Kemners Theologie

From Anthologia

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Kemner wurde maßgeblich in seinem theologischen Anliegen von Sören Kierkegaard und Hermann Bezzel geprägt. Sein Grundanliegen ist der des Anknüpfungspunktes von wortgemäßer Verkündigung. Sie gelingt dann, wenn sie zur Krisis als Grenzerfahrung des Lebens führt, und so den ewigkeitlichen Ausblick eröffnet (καιρός). Der gottlose Mensch ist Suchender und zugleich Verzweifelter, wenn er den Blick in sich wagt; in seinem Treiben steckt die Sehnsucht nach Ewigkeit. In der Bekehrung des Menschen zu Gott erlebt er aber die Befreiung von sich selbst. Die Aufgabe der Verkündigung ist demnach nicht der Mensch in seiner Denknot, sondern seiner Existenznot, deshalb sucht die Verkündigung die Existenzmitte des Menschen und bedarf ebenso der Dringlichkeit wie des Anstoßes zur Entscheidung. Kemner sieht das Geheimnis der Vollmacht für den Verkündiger in der Gemeinschaft mit Christus, die aber erst durch die konkrete Beichte möglich wird. Für ihn bleibt, in der Verkündigung die eschatologische Hoffnung festzuhalten, hinter den Widerständen schon die Siege Gottes zu sehen. Dabei bleibt für den Glaubenden das rechte Verständnis von Rechtfertigung und Heiligung von grundlegender Bedeutung, ohne das dynamische Christusnachfolge und deren Glaubwürdigkeit nicht möglich ist. Die Rechtfertigung des Christen ist kein passives Geschehnis und die Heiligung kein frommer Aktionismus; in beides ist und bleibt der Glaubende eingebunden. Einem verbissenen, frommen Aktionismus stellt Kemner eine "geheiligte Natürlichkeit" gegenüber und sieht in der Gleichzeitigkeit mit Christus (Kierkegaard) die Bestimmung des Glaubenden.

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