Wir amüsieren uns zu Tode
From Anthologia
Manuskript eines Vortrages für Christen (mit Gedankenimpulsen aus dem gleichnamigen Buch von "Neil Postman")
Contents |
In welcher Welt leben wir heute?
Ein gut definiertes Problem schon halb gelöst« ist. Daher ist es so wichtig, etwas von den Männern zu haben, die in 1. Chronik 12,32 beschrieben werden. Die Bibel sagt, dass diese Männer aus dem Stamm Issaschar „die Zeiten zu beurteilen verstanden und wussten, was Israel tun musste“. Wir müssen die Zeiten verstehen, die kulturelle Atmosphäre, in der wir leben, weil wir nur dann wirklich wissen können, womit wir es zu tun haben – und wie wir effektiv reagieren können.
Zwei Visionen
Eric A. Blair alias George Orwell: „1984“
- Unterdrückung durch äußere Macht
- Bücher werden verboten
- Informationen werden vorenthalten
- Geschichte wird gefälscht
- Wahrheit wird verheimlicht
- Entstehung von Trivialkultur
- Kontrolle durch Schmerz => Info darf keine Aktion nach sich ziehen
- Zugrunderichten durchs Verhasste
Aldous Huxley: „Schöne neue Welt“
- Kein großer Bruder -Die Menschen fangen an, die Unterdrückung zu lieben, die Technologien anzubeten, die ihre Denkfähigkeit zerstören
- Keiner will mehr Bücher lesen
- Überhäufung mit Informationen => Passivität & Selbstbespiegelung
- Wahrheit geht im Meer von Belanglosigkeiten unter
- Geschichte wird zusammenhangslos, da ohne Relevanz
- Verlangen nach Zerstreuung ist fast grenzenlos
- Kontrolle durch Vergnügen (Fernsehen/ Zeitschrift)=> Info zieht keine Aktion nach sich, da keine Relevanz
- Zugrunderichten durchs Geliebte
Joh 18, 37-38
Es war schon immer so, und wird immer so sein, dass ein Mensch die Wahrheit wissen muss, um richtige Entscheidungen in seinem Leben zu treffen. Und diese Wahrheiten müssen ihm vermittelt werden. Es gibt nur wenige Wahrheiten, die der Mensch von Geburt mitbekommen hat, z.B. das Wissen um seinen Schöpfer.
Wie wird Wahrheit vermittelt, und welche Wandlung hat das im Lauf der letzten 200 Jahre durchgemacht?
schriftlich:
- Vorteil:
- spricht Verstand an
- nachprüfbar
- dauerhaft
- erkennbar, was bedeutet, wo irrt, wohin führt
- Nachteil:
- mühsam, viel Arbeit
mündlich:
- Vorteil:
- spricht Verstand an
- einfach
- schnell
- Wechselaktion
- Nachfragen möglich
- Nachteil:
- spricht stark Emotionen an
- flüchtig, keine große Wirkung
- Irrtümer schnell übersehen
bildlich:
- Vorteil:
- große Wirkung
- Anspruch der „Wahrheit“
- „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“
- Nachteil:
- zeigt nur einen Aspekt der Wahrheit
- Spot
- flüchtig
- emotionell
- auf Bild und nicht auf Inhalt konzentriert
- keine Hintergründe
Es gibt Inhalte, die schließen bestimmte Vermittlungsformen aus!
- z.B. Indianerphilosoph: Rauchzeichen sind nicht so komplex, dass man damit philosophieren könnte. Bevor zweites Axiom übermittelt, entweder Decken oder Holz alle.
- z.B. Eine Diashow über die Eigenschaften Gottes. Stelle 'mal Ewigkeit oder Allmacht, oder Heiligkeit mit einem Bild dar. Die Form setzt Grenzen.
Warum das 2. Gebot? (2. Mo 20,2)
„Ein Volk, das sich die Vorstellung von einem universalen Gott zu eigen machen sollte, wäre dazu nicht imstandegewesen, wenn es die Gewohnheit gehabt hätte, Bilder und Statuen anzufertigen, oder seine Anschauungen in konkrete, ikonografische Formen zu verkörpern.
Es heißt: "Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.. Und das Wort wurde Fleisch... (Joh 1)" Und es heißt vom Antichristen, dass er sich ein BILD in den Tempel stellen wird (Offb 13).
Durch Worte - insbesondere die Schrift - lassen sich die wichtigsten Wahrheiten, die den Menschen betreffen, herüberbringen, nämlich alles, was das Wissen des Menschen über Gott beinhaltet (Röm 10,17). Der Glaube lässt sich durch die Predigt/ das Wort Gottes vermitteln. Wer keine Worte mehr versteht, kann Gott nicht mehr verstehen!
Unser Problem
Wir sind dabei, eine wortbestimmte Kultur in eine bildbestimmte Kultur zu verwandeln.
Wortbestimmte Kultur:
Der Mensch bildet sich sein Urteil über wichtige Dinge daraus, was er hört und liest. Amerika Vorreiter 1600-1800
- Höchststand an Allgemeinwissen
- Lesesäle, Vorträge bis 6 oder 7 Stunden
- es wurde unwahrscheinlich viel gelesen; nicht nur Bibel, sondern auch allgemein. „Ackersmann mit Buch in der Hand“
- Der Normalbürger wusste Bescheid! Er war der Ansicht, dass er jedes ihn betreffende Problem durch angemessene Kritik und einen vernünftigen Diskurs lösen könne.
Bildbestimmte Kultur:
- Keine Information, sondern Meinungsmache durch Bilder
- Werbung
- Politik/ Religion
- Bildung durch Bilder => durch Unterhaltung; Talkshows...
Selbst die Nachrichten sind da pure Unterhaltung. Der normale Durchschnittsmensch bekommt den Eindruck, dass er überhaupt nichts an den Zuständen ändern kann; Wer blickt denn da noch durch? Die Welt mag komplizierter geworden sein, aber es ist sicher so, dass unsere Kultur die Kunst verlernt hat, Probleme zu lösen, weil sie durch die Informationsflut den Überblick über die eigene Welt, das Wichtige verloren hat, und sich durch Bilder kein Diskurs über Problemlösungen vermitteln lässt.
Wie überzeuge ich meinen Mitmenschen?
- schriftlich:
- Verfolgen d. Beweisführung
- Kohärenz
- glaubwürdiger Schreibstil
- anerkannte Grundlagen
- Nachprüfen der Fakten
- mündlich:
- vertrauenswürdiges Gegenüber
- glaubwürdiger Ton
- vernünftiger Gedankengang
- leicht zu zeigende und untermauernde Belege
- bildlich:
- Zusehen
- Emotionen => „Fühlen“
- Gefühl, dabei zu sein
- glaubwürdiges Aussehen: „Bilder können nicht lügen“
Diskurs Früher/ Heute
Früher
- schriftlich:
- wenig Zeit; daher: Lesen zielgerichtet, ernsthaft, intensiv
- mündlich:
- Zuhören & Mitdenken stundenlang möglich
- Hintergrundwissen vorhanden
- Interesse vorhanden
- auf Schrift basierend
- bildlich:
- keine bildliche Argumentation; wenn, dann von Mensch zu Mensch => überprüfbar
- keine Emotionen gewollt, sondern Verstand
Wie kam es dazu?
Heute
- schriftlich:
- Lesen ist Zeitvertreib
- Reste von ernsthaftem Lesen noch vorhanden
- Comics/ Fotostories => Lesen, wie Fernsehen!
- mündlich:
- Zuhören nur beschränkt möglich
- Grundwissen oft nicht vorhanden
- kein Interesse für Thema
- wenn kein Bild da: Desinteresse => Unterhaltung statt Diskurs
- Meinungen statt Argumente
- bildlich:
- Infoflut
- oft zusammenhangslos
- es zeigt Fakten, aber keine Ursachen & Hintergründe
- Wahrheit in kleinen Happen
- nicht überprüfbar
- kein Verstand gewollt, sondern Emotionen
Wie kam es dazu?
Bis in 40er Jahre des 19. Jhrd. Infos nur so schnell, wie Eisenbahn => 55km/std.
Dann Erfindung des Telegraphen durch Samuel Morse
- Zusammenhangslosigkeit
- Belanglosigkeit
- Handlungsunfähigkeit
- kontextlose Information: Das Verhältnis zwischen Info & Aktion ist drastisch verändert.
- inzwischen geht jeden alles an
- viele Antworten auf keine Fragen
- kein Recht auf Erwiderung
Dann Erfindung der Photographie durch Louis Daguerre + William Henry Fox Talbot (Negative)
- Sprache, die nur in Einzelheiten spricht
- Beschränkung auf konkrete Darstellung
- zeigt, wie’s ist, aber nicht, wie’s sein soll!
- nicht „Der Mensch“, sondern „ein Mensch“, nicht der Baum, sondern „ein Baum“ => Y Bruchstücke vom „Hier und Jetzt“
"Bilder muss man erkennen, Wörter muss man verstehen“ Gavrie Salomon
Sehen statt Lesen wurde zur Grundlage der Überzeugungen.
Wie verhalten wir uns viel zu oft (unbewusst) in dieser Welt?
Was tun wir mit Wahrheiten/ Informationen, die zusammenhangslos / belanglos sind?
- uns amüsieren! (Kreuzworträtsel, Shows, Spiele, uns 'drüber unterhalten, sammeln
- begraben, vergessen, beiseite schieben
Wo liegt das Problem bei der Unterhaltung mit Facts? Wir fangen an, selbst die Unterhaltung als Grundlage unserer Überzeugungen zu machen, lesen wenig, hören nicht zu. Noch nie wurden so viele christlichen Bücher auf den Markt geworfen und noch nie hatten diese Bücher ein dermaßen unkritisches Publikum, welches sich nicht die Mühe mehr macht, das Gelesene zu überprüfen und auf die Richtigkeit hin abzuklopfen. Bei Allem hat sich inzwischen die goldene Regel vom alten Fritz, dem Preußenkönig durchgesetzt: "Ein jeder soll nach seiner eigenen Fasson selig werden" Es gibt sie, die sogenannten zweifelhaften Fragen, wo man durchaus verschiedener Überzeugung sein kann, aber Gott hat in seinem Wort durchaus Prinzipien aufgezeigt, die wir nicht übertreten sollen.
Wir übertragen das (Fernseh-)verhalten (Wahrheitsvermittlung durch Unterhaltung/ Amüsement) auf unser Verhalten bei der Wahrheitsvermittlung auf andere z.B. Jugendstunde/ Gemeinde/ Freunde
- Zappen erlaubt – wer will, kann malen in der Jugendstunde, kann rausgehen...
- keine Regeln, keine Pflicht
- alles muss schön verpackt sein - nur keine trockenen Bibelarbeiten
- Hauptsache, es ist interessant, neu, wissenswert
- Grundwissen nicht erforderlich - warum denn auch ´ne Bibel mitbringen?
- Anwendung nicht gefordert - bloß keine Entscheidungen herausfordern
Und wenn wir’s nicht so machen, dann gehen die Zuhörer halt einfach! Genauso, wie man den Fernseher auch ausmacht, wenn einem der Film nicht gefällt. Das ist bei dem Fernseher nicht schlimm, aber im echten Leben gibt es nun mal Dinge, die sind weder schön verpackt, noch neu, noch ohne Grundwissen zu verstehen, und verlangen eine gnadenlose Entscheidung. Und die sind wichtig. z.B. die Entscheidung für Jesus, oder die Entscheidung zum Leben im Dienste Gottes, die Entscheidung zur Mission, die Entscheidung für einen Ehepartner, die Entscheidung für einen Beruf oder die Entscheidung zur Taufe. Warum sind viele Wiedertotgeburten tote Christen? Weil sie bei den Evangelisationen den Eindruck gewannen, dass Jesus ein genialer Unterhalter sein muss, das Sahnehäubchen auf mein sowieso schon fast perfektes Leben, ein kostenloses Ramsch-Ticket für die Megaparty im Himmel, die sich an unsere Partys hier anschließt. Problem: Viele Zuhörer wissen instinktiv, dass sie das, was da geboten wird nicht ernstnehmen brauchen, weil es ja nur zu ihrem Vergnügen da ist.
=> Unterhaltung wird zum natürlichen Rahmen jeglicher Darstellung von Erfahrung; weil die Zuhörer, und vielleicht auch wird das so wollen.
Ungewöhnliches Glaubensbekenntnis
Weder Buddha, noch Mose, noch Mohammed oder Jesus boten den Menschen, was sie wollten, sondern was ihnen Not tat! Aber weil wir alles erreichen & behalten wollen, vereinfachen wir alles, stellen keine Forderungen, machen gute Laune und feiern den Überfluss. Wie können wir die unpopuläre Botschaft von einem Gott, der auf alle Fragen der Geschichte, der Philosophie, der Anthropologie, der Physik und Biologie, der Soziologie und Theologie, der ein Überlebenspaket für den Menschen geschnürt hat, Menschen bringen, denen das ganze schnurz-piep-egal ist? - oder, sollte es ihnen nicht egal sein, welche die Fähigkeit verloren haben, Worte zuverstehen und umzusetzen? Wie können wir uns selbst die Unabhängigkeit des Denkens bewahren und nach der Wahrheit forschen?
Worauf sollten wir in Zukunft achten?
- Lesen wir genug und das Richtige?
- Hinterfragen wir das, was wir lesen?
- Suchen wir ernste Gespräche über das, was wir lasen, und geben nicht nur Meinungen, sondern Überzeugungen zum Besten?
- Unterscheiden wir zwischen Unterhaltung/ Zerstreuung und Wichtigem?
- Benutzen wir Bilder, um das Wort zu erklären, zu unterstützen, zu erhellen, anschaulich zu machen? Oder versuchen wir, die Bilder zu präsentieren, um den armen Zuhörer nicht mit abstraktem Wissen zu ermüden? Ist dem Zuschauer/ Zuhörer klar, wo der Spaß aufhört, und der Ernst anfängt?
- Wecken wir Emotionen, oder wird der Verstand, der Wille und der Geist des Menschen herausgefordert?
- Wollen wir uns und den anderen zur Wahrheit führen, oder für uns/ unsere Gemeinde/ Jugend/ Freundschaft usw. gewinnen?
- Sind wir uns darüber im Klaren, dass wir tagtäglich durch alle Medien permanent und dauerhaft angelogen, manipuliert und handlungsunfähig gemacht werden? Können wir die Informationen, die wir bekommen, filtern?
Paulus: 1 Thess. 2, 3-12
- kein Irrtum/ Hintergedanken/ List
- Gott gefallen!
- Keine schmeichelnde Rede
- Habsucht
- Vorbild sein!!!