen wuchs nach nur einem Jahr hatte sich ihr Vermögen verdoppelt ebenso wie ihr Vermögen wuchs ihr Gewicht auch Marta und ihrem wohnten bei ihr beide wuchsen in die Breite und Wogen zusammen 340kg.

Personal tools