Hänsel und Gretel Neu
From Fat
Kapitel 1
Hannes und Greta wohnten gemeinsam mit ihren Eltern knapp 80 Kilometer von München entfernt,was die nächste Großstadt gewesen wäre.Die beiden Geschwister verstanden sich im Großen und ganzen ganz gut und verbündeten sich oft gegen die beiden Erwachsenen.Als Greta fünfeinhalb und ihr großer Bruder 7 war,wurde ihre Mutter krank.Schwer krank.Sie kämpfte bis zum Schluss und versuchte es sich ihren Kindern gegenüber nicht anmerken zu lassen wie schlecht es ihr ging.Doch der Kampf war aussichtslos:Der Krebs hatte bereits gestreut und schon Leber und Darm befallen.Greta und Hannes waren untröstlich als ihre Mutter starb,auch wenn sie natürlich noch gar nicht realisieren konnten,was das bedeutete.
Anfangs war auch der Vater der beiden tieftraurig,aber schon bald traf er sich wieder mit anderen Frauen.Ein Jahr nach dem Verlust seiner Gattin stellte er den Kindern seine neue Freundin vor.Ihr Name war Jasmin,sie war Anfang 30 und von Beruf Tätowiererin.Sie war groß,schlank und mit ihren Tatoos und ihrem Nasenpiercing fand Greta das sie gefährlich aussah.Insbesondere das Tatoo mit dem Totenschädel war für die Geschwister Angst einflößend.Aber wie es sich schnell herausstellte,war "die Neue" ihres Vaters echt nett.Die Dame war total freundlich und besonders Hannes freute sich über die Süßigkeiten,die sie den Kindern schenkte. Zeit strich ins Land und Jasmin und der Vater der Kinder verlobten sich.Sie hatten zwar nicht viel Geld,aber Jasmin setzte sich durch und organisierte eine riesige Feier mit professioneller Band,einer vierstöckigen Hochzeitstorte und über hundert Gästen.Die Kosten belastete das Ehepaar,weil sie als Tätowiererin nicht viel Geld verdiente und ihr frisch angetrauter Ehemann seinen Job als Busfahrer verlor.Schon kurz nach der Hochzeit begann ein Wandel im Verhältnis zwischen den Kindern und ihrer Stiefmutter.Hannes und Greta wurden von ihrer neuen Mutter behandelt wie Menschen zweiter Klasse und außerdem ständig angemotzt und unfair behandelt.Aber ihr Vater schien das ums verrecken nicht zu merken.Plötzlich hatte auch er nicht mehr arg viel zu melden.Jasmin beschwerte sich von nun an kontinuierlich über die Geschwister.
Eines Abends,alle waren schon längst zu Bett gegangen,stand Greta nochmals auf,weil sie noch auf die Toilette musste.Zufällig hörte sie im Vorbeigehen aus dem Elternschlafzimmer ihren Namen und blieb stehen und lauschte."Wir können uns die Kinder langsam nicht mehr leisten,Steffen.Ich finde,du solltest sie los werden."Gretas Atem stockte."Wie denn ? Ich weiß ja,auch wie teuer die Kleinen sind,aber was soll ich denn machen ? Ich will ja auch nicht auf der Straße leben müssen.""Die beiden sind doch so beigeistert von der Natur.Wie wär's wenn wir einfach in den Wald fahren und sie mitten im Wald aussetzen."Greta lief geschockt zurück in ihr Zimmer und berichtete alles ihrem Bruder."Keine Sorge,ich hab schon eine Idee.Wenn sie uns zurücklassen,dann nehme ich meinen Kompass mit,dann finden wir auf jeden Fall wieder nach Hause zurück.Am nächsten Morgen taten alle so als wäre nichts gewesen und nach dem Frühstück sagte Jasmin:"Weil es euch in der frischen Luft so gut gefällt,gehen wir heute in den Wald um die Tiere anzuschauen."Bereits eine halbe Stunde später war die Familie auf der Autofahrt in Richtung Wald unterwegs.Es dauerte nicht lange bis das Ziel erreicht war und die Gruppe losmarschierte.Mitten im dichten Dschungel von Bäumen sagte Steffen plötzlich:"Oh,wir haben etwas im Auto vergessen.Wartet kurz hier,wir kommen gleich wieder." und ging mit Jasmin.Als die beiden auch nach einer gefühlten Ewigkeit noch nicht zurück waren,bekam es das achtjährige Mädchen mit der Angst zu tun."Hab keine Angst.Zum Glück hab ich meinen Kompass mit dabei.Wir finden wieder nach Hause.",sagte der ältere Bruder und versuchte so seine eigene Angst zu verdrängen und seine Schwester zu ermutigen.Tatsächlich fanden die beiden auch alleine aus dem Wald heraus und liefen zum Parkplatz,wo sie ein netter Mann im Anzug mitnahm.Ihre Eltern waren ziemlich überrascht,als das Geschwisterpaar zuhause aufkreuzte."Wie habt ihr das geschafft ? Wir haben uns schon Sorgen gemacht.",fragte die Stiefmutter scheinheilig."Mit meinem Kompass.",verriet Hannes stolz.
Am darauffolgenden Sonntagmorgen ging die Familie wieder in den Wald und dieses mal noch tiefer,sodass die Bäume ganz dicht nebeneinander wuchsen und kaum Sonnenlicht durchdringen konnte."Tut mir leid,wir müssen euch hier zurücklassen.",sagte Steffen und Tränen sickerten die Wangen hinunter."Komm jetzt."forderte Jasmin ihren Mann auf und die beiden gingen davon.
Kapitel 2
"Was machen wir jetzt bloß ?",fragte Greta ratlos."Ich würde sagen wir gehen einfach mal darauf los.Am besten immer in dieselbe Richtung.",antwortete Hannes und marschierte los.Nach einer gewissen Zeit kamen die beiden an einem kleinen Bach vorbei und stillten ihren Durst.Gegen Mittag wurde der Hunger immer schlimmer,der nicht mit Wasser aus dem Bach,dem sie folgten gestillt werden konnte.Irgendwann,sie hatten bereits jegliches Zeitgefühl verloren,kamen sie an einem Haus vorbei.Es war klein und alt,aber Hannes entdeckte durch das Fenster eine Torte.Eine alte Frau stand vor der Türe und kehrte ihren Vorhof.